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Sie sind hier: DDR-Autoren: Presse 29.10.2020 - „Etwas sagen möchte ich ...“

„Etwas sagen möchte ich ...“ - Eine Biografie in Gedichten von Michael Baade bei EDITION digital

Eine faszinierende Begegnung mit der Persönlichkeit und dem lyrischen Werk des Rostocker Schriftstellers, Dichters und Herausgebers Michael Baade bietet das soeben bei EDITION digital veröffentlichte Buch „Geboren am Meer. 50 Gedichte aus 50 Jahren“ mit Grafiken von Professor Armin Münch. Gleich im ersten seiner Texte legt der Verfasser unter dem programmatischen Titel „Mein Credo“ Zeugnis von seinen künstlerischen Intentionen ab: „Ich schreibe nicht / Um zu schreiben / Etwas sagen möchte ich / Subjektivieren das Objektive / Objektivieren Subjektives / EIN Baustein sein / Beim großen Aufbau / Etwas bewegen / Das Starre ins Rollen bringen / Und das sich Bewegende / Festhalten / Schwangergehen mit / Gedanken / Gefühlen / Entwürfen / Sie austragen“

Weitere anspielungsreiche persönlich-literarische Auskünfte über Michael Baade gibt sein Text „Geboren“: Geboren am Meer, liebt er es, wenn es sich mit dem sonnigen Stern vermählt, aber auch, wenn die brausende Majestät Schaumkronen aufsetzt und Sturmvögel auf wilden Wolkenpferden reiten. Verbunden ist er mit dem Gartenhaus an der Ilm und des Reformators Burg, den versinkenden Steinen des Jüdischen Friedhofes und der Madonna. Wie der Meister am Frauenplan Musikanten kommen ließ, die Seele zu lindern und die Geister zu entbinden, liebt er die Orgelwerke des Mannes, der Meer heißen sollte, und die gewaltigen Visionen des tauben Genius. Den Wanderer im Wind und das Gesicht der Kollwitz. Tanzende Geigen, schwebende Kirchen und Liebespaare, skurrile Vögel und fliegende Blumensträuße. Die Mädchen von Avignon und seine Jacqueline. Gewissheit ist ihm, dass man über unsere Tage sagen wird, und es Sternstunden der Menschheit und den Faust tatsächlich gibt. Er lebt mit Tonio und denkt über Christa nach, die Verwandlung und Maxie, folgt der Ermittlung und besucht das Haus ohne Hüter.“

Die Titel weiterer der ein halbes Hundert in „Geboren am Meer“ versammelten Gedichte lauten „Freuden“, „Dritte Jahreszeit“ und „Ankunft“ sowie „Unsere Seelen“, „Deine Hand“ und „Fliegen und Bleiben“. Zudem widmet Baade  Ahrenshoop und seinem leidenschaftlich geliebten Hiddensee, griechischen Inseln sowie Jerusalem und der Prager Karlsbrücke sensible Verse. Fast am Schluss steht das poetisch-philosophische Statement „Wer Hoffnung gibt“. Erst vor kurzem war bei EDITION digital „Und das Licht der Glocken tanzt auf den schaumigen Kronen. Armin Münch und Michael Baade im Dialog“ erschienen. Beide Bücher sind unter edition-digital.de sowie im stationären und Online-Buchhandel käuflich zu erwerben.

Der Autor und Herausgeber Michael Baade ist Spross einer berühmten Rostocker Kaufmannsfamilie und wurde am 10. Februar 1944 dort geboren. Nach der Schule studierte er an den Instituten für Lehrerbildung in Putbus und Neukloster und an der Pädagogischen Hochschule in Güstrow. Nach dem Studium, das er mit einer Diplomarbeit zur „Faust“-Rezeption an Theatern abschloss, war er als Diplomlehrer und in der Bezirksfilmdirektion Rostock tätig. Baade ist Mitglied des Verbandes deutscher Schriftsteller und der Internationalen Goethe-Gesellschaft in Weimar e.V. Weitere seiner Bücher mit Grafiken von Armin Münch sind die poetischen Notate „Dornbuschinsel“, „Die Taubenäugigen“ und „Hiddensee. Eine Liebeserklärung“.

