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Ein Dobermann liebt das Fernsehen, ein Scherenschleifer kommt und eine Dame geht auf Schmetterlingsjagd – Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 14.06. 2019) Auch dieser Newsletter beginnt wieder mit der in der vorvorigen Ausgabe angefangenen Neuerung und ist bereits zum dritten Mal ein Newsletter mit Fridays for Future – Freitage für die Zukunft. Jede Woche wird an dieser Stelle seit der vorvergangenen Ausgabe zu Beginn jeder Sendung jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Und da hat die Literatur schon immer ein gewichtiges Wort mitzureden und heute erst recht. Allerdings sind diese Angebote im Gegensatz den anderen Offerten nicht preisgesenkt, sondern sie werden zum Normalpreis verkauft. Heute präsentieren wir in dieser Rubrik ein weiteres Buch von Carlos Rasch – diesmal seinen Zukunftsroman Im Schatten der Tiefsee“, in dem es vor allem um eine nach wie vor ungelöste Frage geht, die der ausreichenden Ernährung aller Menschen auf der Erde – also gleichsam um das universale Menschenrecht, nicht hungern und Hungers zu sterben zu müssen. Und nicht zuletzt spielt dabei auch die Ostsee, das Meer vor unserer Haustür, eine mehr als gewisse Rolle …

Bei den anderen Angeboten bleibt es dagegen bei den bekannten Sonderpreisen und hin und wieder gibt es – wie in diesem Newsletter – zum Schluss jeweils ein Angebot zum Supersonderpreis. Und nun zu den aktuellen Deals der Woche, die im E-Book-Shop www.edition-digital.de jeweils eine Woche lang (Freitag, 14.06.19 – Freitag, 21.06.19) zum Sonderpreis zu haben sind.

Barbara Theuer berichtet in „Rob“ über lustige und lehrreiche Abenteuer eines Dobermann-Welpen.

Auch Barbara Kühl erzählt in „Leo, das Luder“ eine berührende Tier- und Menschengeschichte.

Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian“ von Ingrid Möller ist dem letzten großen Abenteuer der großen Naturforscherin und Künstlerin gewidmet.

Kathusch“ von Brigitte Birnbaum ist ein ursprünglich für Kinder geschriebenes Buch über Käthe Kollwitz und ihre Kraft, sich als Mädchen und Künstlerin gegen viele Wiederstände durchzusetzen.

Außerdem wartet am Ende dieses Newsletters noch ein Supersonderangebot zum Supersonderpreis von nur 99 Cents auf Interessenten. Und damit zu unserem heutigen Klimaschutz-, Umwelt- und Friedensbuch:

Erstmals 1965 veröffentlichte Carlos Rasch im Verlag Das Neue Berlin seinen Zukunftsroman „Im Schatten der Tiefsee“: Professor Hardt leitet auf einem Forschungsschiff in der Ostsee eine Gruppe von Wissenschaftlern, die den Aufbau einer großen Algenfarm im Atlantik vor der afrikanischen Küste vorbereitet. Mit der Zucht von Algen soll das Welternährungsproblem in Afrika und Asien gelöst werden. Der angehende Meeresagronom Jochen Märzbach wendet sich gemeinsam mit der neuen Mitarbeiterin Anja gegen die einseitige Orientierung auf die warmen Meere in Afrika und schreibt seine Diplomarbeit über die meereswirtschaftliche Nutzung der Ostsee. Wie recht die beiden haben, wird sich bald erweisen. Der Standort der künftigen afrikanischen Meeresfarm ist als Überbleibsel aus der Zeit des Kalten Krieges stark radioaktiv verseucht und durch einen Seevulkan und ein dort versunkenes Atom-U-Boot extrem gefährdet. Eine internationale Gruppe junger Wissenschaftler versucht mit großem Elan das nahezu Unmöglich: Höhere Ergebnisse in der Algenproduktion in einer Ostseefarm als im Atlantik. Aber auch hier holt sie die Vergangenheit ein. Carlos Rasch verlegte seinen 1965 erschienenen Roman in die nahe Zukunft. In seinem noch bekannteren Science-Fiction-Buch „Magma am Himmel“ von 1975 (siehe dazu auch den vorigen Newsletter vom 7. Juni 2019) weiten sich die Probleme in Afrika im 24. Jahrhundert so weit aus, dass die Existenz der Erde gefährdet ist. Als letzte Möglichkeit soll Jochen Märzbach mittels Zeitreise sein Wissen an die Menschen in der Zukunft weitergeben. Hier ein Blick in das 2. Kapitel des spannenden Buches:

„Nach dem Mittagessen gingen beide zur Seebrücke und stiegen in ein Motorboot. Jochen machte die Leinen los. Der Motor sprang an. Knarrend scheuerte sich das Boot an den Dalben, löste sich und glitt an der langen Seebrücke vorbei auf die Nebelbank zu.

Anjas Herz klopfte.

Jetzt war es so weit.

Jetzt begann das, wofür sie immer und immer wieder gelernt hatte - die Arbeit. Ein kleines Algenfeld für Versuche, ein Laboratorium, Wasser, Boote, Mikroskope, Experimentieraquarien, lange Messreihen, chemische Analysen, Arbeitsgefährten, die ebenso wie sie über Tabellen und Kurven gebeugt sitzen oder draußen auf dem Wasser mit klammen Fingern Netze, Geräte und Algenproben aus dem Wasser ziehen würden. Am Ende dieses Weges stand als Belohnung und Anerkennung für gute Arbeit sicherlich die Versetzung auf eine afrikanische Atlantikfarm oder vielleicht sogar der Auftrag, für ein paar Jahre auf eine Pazifikfarm umzusiedeln.

