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Der Tresor des Diktators von Ulrich Völkel
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
30.09.2015
ISBN:
978-3-95655-512-1 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 207 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Liebesroman/Science Fiction
Politthriller/Justizthriller
Diktator, Putsch, Mord, Geheimdienst, Komplott, Fälschung, Liebe, Thriller, Mörder, Politik, Spannung, Verbrechen
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„Ein Prozess gegen mich kann nur eine Farce werden”, sagte der gestürzte Diktator. „Bereits die Tatsache, dass ich über zwei Jahre ohne ordentliches Gerichtsverfahren gefangen gehalten werde wie ein Schwerverbrecher, ist lächerlich und widerspricht jedem Rechtsgrundsatz.”

Lu Mores hätte sagen können, dass die Bedingungen, unter denen der Gefangene 3815 lebte, schwerlich als für einen wirklichen Verbrecher angemessen bezeichnet werden konnten. Und es war auch seltsam, dass ausgerechnet der Mann, der in seiner Amtszeit geltendes Recht bedenkenlos gebrochen hat, wenn es darum ging, seine Macht zu verteidigen, von Rechtsbruch der neuen Regierung sprach. Auch diese Bemerkung unterließ der Oberst. Es war nicht seines Amtes, mit dem Gefangenen über dessen zukünftigen Prozess zu disputieren.

„Vertrauensmissbrauch!”, höhnte der alte Mann. „Wer hat denn wessen Vertrauen missbraucht und hinter meinem Rücken einen Putsch vorbereitet? Wollen mich Staatsanwälte und Richter verurteilen, die Staatsanwalt oder Richter in meiner Amtszeit gewesen sind, eingesetzt durch mich, auf der Basis von Gesetzen Recht sprechen, die ich erlassen habe und die sie formulierten? Lächerlich! Lächerlich das ganze Unternehmen, mein Lieber.”

„Es gibt neue Gesetze, Exzellenz”, warf Lu Mores ein, „die der Demokratie ausreichend Handhabe geben.”

Damit konnte der Gefangene nicht beeindruckt werden. Es sei, sagte er, absurd, jemand verurteilen zu wollen für den Bruch von Gesetzen, die es zu seiner Zeit gar nicht gegeben habe. Einen Paragrafen Vertrauensmissbrauch, wie er von der neuen Regierung erlassen worden sei, um einen Anklagepunkt für ihn fabrizieren zu können, habe während seiner Amtszeit in keiner Lex gestanden. „Und was heißt: Demokratie? Können Sie mir das einmal erklären?”

„Durchaus, Exzellenz”, antwortete Lu Mores. „Das ist die Herrschaft des Volkes.”

„So”, entgegnete der alte Mann. „Herrschaft des Volkes. Schwachsinn. Der Bauer will Regen haben für seine Saat, die Bäuerin Sonnenschein für ihre Wäsche. Und nun machen wir Demokratie. Ich sage Ihnen, Oberst, Herrschaft des Volkes ist eine demagogische Illusion. So groß ist kein Thron, dass sich ein ganzes Volk mit dem Arsch darauf setzen könnte. Das Volk muss und will regiert werden. Man muss ihm sagen, was es tun und was es lassen kann. Alles andere ist Anarchie, weil jeder seine Gesetze für die allein gültigen erklärt gemäß seinen Interessen.” Er schüttelte den Kopf über so viel Einfalt bei einem ansonsten klugen Mann, wie es der Oberst gewiss war.

„Wenn die Interessen des Einzelnen den Interessen der Mehrheit zuwiderlaufen, wenn dieser Einzelne dann auch noch über die Macht verfügt, der Mehrheit seinen Willen aufzuzwingen, dann, Exzellenz, haben wir Anarchie.”

„Fein”, spottete der Gefangene. „Und wie ist der Einzelne, von dem Sie reden, zu dieser Macht gekommen? Durch freie Wahlen, Oberst. Das Volk hatte doch die Möglichkeit, mir sein Vertrauen zu entziehen. Wahlfälschung kann mir nicht unterstellt werden. Und selbst wenn ich vierzig Prozent der Stimmen hätte manipulieren lassen - ich weiß zwar nicht, wie ich das hätte anstellen sollen, aber nehmen wir ruhig an, es wäre mir gelungen -, hätte immer noch mehr als die Hälfte für mich votiert. Wessen Vertrauen habe ich also missbraucht? Ihres vielleicht, Oberst? Im Übrigen, wenn Sie einmal nachlesen wollen, hat ein gewisser Pal Griener als nationaler Wahlleiter fungiert. Lustig, was?”

„Sie hatten meine Stimme nicht, Exzellenz. Ich gehörte der AGORA an.” Der Oberst wusste, auf welch schwachen Füßen seine Argumentation stand.

 

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