https://edition-digital.de/Baade/Meer/

ISBN: 978-3-96521-259-6 (Buch), 978-3-96521-260-2 (E-Book)

76 Seiten 12,80 € (Buch), 8,99 € (E-Book)

 

Neu: Verlagsvorschau und Leseexemplare auf VLB-TIX unter

https://www.vlbtix.de/user/search/Results.aspx?previewid=6c773ac7-f9fb-4bcf-b7d8-fdeb69c28bbc&preserve=1

 

Titelbilder können Sie hier herunterladen.

 

Rezension von Dr. Peter Schütt zur kostenfreien Veröffentlichung

LYRISCHE MEERESFRÜCHTE

Michael Baade: Geboren am Meer. 50 Gedichte aus 50 Jahren. Mit Grafiken von Professor Armin Münch. EDITION digital Pinnow 2020. ISBN 978-3-96521-259-6  (BUCH), ISBN  978-3-96521-260-2 (E-Book).

Der in Rostock geborene, dort aufgewachsene und bis heute wirkende Schriftsteller Michael Baade hat sich vor allem als Autor zeitgeschichtlicher Studien und Dokumentationen einen Namen gemacht. So hat er in mehreren Büchern das Leben und den tragischen Tod seines Studienfreundes Egon Schultz dargestellt, der als Grenzsoldat an der Berliner Mauer nicht von einem Fluchthelfer, wie in der DDR behauptet wurde, sondern von einem eigenen Kameraden irrtümlich erschossen wurde: eine bleibende Parabel über die menschlichen Folgen der deutsch-deutschen Teilung.

In seinen Prosaarbeiten meldet sich Michael Baade mit der gebotenen Lautstärke zu Wort. In seiner Lyrik zeigt er sich dagegen als Meister der leisen Töne, des understatement und mitunter sogar des Minimalismus. Manche Gedichte sind so kurz wie Haikus, sie kommen mit wenigen Zeilen aus und überlassen es dem sensiblen Leser, sich seinen Teil dazuzudenken. Er arbeitet mit Bildern und  Gleichnissen und verwendet die Merkmale der mecklenburgischen Küste und seiner Lieblingsinsel Hiddensee als Zeichen für die natürliche und unzerstörbare, von Gott geschaffene Ordnung der Dinge, in deren Geborgenheit der Dichter Trost, Halt und Hoffnung findet. Liebe ist ein Grundmotiv seiner Lyrik, Liebe zu Land und Meer, zur Erde und zum Himmel und zu den  ihm nahestehenden Menschen, besonders zu seiner Mutter und zu seiner „nach Rosen duftenden und honigfarbenen“, aus Thailand stammenden Frau. Ehrfürchtig verbeugt sich der Dichter vor seinen Lehrern, vor Goethe, Brecht und Neruda, die ihm in den Jahrzehnten der Enge in der DDR  Ansporn waren, über den eigenen begrenzten Horizont hinaus zu schauen und den Weltzusammenhang nicht außer Acht zu lassen. Nach der Wende hat Michael Baade sich den Erdball auf seine poetische Weise erschlossen. Er hat Griechenland bereist, Zypern, das Heilige Land mit Jerusalem, den Iran und Thailand. Spuren diesen neuen Schauens sind in etlichen seiner Gedichte wiederzufinden und verleihen ihnen ihre eigene Würze. In seinem Eingangsgedicht umschreibt Michael Baade sein „Credo“: „Etwas sagen möchte ich/ Subjektivieren das Objektive/ Objektivieren Subjektives“. Das ist ihm in seinen fünfzig Gedichten meisterhaft gelungen.

 

Dr. Peter Schütt

DDR-Autoren: Presse 29.10.2020 - „Etwas sagen möchte ich ...“