Sag mir, was ist des Menschen Wesen?
Sag mir, was ist des Lebens Sinn?
Wohl tausend Bücher hast du ausgelesen
und weißt doch nicht, woher, wohin.
Du machst rein nichts mehr froh und heiter,
wie du 's vor Zeiten einmal tatst,
als du auf deiner Lebensleiter
der Sprossen unterste betratst.
Wie glücklich warn die jungen Tage
und jeder Schritt voll Sonnenschein.
Nun wird das Dasein dir zur Plage,
was dir einst groß schien ist heut klein.
Der erste Sieg war leicht errungen,
doch blieb der Siegestaumel aus.
Denn, kaum war dir der Streich gelungen,
stand schon ein neuer Feind in 's Haus.
Erst waren es noch kleine Sorgen.
Ein Kind war krank, die Kasse leer.
Man musste sich beim Nachbarn borgen.
Doch das bedrückte noch nicht sehr.
Denn jung vertröstet man sich gerne
auf jene goldenen Zeiten hin,
wo in nicht allzu weiter Ferne
die schönsten Butterblumen blühen.
So klimmt man denn, noch recht verwegen,
den nächsten Berg hinauf mit Macht,
wo hinter Mühen, Sturm und Regen
des Glückes reiche Beute lacht.
Doch ist der Brocken dann genommen,
an dem man alle Kraft geübt,
dann sieht man, oben angekommen,
dass es noch soviel höh're gibt.
So blickt man, statt sich zu bescheiden,
scheel zu dem bessren Gipfeln auf,
dort oben, die sind zu beneiden!
Es nimmt das Schicksal seinen Lauf.
Denn ist der Wunsch erst mal geboren,
ist die Zufriedenheit vorbei.
Man sinnt verbissen und verschworen,
wie der wohl zu erfüllen sei.
Und bald hebt an ein neues Schinden,
der Drang zum Gipfel, er ist wach,
du kannst, du musst ihn überwinden!
Doch ach, die Kräfte lassen nach.
Und an der Steilwand rauem Pfade
verlässt dich plötzlich aller Mut,
du blickst zum einstigen Gestade
und denkst: Dort unten war es gut.
Berlin-Köpenick 1970
Sagt an, wer kennt ihn nicht den fixen Schnellen,
der witternd Ausschau hält, wo es sich lohnt,
zu buckeln, kriechen, winseln oder bellen,
der immer dort ist, wo der Einfluss thront.
Ein Hündchen, ein Wauwau, ein Stetsbereiter,
der seinem Herrn die Stiefelspitzen leckt,
echot gewaltig er nach unten weiter,
was ihm aus allerhöchstem Mund entdeckt.
Er bläht sich auf zum fürchterlichsten Drachen,
speiht Feuer, wenn mal oben jemand schmollt.
Es kann dort keiner einen Pupser machen,
den er nicht gleich als Donner runtergrollt.
Er ist so brav und er tappt nie daneben.
Er denkt nie falsch, schon weil er gar nicht denkt.
Er führt ein mönchisch reines Musterleben,
ein wesenloser Wicht, geleitet und gelenkt.
Doch müsst er selbst mal was entscheiden,
und keine Meinung gibt 's aus höchstem Mund,
oh weh, dann ist er nicht mehr zu beneiden.
Glaubt mir! Er ist der allerärmste Hund.
Berlin-Köpenick 1971
Der Hansi und sein Teddybär,
die beiden liebten sich so sehr,
dass sie in fünf verlebten Jahren
fast immer beieinander waren.
Hach, war das lustig, war das heiter,
sie spielten Auto, Pferd und Reiter,
verstecken, bauen, raten, raufen,
Doktor, Geburtstag, waschen, kaufen.
Mit Kissen, Stühlen, Ball und Karten
zu Hause und im Kindergarten.
Und fing es gar zu schneien an,
dann ging 's hinaus zur Schlittenbahn.
Wo Hänschen hinkam, einerlei,
stets war der Teddybär dabei.
Doch eines Tages, welch ein Graus!
Da war 's mit dieser Liebe aus.
Hans lernte schreiben, rechnen, lesen,
wie das so geht im Bildungswesen.
Doch, ach, der gute Teddy Brumm
blieb dumm
Berlin-Köpenick 1974