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Frisör Kleinekorte seift wieder ein. von C. U. Wiesner
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Preis E-Book:
3.99 (6.99)) €
Veröffentl.:
19.10.2013
ISBN:
978-3-86394-409-4 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 148 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Satire, Belletristik/Politik, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Geschichte
Belletristik: Humor, Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Politik, Satirische Romane und Parodie (fiktional)
Humor, Satire, Berlin, DDR, Friseur Kleinekorte, Gagarin, Fahrschule, 20. Jahrhundert, Humor, Kurzgeschichten, Politik, Satire, Zeitgenössisch
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„Nehmse Platz, Herr Jeheimrat! Was gibsn Neues aufm Bau? Wieder Nachtschicht gehabt?“

Mit diesen Worten begrüßt ein bekannter Berliner Frisör gewöhnlich fast jeden seiner Stammkunden.

Nachdem mir Kleinekortes Vorbild, Meister Kowalczik, seinerzeit einen fast druckreifen ersten Monolog geliefert hatte, versuchte ich, ihn über ein vorgegebenes Thema schwadronieren zu lassen. Das ging gründlich schief.

Mitte April 1961 redete ganz Berlin über Juri Gagarin und seine spektakuläre Erdumrundung Ich steuerte den Frisörsalon an und wollte gerne den Meister zu einem witzigen Kommentar provozieren. Der Alte aber stand vor seiner Ladentür und schimpfte wie ein Rohrspatz, dass es die ganze Straße hören konnte. „Hamse schon jehört, wat die sich da ohm wieder ausjedacht ham? Nu wollnse die kleinen Tauben allesamt verjiften, und dis, wo doch durch den Kriech so ville von die heimatlos jeworden sind. Is dis nich ’n Stück ausm Dollhaus? Da steckt bestimmt wieder die verdammte Partei dahinter. Da sollnse doch lieber ihre Parteijenossen verjiften, findense nich ooch?“

Da ich schon damals nicht das Zeug zum Widerstandskämpfer hatte, machte ich wortlos auf der Stelle kehrt und verschob den nächsten Haarschnitt um mindestens eine Woche.

Da der Alte partout nicht domestizierbar war, erfand ich von nun an Kleinekortes Monologe höchstselber, natürlich mit Kowalcziks Eingangsformel. Von nun an erschienen sie in loser Folge im Eulenspiegel, geschmückt mit den Zeichnungen des beliebten Karikaturisten Karl Schrader, die sogar eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Urfrisör aufwiesen.

Der hat meines Wissens nie erfahren, zu welcher Berühmtheit er es – wenn auch indirekt - gebracht hatte.

In den siebziger Jahren lief im DDR-Fernsehen immer sonnabends eine Magazinsendung, die der Eulenspiegel mitgestaltete. Einmal sollte ich darin einen Kleinekorte-Monolog sprechen. Ich schlug vor, den Beitrag im Salon des alten Meisters Kowalczik zu drehen. Viele Jahre hatte ich den Laden  nicht mehr. betreten. Die Jalousien waren heruntergelassen. Also ging ich über den Hof und klingelte an der Wohnungstür. Ein verhutzeltes Mütterchen, in dem ich mit Mühe die alte Frau Kowalczik erkannte, öffnete mir.

Nachdem ich mein Anliegen vorgetragen hatte. brachte sie schluchzend hervor: „Da kommse zu spät. Vorigte Woche ham wir unsen Vadder mussten bejraben. Vorher hamse ihm noch mitm Schlachanfall int Krankenhaus jesteckt. Und da hab ick ihm beinah jeden Tach durften besuchen. Wie ick dis letzte Mal bei ihm war, hat er jesagt: Muttern, et jeht aufwärts. Kick mal, ick kann die Hand schon wieder bewegen. Morgen bringste mir kein Pudding, aber dafür ne Schere mit, damit ick schon ’n bissken üben kann. - Aber nächsten Tach war er schon einjeschlafen.“

Im Gegensatz zum braven Meister Kowalczik jedoch waren seinem Zunftkollegen Kleinekorte noch viele erfolgreiche Jahre beschieden.

 

Frisör Kleinekorte seift wieder ein. von C. U. Wiesner: Beschreibung