Je mehr Wasser das Boot unter den Kiel nahm, um so kräftiger blies der Wind in den Rücken. Anja schlug den breiten Kragen ihrer warmen Jacke hoch und zog ihn dichter um den Kopf.

Jochen stand am Steuer und spähte aufmerksam voraus, „Gehn Sie doch in die Kajüte ’runter, Anja“, sagte er. „Sie müssen sich erst an die See gewöhnen. Ist noch ein bisschen rau hier draußen. Aber spätestens in zwei Wochen wird es herrlich sein. Dann ist richtig Sommer.“

„Glöw jo nicht, dat ick pimplig bün. Lat man, min Jung, dat is hüt bloß ein Püsterken.“

Jochen zog erstaunt die Brauen hoch. „Sie sind wohl von der Waterkant?“

„Aus der Wismarer Gegend, Kieler Bucht“, sagte sie. Es freute sie insgeheim, ihn ein wenig damit beeindruckt zu haben.

Anjas schmale Feingliedrigkeit und ihre kleine Figur standen für Jochen im Gegensatz zu ihrer Herkunft, zu diesem Dialekt, den sie plötzlich gesprochen hatte. Ein Mädel von der Küste hatte er sich immer anders, herber, vorgestellt. Als er sie vorhin im Speisesaal zum ersten Mal gesehen hatte, waren ihm sogar Bedenken gekommen, ob sie überhaupt die Arbeit auf dem Schiff und dann später auf der neuen Boddenstation schaffen würde.

Die Wellen rollten jetzt von der Seite heran und klatschten gegen die Bordwand. Serien von Spritzern kamen über, und das Boot wiegte sich heftig hin und her. Jochen sah neugierig zu Anja hin. War sie seefest, oder hatte sie ihm etwas vorgemacht? Dann müsste ihr jetzt mulmig werden.

Aber Anja stand ungerührt an die Kajüte gelehnt. Sie nahm nicht einmal die Hände aus den Jackentaschen. Nur ihre Füße stemmte sie fest gegen die Bordwand, um beim Schlingern besseren Halt zu haben. Belustigt blickte sie ihn an.

In diesem Augenblick durchstieß das Boot die Nebelbank. Anja beugte sich vor, um besser sehen zu können. Das Forschungsschiff lag dicht vor ihnen. Es war ein Katamaran, ein Doppelrumpfschiff. Sie fuhren darauf zu.

„Ein Märchenschloss“, flüsterte sie.

Umtanzt von Tausenden blinkender Pünktchen lag dort eine Insel. Steil strebten ihre Ufer aus dem Wasser. Auf ihr erhob sich breit ein hohes weißes Schloss. Ein schmaler, schlanker Turm mit einem kurzen Mast trug ein kreisendes Prinzessinnenkrönchen. Der Platz davor war leer und glatt, aber das große Tor für die Wellenkutsche war einladend geöffnet. Liebevoll leckten Wasserzungen die Auffahrt sauber. Die Prinzessin wurde schon erwartet. Diesmal bin ich die Prinzessin, dachte Anja.

Sie war froh. Ihre Erwartungen waren weit übertroffen worden. Statt des vermuteten kleinen Forschungsloggers sah sie jetzt diesen stattlichen Katamaran vor sich. Die elegant geschwungene Fassade seiner großzügigen Aufbauten mit den pastellfarbenen Flächen leuchtete weithin. Das die beiden Rümpfe verbindende Deck wölbte sich in kaum erkennbarem Bogen. Auf dem Katamaran schien verschwenderisch viel Platz zu sein. Ein ideales Schiff für Forschungsarbeiten, stellte das Mädchen im Stillen fest.

Jochen betrachtete Anja, die angespannt zum Schiff hinüberblickte. Deutlich zeichnete sich ihr fein geschnittenes Profil gegen den Hintergrund des Wassers ab. Ein versonnener, verklärter Ausdruck lag jetzt auf ihrem Gesicht. Das Kopftuch mit den flatternden Zipfeln rahmte es ein, machte es schmaler und zarter.

„Nicht schlecht“, sagte Jochen halblaut und bedauerte, sie nicht länger in Ruhe betrachten zu können. Er musste jetzt aufpassen und manövrieren.

„Ja, nicht schlecht. Wirklich ein prima Schiff“, bestätigte das Mädchen anerkennend.

Jochen stellte den Motor ab, und das Boot trieb, allmählich an Fahrt verlierend, in den Schlund zwischen den beiden Rümpfen des Katamarans. Hier war es wie in einem windgeschützten Hafen. Das Wasser schwappte leise gegen die Bordwände. Jochen stieg aus und reichte ihr die Hand.

„Angelangt!“, rief er.

Sie gingen die breiten Stufen des Fallreeps hinauf. Oben an Bord erwartete sie ein Mann von etwa fünfunddreißig Jahren. Sein Haar war von einem auffallend hellen Blond, und seine sandfarbenen Hosen hatten eine makellose Bügelfalte.

