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Das Geheimnis des Condors

Der Schriftsteller John U. Brownman bot jugendlichen DDR-Lesern ungewohnte Einblicke in die USA – mit einer Krimiserie

Zwei Autoren hatten Mitte der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Idee, jugendlichen Lesern in der DDR die USA näherzubringen, vor allem Geografisches und Alltägliches. Diese beiden Autoren waren Hans-Ulrich Lüdemann und Hans Bräunlich. Als Mittel für ihre literarischen Reisen nach Amerika wählten sie ganz bewusst die Form des Kriminalromans. Und um glaubwürdiger zu wirken, wählten die beiden Schriftsteller ein Pseudonym, indem sie jeweils Teile ihrer Namen pur übersetzten. Auf diese Weise war der amerikanische Schriftsteller „John U. Brownman“ geboren.

Ehrensache war, dass das Team John U. Brownman nicht nur auf die Fantasie der beiden Autoren setzte: In jedem der auf zehn Bände konzipierten Krimi-Reihe sollte zugleich Wissen über einen weltbekannten US-Schriftsteller vermittelt werden. Die Fakten des Alltags dafür lieferte der VEB Globus - ein Zeitungsausschneidedienst, der als Dienstleistung dem jeweiligen Kunden monatlich deutschsprachige Artikel zu angesagten Themen wie Kriminalität oder Alltagsgeschichten in den USA oder Kuriosa in aller Welt zuschickte. Alles – die notwendige staatliche Befürwortung und auch die Bezahlung leistete der Kinderbuchverlag Berlin. An authentischem Material über die USA mangelte es also John U. Brownman nicht. Als zweiten Autor, der die USA-Krimis begleiten sollte, legten sie sich auf den Detektiv-Roman-Schreiber Edgar Allan Poe und als entsprechende Lokalität auf New York und Umgebung fest.

Beim Schreiben hatte diesmal Hans Bräunlich die Führung. Hintergrund von „Deckname Condor“ war der Militärputsch im September 1973 in Chile. Millionen Chilenen flüchteten damals aus ihrer Heimat. Die weltweite Solidarität war den Emigranten sicher. Viele von ihnen fanden damals in der DDR zeitweilig eine neue Heimat. In der Geschichte spielen die dreizehnjährige Maria Gomez und ihr vorgeblicher Vater Gonzales Gomez eine zentrale Rolle. Der Ex-Geheimdienstoffizier ist aus Gewissensgründen von Chile nach New York geflohen, um in diesem menschlichen Moloch unterzutauchen. Er hat als ein Faustpfand für seine und die Sicherheit der Tochter einer ermordeten Chilenin entscheidende Filmdokumente bei sich, die das mörderische Pinochet-Regime und vornehmlich dessen Geheimdienst DINA bloßstellen. Aber der fahnenflüchtige Militär irrt, wenn er glaubt, dass seine und Marias Spur sich verloren hat. Im turbulenten Geschehen agieren sowohl chilenische Emigranten als auch fortschrittliche US-Amerikaner, die ihren Möglichkeiten gemäß, den politisch Verfolgten aus der lebensgefährlichen Situation helfen. Von großer Bedeutung ist übrigens ein Condor aus Stoff, der zu Marias Talisman avanciert. Das Geheimnis dieses Andenvogels wird erst anderthalb Jahrzehnte nach der Flucht aus Chile offenbart …

Wie auch sein Vorgänger „Tödliche Jagd“ fand „Deckname Condor“ damals reißenden Absatz. Dennoch setzte ein von der Treuhand eingesetzter Verlagschef auch diesen überaus erfolgreichen und spannenden Titel ab. Gegenüber den beiden Autoren gab er zur Begründung an: Sowohl „Tödliche Jagd“ (San Francisco & Jack London) als auch „Deckname Condor“ (New York & Edgar Allan Poe) hätten sich nicht verkauft.

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