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Persönliche Welt-Anschauung

In seinem dritten und letzten Band mit Reiseimpressionen „Der Schamanenstein“ berichtete Uwe Berger auch über Sibirien

Uwe Berger schaute sich die Welt persönlich an, über die er schrieb. Das galt auch für den dritten und letzten Band seiner Reiseimpressionen „Der Schamanenstein“, in dem er von Menschen und Orten nicht nur in Europa, sondern auch in Sibirien berichtet. Mit seiner Frau geht er, bewacht von riesigen Zirbelkiefern, am steinigen Ufer des Baikalsees entlang. Die unendlichen Wasser scheinen sich zu krümmen. Beide sprechen mit Ewenken, Burjaten und den Buddhisten eines Lamaklosters bei Iwolginsk. Die Mönche empfangen und verabschieden die Gäste mit milder Freundlichkeit. Am Ufer des Bratsker Stausees erzählt eine junge Frau von den Verbannten, die ihre Vorfahren waren, und von dem, was der Amerikaner George Kennan in seinem Buch „Siberia and the Exile System“ Ende des 19. Jahrhunderts festgehalten hat. So schrieb er über eine Verbannte, die er in Irkutsk kennengelernt hatte: „Frau Tscherniawski war zu der Zeit, als ich ihre Bekanntschaft machte, eine zarte, blasse, hohlwangige Frau, die ihre Gesundheit durch jahrelange Haft, Verbannung und Kummer eingebüßt hatte. Sie hatte zwei Kinder zur Welt gebracht und sie beide im Exil verloren, unter Begleitumständen, die den Verlust fast unerträglich machten ... Seit sieben Jahren befand sich Frau Tscherniawski mit ihrem Mann in der Verbannung, und es schien dem Reisenden beim Abschied, „als neige sich ihr von Unglück und Leid erfülltes Leben seinem Ende zu“.

Der für sein ebenso umfangreiches wie literarisch vielfältiges Werk mehrfach ausgezeichnete Autor Uwe Berger wurde 1928 in Eschwege in Hessen geboren und verlebte seine Jugend in Emden, Augsburg und Berlin. Als Angehöriger der Flakhelfer-Generation meldete er sich 1945 freiwillig zur Kriegsmarine, um so der Einberufung zur Waffen-SS zu entgehen. Bei Kriegsende war er Marineoffiziersanwärter in Dänemark. Nach seiner Heimkehr schrieb er erste Gedichte und Prosaversuche, studierte an der Berliner Humboldt-Universität Germanistik und Kunstwissenschaft und arbeitete danach im Verlag Volk und Wissen und im Aufbau-Verlag. Seit 1955 war Uwe Berger freiberuflich tätig.

Der Lyriker, Essayist und Erzähler, der von 1973 bis 1989 als Vorstandsmitglied des Schriftstellerverbandes der DDR und von 1982 bis 1989 zudem als parteiloser Vizepräsident des DDR-Kulturbundes wirkte, starb am 16. Februar 2014 in Berlin.

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