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Die poetische Ausstrahlung einer Windmühle

Jürgen Borchert plaudert kurzweilig über das Müller-Handwerk

„Nachforschungen über ein Handwerk“ – so hat der Schriftsteller und Feuilletonist Jürgen Borchert sein Buch „Die Mühle vom Rothen Strumpf“ im Untertitel etwas trocken oder gar langweilig genannt. Was sind schon Nachforschungen? Dabei sind es sehr lebendige und lesenswerte Nachforschungen geworden, die auch mehr als 30 Jahre nach dem Erscheinen dieses Buches noch wert sind, zur Hand genommen zu werden. Zumal sie auch viel über die Zeit mitteilen, zu der es geschrieben wurde, und ganz nebenbei auch über das Land, in dem es geschrieben wurde, und nicht zuletzt eine Menge über das Handwerk, dem die Nachforschungen von Jürgen Borchert galten. Und Jürgen Borchert versteht es wie immer zu plaudern und seine Leser an seinen Nachforschungen teilhaben zu lassen - weder trocken noch langweilig.

Der Stein des Anstoßes oder besser formuliert der Brief des Anstoßes war, so berichtet es der Autor, das Schreiben eines Verlagslektors, der um Mitarbeit an einem Band mit Porträts gebeten hatte. Und sein Part sollte ein Porträt über Fritz Döscher aus Dabel und dessen technisches Denkmal „Holländerwindmühle Dabel“ sein – sein produzierendes technisches Denkmal, wie unbedingt hinzuzufügen ist. Und natürlich sollte in dem Porträt auch etwas über die Geschichte der Müllerfamilie und der Mühle drinstehen.

Und ob solches in dem im besten Sinne des Wortes belehrenden und zugleich sehr unterhaltsamen Buch von Jürgen Borchert zu finden ist! Jede Menge hat der Schriftsteller, der zugibt, anfangs kaum mehr als das bekannte Lied „Das Wandern ist des Müller Lust“ gekannt zu haben, zusammengetragen. Das beginnt mit dem Gründungsjahr der Dabeler Mühle und Statistiken über die gewaltige Zahl der Windmühlen im Deutschen Reich 1895 und der ebenfalls nicht minder große Zahl von Menschen mit dem Familiennamen Müller in allerlei Schreibweisen. Weiter geht es mit der rein äußerlich-technischen Beschreibung einer Windmühle und ihrer fast greifbaren poetischen Ausstrahlung. Und Borcherts vergnügliches Buch bringt viele penibel recherchierte Fakten über Mühlen, Mühlenbaukunst und das Müllerhandwerk. Ganz nebenbei erfährt man allerhand Wissenswertes über Mecklenburg und seine Geschichte sowie über die Nützlichkeit einer gut sortierten Bibliothek. Selbstverständlich fehlt auch das anfangs gewünschte Porträt von Fritz Döscher nicht. Borchert hatte den Eindruck eines gelassenen, etwas philosophisch veranlagten Mannes. Und der Müller sieht auch aus wie ein Müller. Und kämpfte zu DDR-Zeiten engagiert um den Erhalt seines produzierenden technischen Denkmals.

Übrigens: Die Bedeutung des Namens „Rother Strumpf“ – mit h im Namen Roth -, die konnte auch Jürgen Borchert bei seinem Nachforschungen nicht abschließend klären. Lesenswert. Glück zu!

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