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Die Heimkehr der Preußenkönige. Gedenkausgabe 17. August 1991 von Hans Bentzien
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
16.08.2015
ISBN:
978-3-95655-465-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 103 Seiten
Kategorien:
Geschichte / Deutschland, Geschichte / 18. Jahrhundert, Biografie & Autobiografie / Könige
Biografien: Könige und Königinnen, Europäische Geschichte, Deutschland, Geschichte allgemein und Weltgeschichte, 18. Jahrhundert (1700 bis 1799 n. Chr.)
Preußen, Brandenburg, Potsdam, Friedrich Wilhelm I., Friedrich II., König, Sarkophag, Marburg, Hechingen, Hohenzollern, Bernterode, 2. Weltkrieg
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Die Kritiker Preußens verwiesen auf den Widerspruch zwischen Ziel und Realität der Toleranzpolitik, den Juden sei sie kaum gewährt worden, die Pressefreiheit hätte nicht lange gedauert und wäre mit Rücksicht auf mögliche Informationen des Kriegsgegners wieder eingestellt worden, und auch die Folter sei zwar eingeschränkt, aber nicht völlig abgeschafft worden. Die Kriege hätten das Land zwar erheblich vergrößert, die Bevölkerung jedoch stark beeinträchtigt, Städte und Dörfer stark in Mitleidenschaft gezogen und durch den Siebenjährigen Krieg völlig verarmt.

Beide Lager haben wohl immer zu einem Teil recht, denn sowohl das eine wie auch das andere machte die Wirklichkeit Preußens zu Lebzeiten der beiden Könige aus: Die von oben verordnete und erzwungene Staatsräson, das kaum vorhandene Bürgertum als politische Kraft, die daraus sich ergebende Dominanz des Adels mit seinen Privilegien und die ausschließliche Entscheidung aller wichtigen Angelegenheiten durch den Monarchen.

Eine Diskussionsrunde von Historikern und Publizisten konnte sich darauf verständigen, die beiden preußischen Könige seien zwar Despoten gewesen, aber Friedrich habe sich von den anderen zeitgenössischen Herrschern Europas dadurch erfreulich abgehoben, dass er ein Mann der Aufklärung gewesen sei, eben ein „aufgeklärter Despot“. Klar wurde auch, dass alle Einseitigkeiten, zum Beispiel die Betonung der Kunstförderung auf der einen wie die Verdammung des Militärischen auf der anderen Seite, für eine historische Klärung unfruchtbar sind.

Als diese ausgleichenden Töne durch die Medien gingen, waren die Handwerker auf der Hohenzollernburg bereits dabei, die Vorbereitungen für die Heimkehr zu treffen.

Die Burg wurde für zwei Tage geschlossen. Die Familie der Hohenzollern versammelte sich, sie beging mit einem Gottesdienst am 15. August den Abschied der Könige von der Burg. Als Prediger war der Militärdekan des Evangelischen Militärbereichs Stuttgart, Ruprecht Graf zu Castell-Rüdenhausen, ein Verwandter, eingeladen worden. Er stellte seine Predigt unter Matthäus 11, 2-6: „Blinde sehen und Lahme gehen, Aussätzige werden rein und Taube hören, Tote stehen auf, und Armen wird das Evangelium gepredigt, und selig ist, wer nicht an mir irre wird.“

Sechzig Familienmitglieder und einige Freunde feierten einen Lob- und Dankgottesdienst, und die Liturgie enthielt auch die Schriftlesung nach Römer 11, 33-36, den Lobpreis der Wunderwege Gottes: „Wie unbegreiflich sind seine Entscheidungen und unerforschlich seine Wege“ - ein für die Situation, in der sich die Familie befindet, deren Chef aus Potsdam stammt, deren Mitglieder aber alle außerhalb Brandenburgs wohnen, durchaus passendes Wort.

Dekan Castell nahm nicht nur zu den theologischen Aspekten der Rückführung Stellung, er beschäftigte sich mit der auch die Kirche drückenden Haltung zu geschichtlichen Abläufen: „Auch wir geraten immer wieder in Zweifel, ob der Anspruch des Evangeliums, die Wahrheit zu sein, zu Recht besteht, ob Christus wirklich Mitte der Geschichte ist, so dass wir zu Recht die Jahre vor und nach Christus zählen. Die Kirche hat in Beantwortung dieser Frage sicher viele Fehlentwicklungen mitgemacht, sie musste wohl durch das Feuer der Aufklärung gehen, die ja bekanntlich die Vernunft auf den Thron gehoben hat. Religion war Mittel zum Zweck. Friedrich der Große ist für diese Haltung ein typischer Vertreter.

So wie wir von einem Engländer erwarten, dass er sich, zu seiner englischen und vom Franzosen, dass er sich zu seiner französischen Geschichte bekennt, so vom Deutschen, dass er sich zu seiner deutschen Geschichte bekennt. Denn wenn nur materielle oder ideologische Gründe meine Gegenwart bestimmen und nicht meine Eingebundenheit in meine Geschöpfichkeit und damit meine Geschichte, verflacht der Mensch und verfällt der Zeitgeist. So ist gerade diese Aktion der Rückführung ein schönes Zeichen, dass sich die Hohenzollernfamilie zu ihrer Geschichte bekennt, das wird erwartet und entspricht dem christlichen Glauben. Treue zur Geschichte meint ja nicht Verhaftetsein an die Vergangenheit.

Die Heimkehr der Preußenkönige. Gedenkausgabe 17. August 1991 von Hans Bentzien: TextAuszug