„Das ist Doktor Ruck“, stellte Jochen ihn vor. „Wenn die Dünenstation fertig ist, wird er mit Ihnen zusammen dort arbeiten.“

Doktor Ruck ergriff rasch ihre Hand und schüttelte sie energisch. Mit einer einladenden Geste wies er auf das Schiff. „Herzlich willkommen“, sagte er mit gewinnendem Lächeln. „Hat Sie also unser spröder Ritter sicher durch die Waschküche hierher gebracht? Wir wollten Sie nämlich wegen des Nebels erst morgen an Bord holen, aber Jochen Märzbach hatte Verlangen nach einem Alginum von Helen Jasenow“, spottete der Doktor.

„Dann hätte ich also beinahe noch länger warten müssen?“, fragte Anja.

„Haben Sie sich gelangweilt? Gefällt Ihnen Hohendünen etwa nicht?“

„Auf dem Schiff gefällt es mir besser. Ich möchte endlich arbeiten.“

„Das zu hören wird dem Professor gefallen. Er hat eine Schwäche für junge ungeduldige Leute. Ich soll Sie jedenfalls auch in seinem Namen begrüßen. Er lässt es sich sonst nicht nehmen, neue Mitarbeiter selbst zu empfangen. Aber heute tagt die Prüfungskommission. Man diskutiert über die schriftlichen Arbeiten der Meeresagronomen, die wir hier bei uns für die künftige Luandafarm ausbilden.“ Der Doktor wandte sich an Jochen. „Ich möchte Sie bitten, die junge Dame überall herumzuführen und ihr das Schiff zu zeigen. Die Dünenstation ist erst in einigen Wochen fertig, und Sie müssen deshalb vorläufig noch hier an Bord arbeiten“, erklärte er Anja. „Mit dem speziellen Auftrag meines Labors, die Ökologie der Algen in den verschiedenen Litoralzonen südlicher und nördlicher Meere vergleichend zu erforschen, werde ich Sie bekannt machen. Aber das hat ja noch Zeit.“

Doktor Ruck begleitete sie noch einige Minuten schweigend. Er hörte Jochen, der Anja das Schiff zu erklären begann, so aufmerksam zu, als sei auch ihm hier alles neu und unbekannt. Aber dann bemerkte Anja, dass das nichts anderes als eine höfliche Geste war. In Wirklichkeit war er mit seinen Gedanken schon wieder woanders. Bald verabschiedete er sich dann auch.

„Der knobelt wieder“, sagte Jochen. „So ist er immer. Er macht seinem Namen alle Ehre. Entweder er arbeitet tagelang fast ununterbrochen, packt eine Sache an und löst sie sozusagen mit einem Ruck, oder er lässt sich tagelang überhaupt nicht in seinem Labor blicken. Wenn ihn Professor Hardt ermahnt, seine Zeit besser einzuteilen, dann sagt er: ,Das gehört zu meinem intensiven Lebensstil. Wissenschaftliche, schöpferische Arbeit kann man nicht in Bröckchen zu täglich sechs Stunden zerstückeln. Entweder ich arbeite, oder ich erhole mich gründlich.‘ Seit gestern hat es ihn wieder gepackt. Die Lösung eines Problems scheint ihm vorzuschweben. Dann läuft er herum und sieht und hört nichts, wie jetzt eben. Aber sonst ist er ein feiner Kerl. Ich mag ihn gut leiden. Er segelt gern und spielt viel Tennis. Vor einem Jahr begeisterte er sich noch für das Bergsteigen.“

Sie gingen beide kreuz und quer durch das Schiff. Anja wusste bald nicht mehr, ob sie sich oberhalb oder unterhalb der Wasserlinie, ob sie sich im Bug oder Heck befanden. Hinter jeder Tür, die Jochen öffnete, tauchten neue Gesichter auf. Hier traf man eine Gruppe beim Experimentieren an, dort eine andere bei der Auswertung von Beobachtungen und Tabellen. Einige Labors, so entdeckte Anja überrascht, waren unbenutzt.

Das alles, von den Labors im Institut über die neue Dünenstation bis zu diesem Katamaran, wurde also aufgeboten, um zu forschen, um Algen zu Brot zu machen. Wie einst vor Jahrtausenden durch den Fleiß und die Klugheit des Menschen aus dem Steppengras der Getreidehalm mit seiner vollen Ähre wurde, sollte jetzt durch wissenschaftliche Forschung den Menschen in den Algen eine reichere Nahrungsquelle erwachsen.

Ob die Menschen, die heute wogende Kornfelder liebten, später einmal smaragdgrüne Algenfeder lieben würden?

Nach zwei Stunden Besichtigung taten Anja die Beine weh. „Jetzt ist’s genug“, stöhnte sie. „Es ist zwecklos, mir noch mehr zu zeigen, ich begreife nichts mehr, und ich kann mir auch nichts mehr merken.“ Dies Feenschloss schien ihr auf einmal ein Irrgarten geworden zu sein.

Jochen hatte ein Einsehen. Sie fuhren mit dem Fahrstuhl aufwärts; als er hielt, tat sich eine Sesselkajüte auf.

„Die Plaudermesse“, erklärte Jochen.

Aufatmend ließ sie sich in einen Schalensessel fallen.

