Reinhard Bernhof beschreibt in seinem Buch den Umbruch 89, der in Leipzig seinen Anfang nahm. Seine Texte leben überwiegend von der persönlichen Teilnahme an den Aktivitäten vor und in der Bürgerbewegung, in einer Zeit realer Gefahr, als die sich überstürzende Entwicklung noch keine Richtungen erkennbar werden ließ: Angst, Staunen, Mitgerissensein bis zum Mitdenken und Handeln. Sie beginnen bei den noch voreinander verborgenen ersten Schritten von Leipzigern, die in geheimgehaltenen Wohnungen erregt Veränderungen einforderten und sie führen Schritt für Schritt zur Begegnung mit dem eigenen Bedürfnis nach Freiheit und dem entfremdeten Mit-Bürger. Da Bernhof einer der allerersten Kontaktmänner des Neuen Forums war, konnte er seine Beobachtungen in der direkten Begegnung mit den verängstigten und doch aufbrechenden Menschen deutlich erkennen. Die Texte schildern Starre, zögernde Öffnung, Lebendigkeit der unter Gefahr aufgesuchten und für eine demokratische Wandlung geworbenen Menschen aller sozialen Schichten und geben damit einen so differenziert noch nicht erfassten Querschnitt des tatsächlichen Verhaltens und Befindens zu diesem Zeitpunkt. Eine wesentlich mit vorbereitete Kundgebung des Anspruchs auf Legalität wird beschrieben, ebenso wie die zahlreichen Kontaktstunden, zu denen Bernhof seine Wohnung den bald anstürmenden Leipzigern öffnete. Weitere Texte sind der Versieglung der Staatssicherheit und von Objekten weiter bestehender Sondertruppen gewidmet, z. B. in Rauchzeichen. Auch diese beschriebene Aktion ist in der Öffentlichkeit bis heute so gut wie unbekannt geblieben.