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Das liebliche Fest von Jutta Schlott
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
06.10.2014
ISBN:
978-3-95655-078-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 215 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Familienleben, Belletristik/Liebesroman/Geschichte/20. Jahrhundert, Belletristik/Moderne Frauen
Familienleben, Liebesromane, 20. Jahrhundert (1900 bis 1999 n. Chr.)
Schwerin, Theater, Alleinerziehend, Scheidung, Liebe, Selbstvertrauen, Depression
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Im Zug war es warm. Zusammengerechnet kaum zehn Menschen, die in den Abteilen saßen. Sie suchte sich eins, in dem man rauchen konnte. Rauchte gierig.

Sie hatte sich auf die Fahrt gefreut. Durch die taufeuchten Wiesen und Felder. Durch Wald, mit einem Anflug von Grün. Maiengrün. Die Scheiben beschlugen von ihrem Atem, so kalt war es noch. Sie lehnte sich erschöpft zurück.

Sie fühlte sich plötzlich zu alt für solche Verrücktheiten, wie sie es jetzt nannte. Bloß um mit Knuth ein paar Stunden zu verbringen, fast kein Schlaf. Umständlichkeiten.

Mit siebzehn mochte das ein Abenteuer sein. Mit dreißig nicht. Sie war ärgerlich, dass sie sich auf den gestrigen Abend eingelassen hatte.

Dumme Göre. Nichts dazugelernt. Sie wickelte sich in ihre Jacke.

Sie war eingenickt und schrak hoch, als der Zug mit einem Ruck hielt. Sie griff die Handtasche und stürmte aus dem Zug. Den Bahnsteig entlang, durch die Unterführung, auf den Vorplatz.

Es standen wirklich zwei Taxis dort. Sie klopfte bei einem Wagen an die Scheibe. Der Fahrer, der vor sich hindöste, öffnete automatisch die Tür. Astrid setzte sich und nannte die Straße. Der Fahrer rieb sich das Gesicht. Erst mal wach werden.

Wollen Sie? Sie hielt ihm die Zigarettenschachtel hin.

Er lehnte ab. Mein Maß ist schon lange voll für diese Schicht. Er kurbelte das Fenster herunter und fuhr los. Fuhr schnell.

Sie hielt sich an dem Griff über der Tür fest, wenn er in die Kurven einbog. Nur wenige Fahrzeuge waren unterwegs. Kaum ein Fußgänger. Sie dachte mit Erleichterung, dass sie gleich zu Hause wäre, sich noch ein, zwei Stunden hinlegen könnte. Sie gab dem Fahrer ein großzügiges Trinkgeld, fast das Doppelte des Fahrpreises. Er wünschte ihr erstaunt ein frohes Pfingstfest.

Danke, gleichfalls. Sie schlug die Tür zu.

Die Haustür war offen. Sie stürzte die Treppen nach oben. Sie schwor sich: Nie, nie wieder würde sie den Jungen allein lassen, ihn kränken, ihm wehtun, wenn er jetzt nur heil und gesund in seinem Bett läge. Ihr wurde bewusst, wie laut sie die Treppen hinaufpolterte. Sie gab sich Mühe, leise zu sein. Vor der Wohnungstür blieb sie stehen und versuchte, sich zu beruhigen. Sie schloss vorsichtig auf.

Im Flur war es dämmrig. Sie stieß mit dem Knie schmerzhaft gegen eine scharfe Kante. Die Leiter! Astrid konnte sie im letzten Moment, ehe sie gegen die gegenüberliegende Wand schlug und die Lampe abriss, mit einer Hand und der Schulter abfangen. Mein Gott ja, der Maler.

Sie drückte behutsam die Klinke an der Tür zu Kais Zimmer herunter. Er lag auf seinem Deckbett und schlief. Offenbar hatte er sich gerade umgedreht. Auf der rechten Wange waren tiefe Schlaffalten, die Abdrücke seines Kopfkissens zu sehen. Er rührte sich nicht, als sie hereinkam.

Sie hob ihn hoch und breitete die Decke über ihn. Sie flüsterte leise und beschwichtigend auf ihn ein, damit er weiterschliefe. Sie setzte sich auf die Bettkante und sah ergriffen zu, wie er gleichmäßig und unhörbar atmete. Sie verstand sich nicht, dass sie ihn hatte allein lassen können. Sie verstand nicht, warum sie andere Menschen, Männer brauchte, da dieses Kind existent war und immer sein würde. Voller Vertrauen in ihre Kraft, ihn vor allem Bösen zu beschützen.

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