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Spaniens Himmel. Auf den Spuren Picassos - Ein Reisetagebuch von Jutta Schlott
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
09.10.2014
ISBN:
978-3-95655-088-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 286 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Biografie & Autobiografie / Künstler, Architekten, Fotografen, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Kulturerbe, Belletristik/Moderne Frauen
einzelne Künstler, Künstlermonografien, Historischer Roman, Biografischer Roman
Pablo Picasso, Spanien, Perpignan, Barcelona, Valencia, Madrid, Málaga, A Coruna, Stierkampf
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Das erste Auto ist kein Taxi. Ein Mann in mittleren Jahren holt seine Tochter ab. Er fragt die Anstehenden, wer in seine Richtung möchte. Ein älteres Paar steigt mit ein. Auch die drei, vier Taxifahrer und andere Abholer, die danach kommen, fragen die Warteschlange ab, ob jemand mitfahren möchte. Wir können uns nicht artikulieren und müssen auf ein Taxi warten, bei dem wir die ersten sind. Die Wahrnehmung solidarischen Verhaltens tut der Seele trotzdem gut. Ansonsten sind wir damit beschäftigt, unser Gepäck über die Oberfläche des Sees, der einmal ein Bahnhofsplatz war, zu halten. Ich stelle meine Tasche auf den Füßen ab. Vielleicht bleibt doch irgendein Kleidungsstück trocken.

Gegen ein Uhr sind wir an der Reihe. Ein junges Mädchen, quitschnass und mit zerlaufener Augenschminke, steigt mit ein. Sie sieht aus, als hätte sie in voller Montur unter der Dusche gestanden.

Ich zeige dem Fahrer meinen Idioten-Zettel. Hotelempfehlung aus dem Internet: “Pension Cordoba - eine Calle mit schwer auszusprechenden Namen - Haus Nr. 9”. Sie soll sich in der Fußgängerzone befinden. Unterwegs erkenne ich trotz der Dunkelheit, trotz des Regens, Reste der Stadtmauer. Den Turm der Kathedrale. Solide Reisevorbereitung.

Ein Gefühl von Triumph überrumpelt mich. Völlig unpassend. Ich muss laut auflachen.

Hast du was gesagt? fragt Friderico irritiert.

Der Fahrer bedeutet uns etwas. Wir verstehen ihn nicht. Er schreibt auf die Rückseite eines Parkscheins: “CALLE peatona. No se puede entrar con coche.” Es bedeutet, entziffere ich später, dass er nicht in die Fußgängerzone fahren darf. Er setzt uns ein paar Meter vorher ab. Gestus: Ich hab jetzt alles getan, was ich für euch tun konnte. Empört schreit er auf, weil wir mit unserer Bagage zu langsam aus dem Wagen kriechen und das Wasser der Sintflut hereinschießt. Er flucht wortreich. Schließlich reicht er mir doch eigenhändig meinen Rucksack hinterher. Und brummt sarkastisch, bevor er die Wagentür zuschmeißt: “Costa del Sol!” Wir sind an der Küste der Sonne angekommen.

Friderico bleibt mit dem Gepäck an Ort und Stelle stehen. Im Wasser, das nun bis zu den Waden reicht. Ich gehe Pension Cordoba suchen. Ein Göttergeschenk, dass die Straßenbeleuchtung noch funktioniert! In der Calle gibt es nur sechs Häuser. Eine Nummer 9 existiert nicht. Ich wate zurück zu Friderico und erstatte Bericht. Versuche mein Glück bei einem benachbarten, kleinen Hotel. Ich klingele und warte. Klingele und warte. Endlich geht auf dem Hausflur Licht an. Eine knurrige Stimme wehrt meine englische Anfrage nach einem Zimmer mit entschlossenem No! ab.

Friderico hat inzwischen auf einem der benachbarten Dächer die Reklame eines 4-Sterne-Hotels ausfindig gemacht. Wir versuchen nun doch, die Taschen zu rollern. Sie rauschen mit kleinen Bug-Wellen hinter uns her.

Ich drücke auf die Klingel an der Außentür. Die Glasscheiben öffnen sich wie von guter Geister Hand berührt. Zwei höfliche junge Männer an der Rezeption. Lupenreines Englisch. Ungerührt von unserem Aussehen spulen sie ihr Rezeptions-Repertoire ab, das in der Frage gipfelt, in welcher Garage wir unseren Wagen abstellen möchten. Ich verlasse das ritualisierte Frage-Antwort-Geplänkel und frage ihn, ob wir vielleicht aussähen, als wären wir gerade aus dem Auto gestiegen. Er lächelt mild und fragt, ob wir ein Frühstück - kontinental - wünschen. Wir wünschen es. Mehr noch wünschen wir jetzt etwas zu essen, sofort. Leider, das sei nicht möglich, die Küche schließe um Mitternacht.

Cheese? A little bit?

Nein, auch kein Stückchen Käse mehr.

Mit dem Fahrstuhl aufs Zimmer. An der Rezeption, auf den Gängen, im Lift, hinterlassen wir zwei breite Wasserspuren.

Das Hotel, welche Wonne, verfügt über eine Klimaanlage. Wir stellen sie auf 30° plus ein und packen die Taschen aus. Auf dem folkloristisch gestalteten Spannteppich bilden sich kleine Seen. Die Taschen in die Badewanne. Alles, auch die Sachen in den Plastetüten, jedes Kleidungsstück muss ausgewrungen werden.

 

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