Große Fenster gewährten gute Sicht. Weit draußen auf offener See glitten zwei Dampfer über das Wasser. Offenbar fuhren sie nach Swinoujscie. Jochen sah ihnen nach, bis sie nur noch die Masten über den Horizont streckten, und dachte dabei sorgenvoll an seine Diplomarbeit. Er hatte das Thema „Die Möglichkeiten und Aussichten einer meereswirtschaftlichen Nutzung der Ostsee“ gewählt.

Jochen war um dieses Thema wahrlich nicht zu beneiden, denn er hatte sich damit auf ein sehr umstrittenes Gebiet gewagt. Natürlich wusste er, dass man seit jeher die Meinung vertrat, die Ostsee sei für die Algenwirtschaft nicht besonders geeignet. Aber gerade das hatte ihn gereizt. Deshalb hatte er in seiner Arbeit auch dargelegt, dass diese Ansicht den Möglichkeiten der Menschen und dem augenblicklichen hohen Stand der Meeresforschung nicht mehr gerecht werde. Anhand von mehreren Beispielen hatte er nachgewiesen, dass die Wissenschaft dieses Gebiet im letzten Jahrzehnt vernachlässigt habe und dass eine praktische Nutzung des Ostseeraumes für die Algenwirtschaft durchaus denkbar und wirtschaftlich sein könnte. Professor Hardt wäre es zwar bestimmt lieber gewesen, wenn sich alle Studenten der Meeresagronomie einem Thema über Algen in tropischen Zonen zugewandt hätten, denn das war sein Spezialgebiet. Würde Hardt nun Jochens Diplomarbeit deswegen weniger gut beurteilen und sagen, hier sei ein Thema schon von vornherein falsch und unqualifiziert ausgewählt worden? Ansatzpunkte, die manchmal recht gewagten Thesen der Arbeit als zu fantastisch anzusehen, gab es genügend. Jedenfalls war Jochen, der überall und bei jeder Gelegenheit offen über sein Thema diskutierte, schon mehrmals von Hardt darauf verwiesen worden, dass die Hauptaufgabe des Instituts vorläufig darin bestehe, durch eine gründliche Forschung zum Aufbau von Meeresfarmen vor der westafrikanischen Luandaküste beizutragen.

„Warum nennen euch die Leute an Land eigentlich ,Algenpüttcher‘“, fragte Anja mitten in seine Überlegungen hinein.

Jochen zuckte die Achseln und winkte ab. „Es hat sich eben eingebürgert. Das hat nichts zu bedeuten. Sie meinen es nicht so. Ist nicht weiter ernst zu nehmen“, sagte er. Bisher hatte er diesen Ausdruck hingenommen und nicht weiter darauf geachtet. Je mehr er jetzt aber die Harmlosigkeit dieses Wortes beteuerte, um so mehr löste es auch bei ihm Unbehagen aus.

Anja war mit dieser Antwort nicht zufrieden, sagte aber nichts mehr dazu. Sie dachte: Wenn sich so etwas eingebürgert hat, liegen dafür bestimmt gewichtige Ursachen vor. Sie ahnte, warum die Leute hier die Wissenschaftler auf dem Katamaran „Algenpüttcher“ nannten: Die jahrelange Arbeit der Forscher hatte für sie in der Praxis keine sichtbaren Auswirkungen. Dabei war es doch häufig so, dass Institute sich unter der Bevölkerung selbst durch am Rande ihrer Forschungsarbeit liegende Ergebnisse, wenn man sie praktisch nutzen konnte, einen Namen gemacht und Anerkennung erworben hatten. Wenn man hier auf dem Katamaran zum Beispiel neben der Grundlagenforschung noch für die Fischwirtschaft nützliche Algen züchten und aussetzen würde, wäre damit bestimmt schon viel Ansehen gewonnen.

„Wie kommt es eigentlich, dass ihr hier an Bord einige Labors nicht benutzt?“, fragte sie Jochen. Bei ihrem Rundgang hatte sie das festgestellt. Sie fühlte sich heute ungewöhnlich tatendurstig und dachte: Mal sehen, ob sich nichts unternehmen lässt.

„Das Schiff ist auf Per-spek-ti-ve gebaut“, erklärte Jochen ironisch. Aber dann fiel ihm ein, dass Anja nicht ahnen konnte, dass er damit den Tonfall des Professors nachahmen wollte. Sie kannte Professor Hardt ja noch nicht. Sofort wurde er wieder sachlich und sagte: „Wir wollen hier auch noch Platz haben, wenn wir später, vielleicht sogar schon in ein paar Monaten, vor der afrikanischen Küste herumschwimmen und dann mehr zu tun bekommen.“

„Später, Perspektive, mehr Platz! Das ist doch alles Unsinn!“ entgegnete Anja unwillig. Da hatte sie nun seit Jahren gehört und gelesen, dass die Meere in der Zukunft große wirtschaftliche Bedeutung erlangen würden, weil Algen nahrhafter, weil die Meereswirtschaft produktiver und der Landwirtschaft weit überlegen sein konnte, und nun fand sie ungenutzte Labors vor. Ärgerlich sagte sie: „Ich habe mir vorgestellt, dass hier ein Gewimmel wie in einem Raumforschungszentrum herrschen würde. Es geht doch um die Ernährung! Und dabei seid ihr auf diesem großen Schiff höchstens hundert Mann. Da könnt ihr ja nicht mit den Forschungen vorankommen, da brauch’ ich mich auch nicht zu wundern, wenn die Leute das Alginum mit langen Zähnen essen und euch ,Algenpüttcher‘ nennen.“

Jochen rutschte mit einem Ruck von der Sessellehne. Ach so ist das, sie ist überempfindlich, dachte er. Es wurmt sie, wenn Helen Jasenow und die anderen Leute die Mitarbeiter des Instituts „Algenpüttcher“ nennen. Ihm schien es bisher immer, als sei das eher gutmütig als boshaft gemeint gewesen. Verstand sie das nicht? Oder wollte das kluge Kind, das frisch von der Hochschule kam, etwa schon Lorbeer von der Arbeit anderer abbekommen?

