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Die Ohnmacht der Allmächtigen von Heiner Rank
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
03.06.2015
ISBN:
978-3-95655-370-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 410 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Kontakt mit Außerirdischen, Belletristik/Science Fiction /Gentechnik, Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer
Science-Fiction, Abenteuerromane, Science-Fiction: Außerirdische/UFOs
Utopie, Fantasie, Futuristisch, Science Fiction, Spannung, Überleben, unsterblich, Roboter, Genetik, DNA, Klonen, Philosophisch
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Nach hundertfünfzig Metern etwa sah er einen farbigen Lichtschein vor sich. Beim Näherkommen erkannte er eine durchsichtige Strahlenwand aus rubinrotem Licht, die sich tatsächlich wie eine riesige Glocke in die Höhe und nach beiden Seiten erstreckte. Langsam bewegte er sich darauf zu und berührte sie mit der Hand.

Wie erwartet, spürte er weder einen Schmerz noch einen Widerstand. Ungehindert trat er hindurch, schaute sich noch einmal prüfend um, konnte jedoch nichts Ungewöhnliches entdecken. Er nahm Verbindung mit Luka auf und berichtete, dass er ohne Schwierigkeiten die Strahlungsglocke passiert habe und sich nun im Innern des Reservats befinde.

Aus dem Moosteppich zu seinen Füßen wallte der schwefelgelbe Dampf, stieg ihm in die Nase, begann ihn einzuhüllen. Er nahm einen süßlichen, nicht unangenehmen Duft wahr. Seine Glieder wurden schwer, vor seinen Augen sprühten farbige Kringel, verdichteten sich zu einem Tanz dämonischer Fratzen.

Er nahm seine ganze Kraft zusammen und begann zu laufen. Seine Füße schienen aus Blei zu sein, er taumelte, drohte zu stürzen, doch die schwefelgelbe Dampfwolke blieb hinter ihm zurück. Endlich konnte er wieder frei atmen. Die farbigen Trugbilder lösten sich auf, die Bewegungsstörungen verschwanden; nur sein Herz klopfte noch heftig. Er wischte die Schweißperlen von der Stirn, schüttelte den Schrecken ab und marschierte weiter in Richtung auf den Mittelpunkt des Reservats.

Die an- und abschwellenden Pfeiftöne, die er gleich nach der Landung bemerkt hatte, waren allmählich immer lauter geworden; jetzt schien es, als würden sie sich in der Blätterregion über ihm konzentrieren.

Asmo blickte nach oben. Und da stürzten sie auch schon heraus, ein Schwarm blauschwarz schillernder Tiere von etwa einem Meter Körperlänge. Im Sturzflug schossen sie auf ihn nieder, umflatterten ihn. Die ledernen Flügel erzeugten klatschende und zischende Geräusche. Sie schienen einem Albtraum entsprungen, Zwitter aus Fledermaus und Skorpion. Vier Beinpaare mit faustgroßen Saugnäpfen hielten sie gegen den behaarten Unterleib gepresst, an den gekrümmten Schwänzen trugen sie blasenförmig verdickte Stachel, zwei Greifzangen ragten wie Hörner aus den wulstigen Köpfen. Bis auf wenige Meter wagten sie sich an ihn heran. Sekundenlang starrten sie ihm mit grünglitzernden Facettenaugen ins Gesicht, bevor sie den Nachfolgenden auswichen. Ihr Anblick war erschreckend und ekelerregend, geradezu unerträglich jedoch war der Geruch, der sie wie eine Pestwolke einhüllte. Ihre Kreise wurden immer enger, doch schienen sie sorgfältig darauf bedacht, jede Berührung mit ihm zu vermeiden.

Asmo fühlte Übelkeit in sich aufsteigen. Aus dem zerquetschten Moos stieg der Dampf auf und erinnerte ihn daran, dass es besser war, nicht stehen zu bleiben. Die Flugskorpione folgten ihm in einer Wolke von Gestank. Er schlug mit den Armen um sich, doch sie ließen sich davon nicht abschrecken. Die fürchterlichen Ausdünstungen drohten ihn um den Verstand zu bringen; er bedauerte es, dass er keinen Knüppel zur Hand hatte.

„Zum Teufel mit euch, ihr verdammten Bestien!“, schrie er in verzweifelter Wut.

Als hätte sie ein Keulenschlag getroffen, stoben sie mit dumpfen Schmerzenslauten auseinander, stiegen hastig empor und schlüpften in das schützende Blätterdach. Erst allmählich verlor sich ihr Winseln und ging wieder in das gewohnte an- und abschwellende Pfeifen über.

Nachdem Asmo zehn Minuten zügig und ohne weiteren Zwischenfall vorangekommen war, bemerkte er zwischen den gläsernen Baumsäulen die Umrisse eines seltsamen Bauwerks. Er ging darauf zu.

Es war ein kreisrundes Gebilde von ungefähr zehn Meter Durchmesser, das auf einem dicken, drei Meter hohen Schaft ruhte. Asmo erinnerte es auf den ersten Blick an eine riesige weiße Torte. An der Seitenwand des Tortenkörpers befanden sich runde Löcher, unter denen ein Sims entlanglief. Aus der Mitte des flachen Daches ragte ein messingfarbenes Rohr wie der Schalltrichter einer Posaune senkrecht in die Luft.

Asmo betrat vorsichtig die rote Grundplatte, auf der sich das Gebäude erhob, und untersuchte den Schaft von allen Seiten. Das Material bestand aus einem geschmeidigen Stoff mit spiegelglatter Oberfläche. Es ließ sich eindrücken und sogar mit dem Fingernagel ritzen, stellte aber nach kurzer Zeit seine alte Form wieder her, indem die Schnitte zusammenwuchsen und die Vertiefungen sich glätteten. Als er jedoch mit einer schnellen Bewegung dagegenschlug, prallte seine Hand wie von einer Gummiwand zurück.

Da Asmo am Schaft nirgends eine Öffnung fand, musste er versuchen, die Löcher am Außenrand der Scheibe zu erreichen. Aber wie? Über den Schaft war kein Herankommen. Und die Stämme der Dschungelbäume, aus denen er sich vielleicht eine Leiter hätte bauen können, waren so zäh, dass er ohne Werkzeug nichts ausrichten konnte.

„Wie geht es, Asmo?“, hörte er Lukas Seko-Stimme. „Haben Sie schon etwas entdeckt?“

Er schilderte das Bauwerk in allen Einzelheiten.

„Welchem Zweck könnte es dienen?“

„Keine Ahnung, Luka. Das will ich gerade herausfinden.“

„Wollen Sie etwa hinein? Sie wissen doch gar nicht, ob es bewohnt ist.“

„Kontakt mit den Aslot. Darauf sind wir doch aus, nicht wahr?“

„Bitte kommen Sie zurück, Asmo. Es ist genug für heute.“

„Morgen ist das Risiko auch nicht geringer. Ich melde mich wieder, wenn es etwas Neues gibt.“

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