Mit Bäumen, in denen Vögel singen
In ihrem Buch „Tintarolo“ erzählt Brigitte Birnbaum für Kinder von Käthe Kollwitz, vom Schicksal eines Plakates und von noch viel mehr
Was wünschen sich Kinder? Das hängt auch davon ab, wann und wo sie leben. In welche Schicht sie geboren werden. Was sie haben oder was man ihnen vorenthält. Den Berliner Arbeiterkindern in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg fehlten zum Beispiel Spielplätze. Richtige Spielplätze mit Wippe und Sandkasten und Rasen und Bänken und Bäumen, in denen Vögel singen. Und wo man im Winter auch Schneemänner bauen kann. Und eine Schneeballschlacht veranstalten.
Im Jahre 1912 soll ein Plakat zum Bau von solchen Kinderspielplätzen in Berlin aufrufen. Denn Auftrag für das Plakat bekommt Käthe Kollwitz, die von einer Freundin auch „Tintarolo“ genannt wird – so auch der Titel des Kindesbuches von Brigitte Birnbaum. Die Autorin erzählt darin, warum die Künstlerin diesen Auftrag annimmt, wie sie an dem Plakat arbeitet, und welches Schicksal es hat. Aber die jugendlichen Leser erfahren auch viel über das Leben der Berliner Arbeiterkinder Trude und Anni, die Käthe Kollwitz für das Plakat Modell stehen.
„Tintarolo“ – ein Buch, das – erstmals 1975 im Kinderbuchverlag Berlin erschienen - die Kinder ab 8 Jahren nicht nur mit dem Leben einer Künstlerin und ihrer Arbeit bekannt macht, sondern zugleich eine Geschichte des Lebens der Kinder vor dem ersten Weltkrieg ist.
Brigitte Birnbaum wurde 1938 in Elbing in Westpreußen geboren und flüchtete 1945 über Berlin nach Mecklenburg. Nach dem Abitur und einer Ausbildung als Apothekenhelferin studierte sie am Institut für Literatur in Leipzig, das sie mit einem Diplom abschloss.
Seit 1968 wirkte Brigitte Birnbaum als freischaffende Schriftstellerin in Schwerin. Zwischen 2003 und 2013 lebte und schrieb sie in Hamburg, seitdem ist sie wieder in der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern zu Hause.