„Das ist falsches Ehrgefühl“, sagte er deshalb. Warum machte sie gerade ihm diese Vorwürfe? Seine Schuld war es doch ganz gewiss nicht, wenn die leer stehenden Labors einstweilen nicht für praktische Forschungen genutzt wurden.

„Bei euch hier müsste mehr los sein“, beharrte Anja. Sie hielt den Kopf ein wenig zur Seite geneigt und sah ihn herausfordernd an. „Ein wichtiges Erfordernis der menschlichen Schicksalsgestaltung ist die vorausschauende Fürsorge. Es ist doch die Aufgabe der heute lebenden Generation, schon jetzt nach neuen Wegen der Ernährung künftiger Geschlechter zu suchen“, dozierte sie.

Die altkluge Miene, die sie dazu aufsetzte, passte so gar nicht zu ihr, fand Jochen. „Sprechen Sie noch lange hochdeutsch?“, fragte er ein wenig spöttisch. „Ihr Platt wäre mir lieber.“

„Die Algenforschung ist doch Teil einer solchen vorausschauenden Fürsorge“, redete sie unbeirrt weiter und tat so, als habe sie den Hohn in seinen Worten nicht bemerkt. „Bald sind mehr als fünf Milliarden Menschen zu ernähren. Da müssten hier mehrere Hundert Wissenschaftler arbeiten. Schade um jeden Tag, den die Einrichtungen dieses großzügig gebauten Schiffes brachliegen. Selbst wenn es darum ginge, nur die Ostsee nach Möglichkeiten für die Meereswirtschaft zu erforschen, müsste das Algeninstitut mehr Leute einsetzen, vom Luandaprojekt ganz zu schweigen. - Wie wär’s, wenn man hier am Bodden eine kleine Algenfarm einrichtete?“, fügte sie nach kurzem Überlegen hinzu.

Jochen horchte auf.

Ihr „Hochdeutsch“ schien aus ehrlichem Herzen zu kommen.

Sollte es der Neuen ernsthaft um Meereswirtschaft in der Ostsee zu tun sein? Dann dachte sie wie er. Überrascht betrachtete er sie sehr aufmerksam.

„Sagen Sie’s dem Professor, versuchen Sie’s mal. Er wird wahrscheinlich in den nächsten Tagen mit Ihnen sprechen, um Sie kennenzulernen.“ Jochen lachte. „Sie werden mit Ihrem Vorschlag von der Boddenfarm nicht weit kommen. Es wird Ihnen, der klugen Anja, nicht anders ergehen als mir: ,Das ist Hobbyforschung‘, wird er sagen.“ Jochen redete sich in Zorn: „Solange ich nicht begreife, dass man die Kräfte auf Schwerpunkte konzentrieren muss, solange ich nebenbei auch noch Algenforschung für die Ostsee betreiben will, werde ich nur kleine Aufgaben zu lösen bekommen. Das ist meine Erfahrung, die ich hier in letzter Zeit gemacht habe. Ach, ich habe es satt, nur Bojen zu kontrollieren, Algenproben für den Doktor zu holen und mich wegen meiner Ansichten über Ostseeforschung von jedermann mitleidig belächeln zu lassen!“

Jochen stieß die Worte heraus, laut, fast unbeherrscht. Ein lange aufgespeicherter Groll brach aus ihm hervor, und es sah aus, als wolle er all seinen Ärger bei Anja abladen; bei ihr, die hier neu war, die doch aber von alldem nichts ahnte oder gar wusste und dafür auch nicht verantwortlich war, wenn ihm, wie er glaubte, Unrecht geschah.

Diese neue Arbeitskollegin, die er recht sympathisch fand, redete mit einer beneidenswerten Unbekümmertheit große Worte von „vorausschauender Fürsorge“ und „menschlicher Schicksalsgestaltung“, verlangte eine Boddenfarm, kritisierte im gleichen Atemzug den hohen Aufwand für die Raumforschung und forderte stattdessen ein Heer von Wissenschaftlern für die Meeresforschung. So viel Schwung und Mut hatte er ihr nicht zugetraut. Alle Achtung, dachte er.

Ihr Gedanke, eine kleine Boddenfarm einzurichten, war tatsächlich nicht schlecht. Er müsste sie für seine Idee, die Ostsee meereswirtschaftlich großzügig zu nutzen, zu gewinnen versuchen und sie ermutigen, mit dem Professor über dieses Problem zu sprechen. Es war unklug von ihm, sich so unbeherrscht zu verhalten. Das musste sie doch nur verwirren.

„Sie haben recht“, lenkte er ein. „Man müsste dem Professor tatsächlich beweisen, dass die Ostseealgen auch essbar und nicht nur als Viehfutter und als Rohstoff für die Papier- und Textilindustrie verwertbar sind“, sagte er.

