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Das Goldland des Salomo. Roman von Dietmar Beetz
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
09.08.2018
ISBN:
978-3-95655-912-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 375 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Geschichte, Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Biografisch
Historischer Roman, Historische Abenteuerromane, Biografischer Roman
Gold, Diamanten, Südafrika, 19. Jahrhundert, Forschungsexpedition, Mocambique, Kartierung, Sambesi, Zulu, Eingeborene, Buren, Krieg, Ruinen, Simbabwe
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Die beiden Krieger, ein etwa Achtzehnjähriger und ein etwas Älterer, waren vermutlich Späher auf einem Wach- und Beobachtungsposten, und zweifellos unterstanden sie straffer militärischer Disziplin. Der Ältere beendete die kurze Verständigung, befahl dem Jüngeren, zu bleiben, und dem Gefangenen, voranzugehen.

Ein Pfad zwischen Gras und Geröll, kaum sichtbar, also wohl nur selten begangen. Ein Höhenrücken, der von der einen schluchtartigen Kerbe bis an den Rand der nächsten reichte. Gestrüpp auch hier oben, wenngleich nicht so dicht wie in den Tälern, in unmittelbarer Nähe von Wasser.

Mauch wurde von seinem Bewacher tiefer ins Gebirge geführt. Dabei dirigierte ihn der Krieger mit dem Lauf seines Gewehrs, einer alten Snider: mal ein Schlag an die rechte Seite, mal ein Hieb an die linke oder ein Stoß in den Rücken. Die Flinte von Mauch hatte er sich umgehängt.

Schöne Bescherung, ging es dem durch den Kopf. Zu seiner eigenen Überraschung verspürte er keine Angst, eher Neugier, und flüchtig kam ihm sogar der Gedanke: Wenn das keine Publikation wert ist ... Vom Verdacht, in den er geraten war, und von der Gefahr, in der er schwebte, ahnte er nichts oder wollte er nichts wissen. Das ließ sich ignorieren bis zur Ankunft bei einem zweiten Posten - offenbar die nächste Station in einem gestaffelten Warnsystem.

Krieger auch hier, zwei und ein Ranghöherer, der zugleich älter als seine beiden Unterstellten war und älter als jener, der den Gefangenen hergebracht hatte. Er schien darin einen Verstoß zu sehen, zumindest eine Fahrlässigkeit, und der Ausdruck, den Mauch in den Gesichtern ringsum bemerkte, machte ihn erschrecken.

Wofür hielt man ihn? Doch nicht etwa für einen Spion?!

Die Entscheidung sollte wohl „weiter oben” fallen, denn der Postenführer entfernte sich eilig, mit spürbarem Unbehagen.

Zuvor hatte er seinen Leuten befohlen, den Gefangenen nicht aus den Augen zu lassen, und jenem anderen Krieger anheimgestellt, zu bleiben oder zurückzugehen.

Der andere blieb, und seine Unruhe übertrug sich auf Mauch, bewirkte das Gefühl der Ungewissheit, der Bedrohung.

Diese Regung verstärkte sich noch, als der Postenführer wiederkam - in seiner Begleitung ein Bewaffneter, dem Mauch in Gedanken sofort den Rang eines Hauptmanns zuerkannte. Das gebot nicht nur das herrische Auftreten; das empfahl auch der Respekt aller im Umkreis. Die Krieger hatten Haltung angenommen, und Mauch ertappte sich dabei, dass er sich gleichfalls straffte. So stand er vor dem Gewaltigen, der in seinen Zügen forschte, während jener Unglücksrabe vom ersten Posten Meldung machte und kleinlaut berichtete, wie es bei der Gefangennahme zugegangen war.

Kein Wort, das verriet, was der Hauptmann dachte, doch meinte Mauch, in den Augen ein Urteil zu lesen. Was dagegen tun? Beteuern, kein Spion zu sein, nicht einmal ein Freund der Buren, behaupten, nichts gesehen zu haben, nichts mitgekriegt, wovon auch immer, schwören, zu schweigen und nichts zu verraten?

