18 Monate aus dem Leben des Klaus Levitzow – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis
„Meine Sekretäre und ich“ von Hans Bentzien diese Woche neu bei EDITION digital
(Pinnow, 13.10. 2016) Kennen Sie schon Klaus Levitzow, den literarischen Helden aus dem Roman „Wer die Beatles nicht kennt“ von Lutz Dettmann? Unter dem Titel „Tiefenkontrolle“ hat der Autor einen zweiten Teil vorgelegt, der schon von seinem Titel her andeutet, dass es darin um die Armeezeit geht. „Tiefenkontrolle“ meint im militärischen Jargon im Gegensatz zur einfachen Schrankkontrolle der Soldatenspinde den Befehl, den Schrank im Beisein der Vorgesetzten selber völlig auszuräumen. Stück für Stück musste herausgenommen und auf das Bett gelegt werden – eine mehr als deutliche Demütigung.
Klaus Levitzow ist mittlerweile 20 Jahre alt und wird in die NVA einberufen. Er kommt damit in eine ihm fremde Welt mit eigenen Gesetzen und Ritualen sowie mit einer ganz eigenen Sprache. Klaus ist kein Held, der gegen das System aus Befehlsgehorsam und Tageszahl kämpft. Er ist einer der Millionen von jungen Männern, die versucht haben, diese Zeit einigermaßen aufrecht zu überstehen. Autor Dettmann schildert allerdings eine Armeezeit, die nicht nur aus Druck und Schikane besteht, sondern in der auch Liebe, Freundschaft und Kameradschaft eine wichtige Rolle spielen. Dettmann beschreibt in diesem zweiten Teil seiner „Jugendjahre im Arbeiter- und Bauernstaat“ einen Zeitabschnitt und eine Welt innerhalb der DDR, die nicht vergessen werden darf.
„Tiefenkontrolle“ schildert die NVA authentisch, ohne dabei den menschlichen Aspekt zwischen den Soldaten auszublenden. Authentisch sind auch die Orte beschrieben, an denen das Buch spielt: Da ist das im Buch als Buchholz bezeichnete Dabel, eine von vielen NVA-Kasernen im Norden der damaligen DDR, und da ist Schwerin, die Bezirksstadt im Nordwesten des kleinen Landes. Das erstmals 2006/2008 veröffentlichte Buch von Lutz Dettmann ist der erste von fünf aktuellen Deals der Woche der EDITION digital, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de acht Tage lang (Freitag, 14.10. - Freitag, 21.10.) zu jeweils stark reduzierten Preisen zu haben sind. Zum aktuellen Deal-Paket gehören gleich drei Titel von Klaus Möckel, die bei aller Unterschiedlichkeit von Thema, Genre und literarischer Zielgruppe zwei grundsätzliche Gemeinsamkeiten haben – sie sind gut geschrieben und jeweils ein Lesevergnügen.
In gewisser Weise spiegelt sich in der erstmals 1980 veröffentlichten fantastischen Erzählung „Die gläserne Stadt“ in dem gleichnamigen Band auch ein Stück DDR-Geschichte, wurde sie doch vom damaligen Leser schnell als Hinweis auf die Brüchigkeit des bestehenden Systems verstanden: Diese Stadt aus Glas existiert nach dem Willen des Autors im Land Xenturion. Dort gibt es Häuser, in denen sich wieder und wieder die Sonnenstrahlen brechen, Bögen, Kuppeln, Flüsse, ganze Gebirge aus Licht schaffen. Die Menschen in dieser Stadt, eine Führungsschicht, sind stolz auf ihr Auserwähltsein und lassen nur den Verstand gelten – und das aus gutem nachvollziehbaren Grund, denn schon die kleinste Gefühlsregung kann Risse an ihren schönen, doch zugleich zerbrechlichen Gebäuden hervorrufen und sie letztlich zum Einsturz bringen.
Aber auch die anderen Texte des Sammelbandes sind mit poetischem Gespür und humoriger Hinterlist geschrieben und haben seit der Zeit ihres Entstehens nichts von ihrer Sprengkraft verloren. Überzeugender Beweis dafür ist nicht nur ihr großer Publikumserfolg, sondern auch ihre Aufnahme in verschiedene literarische Anthologien des In- und Auslandes.
Nicht utopisch, sondern kriminell geht es in dem erstmals 1984 veröffentlichten Kriminalroman „Die Damengang“ zu. Zu einer solchen kriminellen Vereinigung haben sich vier Frauen zusammengefunden, um durch Diebstahl und Hehlerei die eigenen Finanzen aufzubessern. Das Leben, meinen sie, kann angenehm sein, wenn man genügend Geld hat und von den Dingen, die einem gefallen, nicht nur träumen muss. Doch schon bald genügt ihnen die bescheidene Beute nicht mehr, und sie rüsten zum großen Coup. Der eigentlich mit Mordsachen befasste Kielstein muss diesen Fall übernehmen. Und der fühlt sich zunächst unter-, später aber überfordert. Als der Fall in einem Totschlag mündet, hat Kielstein den Ernst der Sache längst begriffen, aber nicht mit den Überraschungen gerechnet, die ihn am Ende erwarten. Seinen Kriminalroman „Die Damengang“ hat Klaus Möckel nach einem tatsächlichen Fall gestaltet, der sich in den achtziger Jahren in Berlin zutrug.