„Eine kleine Boddenfarm wäre für den Anfang genau das Richtige.“

„Ja, nicht wahr, vor der neuen Dünenstation!“, antwortete Anja begeistert. „Vielleicht sollte man erst einmal heimlich, ohne dem Professor etwas davon zu sagen, experimentieren.“

Sie gingen in der Sesselkajüte auf und ab und entwarfen Pläne für ihre kleine Boddenfarm. Unversehens sprachen sie miteinander so, als würden sie sich schon lange kennen. Die Zeit verstrich, und zum Schluss sagte Jochen: „Ich werde alles versuchen, um nach dem Examen auch auf die neue Station in Hohendünen zu kommen. Wir können dann in unserer Freizeit in Ruhe Versuche anstellen.“´

2014 erschien das E-Book „Rob. Lustige und lehrreiche Abenteuer eines Dobermann-Welpen“ von Barbara Theuer: Die 1949 in Thüringen geborene Autorin, Studium in Jena und Magdeburg, seit 1972 Lehrerin für Mathematik und Physik - weiß von Berufs wegen, wie interessant die Beobachtung der Natur sein kann, und als Mutter von vier mittlerweile erwachsenen Kindern, was „kleine Geister“ mitunter anstellen. So wie Rob, der Dobermann-Welpe, der als Baby in sein neues Heim nach Thüringen kam, erst die Wohnung und den Hof erkundete, dann das Dorf und - auf Spaziergängen mit Lutz, seinem Herrn - Wald und Flur. Wobei es lustig zuging, abenteuerlich, einmal auch recht gefährlich. Und so beginnt die Geschichte von Rob – und seiner Familie:

„Hundebaby an Bord

Rob kam als verspätetes Weihnachtsgeschenk für die Kinder der Familie Runzler genau zwischen Weihnachten und Neujahr zur Welt. Er war der erste von zehn Welpen, die seine Mama, die Frau eines kräftigen Dobermann-Vaters, zur Welt gebracht hatte.

Gemeinsam mit seinen neun Geschwistern kuschelte und schlief Rob in einer großen, weich gepolsterten Spielzeugkiste. So wuchs er, von Frau Dobermann, seiner Mutter, gut genährt, ohne Sorgen heran. Nur ab und zu spitzte er ein wenig ängstlich die Ohren, nämlich dann, wenn der Runzlersche Staubsauger das Fiepen der Welpen brummend übertönte. Schließlich musste ja ab und an einmal auch das Hundekinderzimmer gereinigt werden.

Familie Runzler nahm mit Freude Anteil am Heranwachsen ihrer Hundekinder, doch für Herrn Dobermann, seine Frau und zehn Welpen wurde die Wohnung allmählich zu klein, wurden doch die Welpen von Tag zu Tag größer und lebhafter. Deshalb fasste die Familie Runzler den Entschluss, zumindest einige der Welpen an tierliebende Menschen abzugeben.

Polizeibeamter Runzler, der einen Computer bedienen konnte und über seinen Internetanschluss zu vielen Menschen in aller Welt Verbindung hatte, gab schweren Herzens eine Anzeige auf:

Dobermannwelpen an tierliebende Menschen zu verkaufen

Eine Anfahrskizze und der Preis wurden hinzugesetzt, und dann gab es kein Zurück mehr.

Viele Menschen lasen auf dem Bildschirm ihres Computers das Angebot, aber die meisten wollten kein Hundekind, denn Welpen machen - ähnlich wie kleine Kinder - oft Unfug.

Auch Barbara fand an einem langweiligen Winterabend beim Surfen im Internet das Angebot der Runzlers. Das passt ja ausgezeichnet, dachte sie; denn da stand: ... an tierliebende Menschen zu verkaufen, und außerdem hatte Lutz, ihr Freund, vor einigen Tagen Champ verloren.

Champ, der große, schöne Rottweiler, war so schwer erkrankt gewesen, dass ihm auch der Tierarzt nicht mehr helfen konnte, und nun war Champ tot und sein Herrchen sehr, sehr traurig. Lutz fehlten die Spaziergänge mit Champ, seinem treuen Kameraden, lange Spaziergänge durch die Wiesen und die Wälder in der Umgebung seines Dorfes.

Nun aber gab es ja die Welpen der Runzlers, die darauf warteten, von tierliebenden Menschen abgeholt zu werden. Das schuf eine Brücke, und von da an ging alles ganz schnell. Es folgte noch ein kurzes Telefongespräch mit den Hundebesitzern, Reisetag und Reiseroute wurden besprochen, und schon machten sich Lutz und Barbara an einem verschneiten Februarmorgen mit ihrem Twingo auf den Weg, um einen kleinen Hund abzuholen.

Die Straßen, die aus dem Westthüringer Dorf zur Autobahn in Richtung Hannover führen, waren derart verschneit, dass Lutz laut überlegte, ob sie nicht besser umkehren sollten, um die Fahrt im Frühling zu wiederholen. Darüber kam es zum Streit.

„Kommt nicht infrage“, entschied schließlich Barbara, die schon ein Körbchen für das Hundebaby zurechtgemacht hatte, doch wenig später wäre der Twingo mit Lutz und Barbara bei der rutschigen Fahrt durch eine vereiste Kurve um ein Haar im Straßengraben gelandet.

