Ob er den Verlag ruinieren wolle das wurde der Autor von verantwortlichen Personen des Union Verlages Berlin gefragt, als er dort das fast fertige Manuskript dieser Erzählung präsentierte. Denn Literatur, die sich im Rahmen des DDR-Bildungswesens ereignete, bot Konfliktpotenzial, war doch die Frau des mächtigsten Mannes des Landes die zuständige Ministerin. Konflikte entstanden tatsächlich, aber Außengutachten führten dazu, dass das Buch 1987 und 1989 sogar in zweiter Auflage erscheinen konnte. Rezensenten bemängelten den fehlenden Optimismus und die Nichtanwesenheit eines Parteisekretärs, der sich der zugespitzten Situation annahm Diese entsteht, als der Lehrer Christian Dannenberg das Ausmaß der indolenten Bequemlichkeit begreift, die sich seiner bemächtigt hat. Einst mit Begeisterung in seinen Beruf gegangen, hat er sich eine Hornhaut zugelegt, ist ein routinierter Stoffvermittler und Zensurengeber geworden. Und nun der Sturz: Ein vierzehnjähriges Mädchen seiner Klasse hat versucht, sich die Pulsader aufzuschneiden. Nach dem ersten Schreck beginnt bei Dannenberg das Nachdenken: über sich, seine Ehe, die Kollegen und Bekannten und darüber, wie er sich jetzt verhalten soll. Die Sache des Mädchens wird zu seiner eigenen, und er muss sich eingestehen, dass der Zweifel am eigenen Verhalten umfassender ist
Das Schulsystem, die Lebensentwürfe, die den Hintergrund dieser Erzählung bilden, gibt es schon lange nicht mehr. Und dennoch die Fragen, die darin gestellt werden nach dem eigenen Versagen, der Risikobereitschaft, dem Verantwortungsbewusstsein, der Bereitschaft, Konventionen zu dehnen und zu strecken und vorgegebene Muster aufzugeben, die sind geblieben und wollen immer wieder beantwortet werden.