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Begegnung mit einem Jahrhundertzeugen - EDITION digital gedenkt Walter Kaufmann zum ersten Todestag

 

GODERN bei Schwerin – Fast 100 Jahre alt geworden ist der deutsch-australische Journalist und Schriftsteller Walter Kaufmann, der am 15. April 2021, also vor einem Jahr, in Berlin starb. Ein solch langes Leben war keine Selbstverständlichkeit für einen Menschen, der 1924 in Berlin als uneheliches Kind einer aus Polen nach Deutschland ausgewanderten Jüdin geboren worden war – und zwar als Jitzchak Schmeidler. Seinen späteren Namen bekam er erst 1927, als er im Alter von drei Jahren vom jüdischen Rechtsanwalt Dr. Sally Kaufmann und dessen Frau Johanna adoptiert wurde und nach Duisburg kam, wo er seine Kindheit und Jugend bis zu seinem 15. Lebensjahr verbrachte. Sowohl seine Mutter Rachela als auch seine Eltern, Sally und Johanna, wurden verhaftet, in Konzentrationslager verschleppt und in Auschwitz ermordet. Walter Kaufmann hatte das Glück zu überleben. Einen Tag vor seinem 15. Geburtstag, am 18. Januar 1939, bestieg er in Duisburg einen Zug und gelangte mit einem der letzten überhaupt möglichen Kindertransporte über die Niederlande nach England. Von dort wurde er 1940 wie viele andere deutsche Flüchtlinge als „feindlicher Ausländer“ nach Australien deportiert, wo er sich nach einer knapp zweijährigen Internierung mit verschiedenen Tätigkeiten wie Lagerarbeiter und Obstpflücker, Arbeitssoldat in der australischen Armee sowie Straßenfotograf und Seemann durchs Leben schlug – und erfolgreich zu schreiben begann. Bei EDITION digital liegen insgesamt fast 50 Bücher von Walter Kaufmann als E-Books vor, die unter edition-digital.de sowie im Online-Buchhandel zu haben sind, darunter die Romane „Stimmen im Sturm“ und „Wohin der Mensch gehört“, die Story-Sammlungen „Der Fluch von Maralinga“, „Am Kai der Hoffnung“ und „Die Erschaffung des Richard Hamilton“ sowie die Erzählung „Steinwurf. Über eine Liebe in Deutschland“. Zusammengenommen ergeben die oft auf eigenes Erleben gestützten Texte eine Art Autobiografie in Teilstücken. Im Angebot ist aber auch das 2021 veröffentlichte Autorenbuch „Begegnung mit einem Jahrhundertzeugen. Walter Kaufmann und seine Bücher“. Neben einem sehr persönlichen Interview zu seinem Leben und Werk sowie biografischen und bibliografischen Übersichten präsentiert der „Jahrhundertzeuge“ auch Textauszüge aus allen seiner vielen Bücher.

Mitte der 1950er Jahre kehrte der aus seiner Heimat vertriebene jüdische Junge, der inzwischen ein junger Mann und ein Australier geworden ist, nach Europa, nach Deutschland und in die DDR zurück und siedelte 1957 dorthin über. Kaufmann bereiste die Welt und war bei wichtigen politischen Ereignissen schnell und mit großer journalistischer Neugier an den jeweiligen Schauplätzen - in Amerika nach dem Mord an Kennedy und beim Prozess gegen Angela Davis. Von seinen Reisen brachte Kaufmann abenteuerlich und spannend, aber auch mit einer klaren politischen Haltung geschriebene Texte, Reportagen, Erzählungen und Romane mit. Von 1983 bis 1993 war er Generalsekretär der DDR-Sektion des PEN-Clubs. 1993 wurde er für sein Lebenswerk mit dem Literaturpreis Ruhrgebiet geehrt. 1961 und 1964 hatte er den Theodor-Fontane-Preis des Bezirkes Potsdam erhalten und 1967 den Heinrich-Mann-Preis. Bereits 1953 war er für sein allererstes Buch „Voices in the storm“ mit dem australischen „Mary Gilmore Award“ ausgezeichnet worden.

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DDR-Autoren: Presse 14.04.2022 - Begegnung mit einem Jahrhundertzeugen