Soviel stand fest für Mauch: dass er, ohne es gewollt, ohne an dergleichen überhaupt gedacht zu haben, auf ein Geheimnis Eingeborener gestoßen war, vermutlich auf ein Sammel- oder Ausbildungslager, einen Stützpunkt für einen Kriegszug. Er - ein Eingeweihter, eine Gefahr, und was mit so einem zu geschehen hatte ...

Der Rapport war beendet, und der Hauptmann wies ohne ersichtliche Regung zu einem Gebüsch, hinter dem der Höhenrücken zu einem Tal abfiel.

Sollte es dort vor sich gehn? Noch war der Befehl nicht ausgesprochen. Weshalb zögerten der Hauptmann und die anderen?

Sie alle blickten zu einem grauhaarigen Alten, der, begleitet von zwei Kriegern, aus derselben Richtung wie vorhin der Hauptmann herbeikam. Er setzte Fuß vor Fuß wie einer, der fest auftreten will, vielleicht aber doch nicht mehr völlig sicher auf den Füßen steht.

Ein Häuptling, und die beiden in seiner Begleitung - seine Eskorte? Sie bauten sich neben ihm auf, während er sich in den Schultern reckte. So nahm er die Meldung des Hauptmanns entgegen, der vor ihm salutierte wie vor einem General und ihn „Murinna” nannte. Murinna - Häuptling oder König in der Sprache dieses Stammes? Mauch ahnte, dass sich zwischen den beiden sein Schicksal entschied, aber klar war ihm auch: Hier ging es nicht nur um seine Person. Wer würde sich durchsetzen? Der junge, herrische Hauptmann oder der alte, wankende Murinna und General?

Noch stand der Hauptmann in Habacht vor dem Alten, doch sein Ton verhehlte nicht, dass seine Entscheidung bereits gefällt war, dass er eigentlich nur pflichtgemäß berichtete. Und der Alte? Der hielt den Kopf gesenkt, als schaue er auf seine staubigen Füße. Sein Nacken schien zu zittern.

„Und das da?”, fragte er, als der Hauptmann verstummt war. Er wies zum Gepäck von Mauch, das der abgelegt hatte, und sein Blick erlaubte jetzt keinen Zweifel mehr, wer hier der Herr war. Der Hauptmann erwiderte mit einem Anflug von Unmut, das Zeug des Gefangenen werde selbstverständlich als Beute behandelt.

„Ist es untersucht worden?”

Er holte Luft, schluckte, behauptete, das gerade vorgehabt zu haben. „Gut”, entschied der Murinna, „sehen wir uns seine Sachen an!”

Ein Wink, und Mauch. der den Sinn der Worte erraten halte, begann den Schnappsack auszupacken. Zum Vorschein kamen die Quarthefte in ihrer Schutzhülle, der Sextant und der Geologenhammer, der Kompass, die Blechhülse mit dem Thermometer. Munition, die Drahtrolle, die Medikamente ...

Plötzlich sah sich Mauch an die Zollkontrolle im Hafen von Durban erinnert. Wiederholte sich hier jenes Zeremoniell, wurde zur Farce? Der Murinna deutete auf die Quarthefte, ausgerechnet darauf, und die Krieger seiner Eskorte beeilten sich, ihm den Packen zu reichen. Er griff hinein, zog eines der Hefte heraus, blätterte darin. Währenddessen war der Hauptmann hinter ihn getreten, und nun runzelte auch er die Stirn.

Analphabeten, die vorgaben, die Aufzeichnungen zu studieren?

Jetzt erschien ein Lächeln auf dem Gesicht des Murinna. Der Alte hielt das Heft hoch, wies die Kopie der Felszeichnungen vor und verkündete: „Boschman!”.

Das Goldland des Salomo. Roman von Dietmar Beetz: TextAuszug