Es ist halt doch ratsamer, beim Autofahren nicht zu streiten.

In diesem Fall war es zwar gut gegangen. Was aber, wäre ein Unfall passiert?

Wer ein Hundekind zu sich nehmen will, darf auf keinen Fall im Krankenhaus landen.

Nach langer Fahrt fanden Lutz und Barbara endlich ein Haus mit dem Namen Runzler auf dem Türschild. Durch ein Fenster gleich neben der Haustür drang Gebell - eigentlich mehr ein munteres Fiepen. Man hatte also sein Ziel nicht verfehlt.

Und tatsächlich: Auf einer großen Matratze, die wie ein Kinderbett mit Holz gerahmt war, balgten sich zehn Welpen. Neun von den kleinen Dobermannkindern hatten seidig glänzendes, schwarzbraunes Fell; nur eines von ihnen war vollständig braun gefärbt.

Der kleine Braune machte einen sehr artigen Eindruck; Barbara schloss ihn sofort ins Herz. Die Blicke von Lutz aber verfolgten ein anderes, ein wild herumspringendes Hundekind, einen Welpen mit einem blauen Bändchen um den Hals, der freche Angriffe auf seine Geschwister startete.

„Das ist meiner, und er wird Rob heißen“, teilte Lutz seiner Freundin Barbara mit, ohne den Braunen auch nur eines Blickes zu würdigen.

Der Kauf wurde sofort abgeschlossen. Frau Runzler gab noch eine Dose Welpenkost sowie gute Ratschläge für Robs weitere Ernährung mit auf den Weg und wünschte dem Kleinen und seinen neuen Besitzern gute Fahrt.

Lutz fuhr so vorsichtig wie noch nie. Die mit einer Decke gepolsterte, speziell für Rob gebaute Kiste im Kofferraum des Twingo blieb natürlich leer. Rob verbrachte die Zeit während der fünfstündigen Rückfahrt auf Barbaras Schoß. Ängstlich schmiegte er sich an, und seine Augen schienen zu fragen: Wo sind meine Geschwister, und - überhaupt - was soll das alles? Schließlich schlief er ein und fiepte manchmal leise vor sich hin. Wovon er wohl träumte?

Das neue Heim

Am späten Nachmittag - die Februarsonne stand schon ganz flach über dem Horizont - fuhr der Twingo mit Baby an Bord langsamer als sonst endlich auf den Hof des Bauernhauses, das Lutz in einem Westthüringer Dorf bewohnt.

Barbara setzte den kleinen Hund, der mittlerweile aufgewacht war, vorsichtig neben dem Auto auf dem Hof ab.

Rob zitterte. Und wieder sein fragender Blick. Was ist denn das hier?

Ringsum war es überall weiß und kalt, sehr kalt sogar, doch schon begann Rob, misstrauisch zwar, aber auch neugierig, mit seiner langen Dobermannnase im Schnee zu schnüffeln.

An dem kalten Weiß konnte man ja lecken!

Schnee hatte Rob in seiner nahe Hannover gelegenen Heimat noch nicht kennen gelernt, und nun fragte er sich wohl: Ob das Hundefutter ist?

Vor lauter Aufregung setzte er ein gelbes Pfützchen in den Schnee.

Damit war das neue Revier markiert - und Rob von diesem Moment an hier zu Hause.

Es ist eine wesentliche Eigenschaft von Hunden, an möglichst vielen Orten im Gelände ihre Ausscheidungen zu hinterlassen, um damit die anderen Vierbeiner riechen zu lassen, dass sie selbst zuerst dieses Stück Land als ihr Revier entdeckt haben. Damit erheben sie ihren Besitzanspruch.

Menschen machen das ähnlich; sie bauen einen Gartenzaun um ihr Grundstück.

Von den Mitmenschen wird der Zaun meist respektiert. Seltener allerdings, dass die Artgenossen der Tiere, die Menschen, die Markierungen ihrer tierischen Gefährten akzeptieren und das gekennzeichnete Gebiet meiden.

Im Wohnzimmer von Lutz fand Rob einen kleinen, runden, bunten Teppich vor - seinen Hundeteppich. Auf ihm waren schon der Futternapf und ein Schüsselchen mit Wasser bereitgestellt, und jetzt stellte sich bei Rob auch Hunger ein.

Hm ... Wild mit Karotten - Juniorkost! Hier halte ich 's aus.

Lutz und Barbara hatten vor lauter Aufregung aber vergessen, Lebensmittel für sich selber einzukaufen. Im Küchenschrank fanden sich lediglich drei Brötchen vom Vortag; die mussten heute zum Abendbrot Herrchen und Frauchen genügen.

Der schöne, große Zwinger, einst von Champ bewohnt und von Lutz für den Welpen mit einem Hundebett, einer selbst gezimmerten und mit weichen Decken ausgelegten Holzkiste, versehen, blieb in dieser ersten Winternacht leer. Rob schlief im Bett zwischen Lutz und Barbara und kuschelte sich, wenn ihm kalt wurde, mal hier und mal dort an, sodass Lutz und Barbara Not hatten, nicht aus dem Bett zu fallen.

Und Rob beschloss, außer Sympathie auch alle Rechte in seinem neuen Zuhause zu erobern. Konkret hieß das, in allen Ecken zu schnüffeln, um die Wohnung zu erkunden, ferner den Hof zu beherrschen, schließlich Lutz, falls Herrchen sich mal verspäten sollte, bellend an den fälligen Spaziergang zu erinnern.