Lustige Geschichten für kleine Leute – so lautet der Untertitel der Sammlung voll prallen Lebens „Der geblümte Hund und andere Tiere“, mit der Möckel 2012 gleichsam einen bunten Strauß fantasievoller und abenteuerlicher Begebenheiten gebunden hatte. Eröffnet wird der Band mit der Titelgeschichte über einen eben geblümten Hund - ein Hund mit Blumen im Fell bewacht ein Puddingfeld. In anderen der lustigen Geschichten legt sich der Sohn des gestiefelten Katers, genau wie sein Vater, mit einem bösen Zauberer an, ein Känguru wünscht sich einen neuen Beutel und wird von einem Betrüger hereingelegt, eine Schildkröte reist in die Stadt, um Reisbrei für ein Fest zu kaufen.
In dem Buch gibt es aber auch eine Reihe von lustigen Gedichten: Da wohnen Mäuse in einem Kanister, Hühner legen Eier in den Fluss, und ein Löwe hat einen Sonnenbrand. Und der Leser bekommt es mit noch anderen Themen zu tun. Eine Hundeelf muss einen Torwart finden, aber nur eine Katze bietet sich an, ein Mann wird vorgestellt, der fünf Daumen an jeder Hand hat, der Große Popanz regiert im Tal der Porinden, wo Berge und Bäume krumm sind, und Kinder unternehmen eine Fahrt zu den Sternen.
Einen ganz anderen Ton schlägt dagegen Karina Brauer in ihrem 2009 veröffentlichten Romandebüt „Du kannst den Wind nicht aufhalten“ an: Das Mädchen Chris ist fassungslos. Thorben, ihre erste große Liebe, wird eine andere heiraten! Als das Mädchen elf Jahre alt war, hatte für die Vollwaise eine traurige Jugend begonnen, und nun, nach dem plötzlichen Tod ihrer geliebten Ömi trifft Chris der Verlust des letzten Ankers in ihrem Leben besonders schwer. Doch dem Mädchen gelingt es, diesen absoluten Tiefpunkt seines Lebens zum Beginn einer neuen Ära für sich selbst zu machen. Und dabei merkt Chris anfangs nicht einmal, dass sie bereits von ihrem zukünftigen Ehemann gefunden wurde. Ohne das Leben zu idealisieren, beschreibt Karina Brauer ebenso unterhaltsam wie optimistisch die Entwicklung einer starken jungen Frau, die trotz mehrfacher Schicksalsschläge nicht verzagt.
Lesen und sich Geschichten ausdenken - das gehört übrigens seit ihrer frühesten Kindheit zum Leben der im Dezember 1961 in Schwerin geborenen Autorin, die mit dem Romanschreiben jedoch erst 2004 begonnen hatte.
Blick in geheime Dokumente – Erinnerungen von Hans Bentzien diese Woche neu erschienen
Er hat fast alles ausgekostet, was es in einem Leben auszukosten gibt – Triumph und Tragik. Die Rede ist von Hans Bentzien, geboren am 4. Januar 1927 in Greifswald, gestorben am 18. Mai 2015 in Bad Saarow, der zu DDR-Zeiten einmal und zwar von 1961 bis 1965 als Nachfolger von Alexander Abusch jüngster Minister für Kultur dieser Republik war, bevor er in der Folge des berühmt-berüchtigten 11. Plenums des ZK der SED am 12. Januar 1966 „wegen ernsthafter Fehler“ abgelöst und durch Klaus Gysi ersetzt wurde. Möglicherweise hatte im Hintergrund der damalige Erste Sekretär des ZK der SED und Staatsratsvorsitzende Walter Ulbricht für diesen Personalwechsel gesorgt. Nach seinen eigenen Worten habe er auf einer Mitarbeiterversammlung gesagt, wir werden uns der Stimmung, die gegen die Kultur aufgebaut wird, nicht beugen. „Deshalb wurde ich abgelöst“, so Bentzien in einem 1995 geführten Interview mit der „Berliner Zeitung“.
Nach seiner Ablösung als Minister war Bentzien von 1966 bis 1975 Direktor des Verlages Neues Leben, bis er 1975 zum Rundfunk der DDR wechselte, wo er als Nachfolger von Manfred Engelhardt für zwei Jahre die Leitung der Hauptabteilung Funkdramatik übernahm – bis 1977, als er stellvertretender Vorsitzender des Staatlichen Komitees für Fernsehen wurde. Wiederum zwei Jahre später aber verlor er diese Funktion wieder. Bentzien wurde wegen Ausstrahlung der beiden Filme „Geschlossene Gesellschaft“ und „Ursula“ abgesetzt. Und wer mehr über die damaligen Vorgänge speziell um die „Geschlossene Gesellschaft“ erfahren möchte, der sollte das Buch „Meine Sekretäre und ich“ zur Hand nehmen, dem Geheimdokumente über eben diese Vorgänge vorangestellt sind, in die der Autor verstrickt war.
Ansonsten aber meint der Begriff „Meine Sekretäre“ im Buchtitel die jeweils führenden Sekretäre der SED, mit denen Bentzien während seines Lebensweges auf verschiedene Weise zusammengetroffen war - von einer rührenden Begegnung mit Wilhelm Pieck bis in die jüngste Gegenwart des erstmals 1995 veröffentlichten Buches, als Hans Bentzien in den „Unruhestand“ gegangen war – so die Überschrift des letzten Kapitels des nicht nur für Zeit-Genossen und DDR-Historiker spannend zu lesenden Buches. Sein Schicksal wird von allen Sekretären direkt oder indirekt berührt, sogar bestimmt; und er war selbst Sekretär in voller Funktion. Und der Leser spürt, der Autor kennt sich also aus und ist befugt, seine Geschichte mit der des Landes zu verknüpfen. Bekanntes wird sachkundig erörtert, Unbekanntes hervorgebracht. Ein Menschenschicksal, Zeitgeschichte, Geschichte und Geschichten. Ein Stück DDR-Geschichte aus durchaus ungewöhnlicher Perspektive.