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Der sechste Sinn. Roman von Wolfgang Schreyer
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
01.06.2012
ISBN:
978-3-86394-112-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 512 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Liebesroman/Science Fiction, Belletristik/Liebesroman/Spannung, Belletristik/Liebesroman/Erotika, Belletristik/Biografisch, Belletristik/Erotik/Allgemein, Belletristik/Familienleben, Belletristik/Fantasy/Humorvoll, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Moderne Frauen, Belletristik/Politik
Erotische Literatur, Belletristik: Humor, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Erotische Liebesromane, Biografischer Roman, Familienleben, Belletristik: romantische Spannung, Fantasy: Humor, Liebesromane, Science-Fiction
Stasi, Liebe, Sex, Untreue, Partnersuche, Verantwortung des Wissenschaftlers, Zensur
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Im Altbau öffnete sein Schlüsselbund ihm alle Türen. Ulrike fand nichts dabei, dass er hinter ihr abschloss. Der Kühlschrank, dessen Kauf den Dr. Thor so empört hatte, erwies sich als ein Füllhorn von Leckereien und feinen Spirituosen. Sie folgte seinen Hantierungen wie behext. Ein paar Griffe verwandelten die Couch in ein weich bezogenes Bett, doch kam das immer erst zuletzt, als krönender Lohn dessen, was man zuvor lustvoll von ihm erduldete. "Was trinkst du?", fragte er. "Cinzano, Martini, Bourbon, Scotch oder Gin-Tonic?"

"Wodka mit Tonic wär mir lieber."

"Ist gebongt. Du weißt wenigstens, was du willst."

"Vielleicht mit einem Stück Zitrone?"

"Auch das." Routiniert goss er ein. "Für mein Empfinden hast du sehr besondere Wünsche..." Das geschliffene Whiskyglas in der Hand, küsste er Ulrike beiläufig, fast grob auf den Mund – es wurde Zeit, ihr zu zeigen, wer Herr im Hause war – und sagte: "Sei ein braves Kind, zieh das furchtbare Kleid aus."

"Wie denn, jetzt gleich?"

"Wann sonst?"

"Hast du's aber eilig..." Sie gehorchte, während er bekleidet blieb; eben darin lag der Reiz. Es zeigte sich ihm ein ländlichfester, verlockender Leib. Welche Lenden, was für Brüste, und er Herr über soviel pralle Weiblichkeit! Wirklich ein Hammer, dachte er – vom Scotch beschwingt – in Worten, die ihm nie über die Lippen gekommen wären. Wer so aussah wie sie, der brauchte kein Harmo, um langgelegt zu werden. Doch mit speziellen Partnerwünschen hatte man es schwer. Er war der Richtige für sie. Ihm schien, als erwarte sie seine Dressur, erschauernd im Vorgefühl der Lust. Wollte sie vielleicht gebunden oder geknebelt sein? Nichts dafür war parat, das Aufbewahren solchen Instrumentariums hätte sich noch schwerer rechtfertigen lassen als der Ankauf des Bettzeugs und der Couch.

Er befahl sie an die Schreibmaschine. "Testbericht Nummer 228/489", diktierte er ihr; dies waren die Nummern ihrer Geräte. "Ich, weiblich, Jahrgang 1975, bin dabei, in besonderen Intimkontakt zu treten..."

Ulrike lief rot an, sie ließ die Hände sinken.

"Warum geht's nicht voran?"

"Ich weiß nicht, ob ich das schreiben möchte."

Kelly schob sie nach nebenan, gemäß dem Prinzip, nie etwas zu erzwingen. Seelische Entblößung lag ihr also nicht, womöglich hatte sie auch Angst, ein Dokument zu schaffen. Was aber dann? Bilder sieghafter Männlichkeit und Unterwerfung überschwemmten ihn. Er ließ sie einfach niederknien, auf dem blauen Teppich zur Grundhaltung der Demut erstarren. "Für deinen Ungehorsam muss ich dich strafen. Runter mit dem Zeug! Die Schuhe lass an."

"Was denn, ich soll... Und du, Richard?"

"Niemand sieht dich außer mir, also weg damit!" Um es ihr zu erleichtern, streifte auch er, entgegen der Regel, Hemd und Hosen ab, sah auf seine stämmigen Beine und dachte: Stramm sind sie schon; na ja, männlicher Stolz stützt sich auf die banalsten Dinge. In seinem Slip wirkte er nun hinreichend bedrohlich, zu allem entschlossen, da schmolz sie natürlich dahin. Ulrike bebte, hatte Flecken im Gesicht, hoffentlich kam es ihr nicht zu früh. "Das ist für den Streik an der Schreibmaschine", sagte er, nahm ein langes Bürolineal und schlug es ihr klatschend quer über das Gesäß.

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