Abends suchte sich Rob selbstverständlich den besten Platz auf der Couch aus - oder nahm mitunter sogar den Fernsehsessel in Beschlag, was schlecht für Lutz war, der nicht nur Tierfreund ist, sondern auch erklärter Fernsehliebhaber.“

Erstmals 1992 erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Leo, das Luder“ von Barbara Kühl: Diese Geschichte spielt in der Nachkriegszeit auf dem Lande. Auf einmal ist er da auf dem kleinen Hof des Altbauern Burmeister – Leo, ein Hund, ein großer Leonberger. Keiner weiß, wem er gehörte und woher er kam. Und so darf Leo auf dem Hof bleiben. Der Großvater hofft, dass ein Hund auf dem Hof ihnen manches Gesindel vom Hals halten kann. Als Einzige versteht sich Ulla mit dem großen Tier. Ihr gehorcht er, er begleitet sie sogar auf ihrem vier Kilometer langen Weg zur Schule „bis übern Berg“, und so erleben Ulla und Leo viele Abenteuer miteinander. Alles scheint gut zu gehen, bis eines Tages ein Scherenschleifer auf den Hof kommt. Im 11. Kapitel erfahren wir, was dann passiert:

„Die Großmutter hatte Gardinen gewaschen. „Es wird herrlich trocknen“, meinte sie zufrieden. Der Wind fuhr in die großen Stoffstücken, blähte und beutelte sie, noch ehe sie auf der Leine hingen. „Hanna, Ulla, helft mir mal!“

Kaum festgeklammert, füllte den Hof lautes Wäschegeknatter.

Ulla hörte das Glöckchen trotzdem, und wenig später auch die Rufe: „Der Scherenschleifer ist da! Der Scherenschleifer ist da!

Scheren, Sicheln, Sensen, Messer -
keiner schleift sie Ihnen besser.

Der Scherenschleifer ist da!“

Leo, der träge in der Sonne gelegen und ab und zu nach vorwitzigen Fliegen geschnappt hatte, war beim ersten Glockenton sofort hochgefahren und zum Hoftor gesprungen, wie es sich für einen guten Wachhund gehört.

Ulla reckte sich stolz. „Na, Hanna, hast du das gesehen? Leo lässt keinen rein. Nur, wenn ich es ihm befehle. Soll ich aufmachen, Oma?“

„Ja, ja, geh nur.“

Da geschah etwas Merkwürdiges. Kaum hatte der Scherenschleifer den Hof betreten, sprang Leo an ihm hoch, winselte und fiepte und ließ sich von ihm streicheln.

„Hallo, Rex, alter Bursche! Da bist du ja!“, hörte Ulla den Fremden sagen. „Bist also nicht erfroren. Na, na, na, nun man nicht so stürmisch! Hab dir wohl gefehlt, was?“

Leo war wie von Sinnen, bellte, rannte hin und her und wieder zurück zu dem Scherenschleifer und warf ihn fast um.

Fassungslos sah Ulla dem Treiben zu, unfähig, nach ihm zu rufen. „Das ist nicht wahr“, stammelte sie endlich. „Leo ist mein Hund.“

Die ganze Familie umstand Leo und den Scherenschleifer.

„Leo“, rief Ulla leise, „Leo!“

Zögernd wandte sich der Hund dem Mädchen zu und leckte ihm die Hand.

Ulla kniete nieder. „Bleib bei mir, Leo, bitte! Geh nicht weg!“, flüsterte sie und umschlang Leos Kopf. „Bitte, geh nicht weg.“

Leo ließ sich willig liebkosen.

„Sehen Sie, Leo ist mein Hund. Da kann ja jeder kommen.“

Der Mann spitzte die Lippen. „Rex! Bei Fuß! So ist brav! Hast dich fein rausgemacht.“

Ulla vermochte Leo nicht zu halten.

„Siehst du, Mädchen, so ein Hund vergisst seinen Herren nicht.“

„Aber er ist Ihnen weggelaufen. Darum gehört Leo jetzt mir. Und wenn Sie ihn mitnehmen, ist das Diebstahl.“

„Ich brauche den Hund gar nicht zu stehlen. Rex wird von allein mitkommen.“

„Nein.“

„Doch, Mädchen, du wirst es erleben.“

„Sperr Leo doch schnell ein“, riet Hanna mitleidig, „dann kann er ihn dir nicht wegnehmen.“ Leo ließ sich nicht einsperren.

Inzwischen hatten die Großeltern allerlei Gerät zum Schärfen herangeholt. Der Schleifbock stand im Hof. Geschickt führte der Mann die Schneiden von Axt, Messern und Scheren über die surrende Schleifscheibe, die er über ein Fußpedal antrieb.

„Sternschnuppen“, schrie Hans, auf die Metallfunken deutend. Der Streit um Leo beeindruckte ihn überhaupt nicht.

Die Großmutter holte ein paar Eier aus dem Stall und gab sie dem Mann. „Was soll’s kosten?“

„Ist schon in Ordnung so“, sagte dieser großzügig, „und danke fürs Durchfüttern von Rex. Über‘s Jahr bin ich wieder da. Komm, Rex!“

„Komm, Leo!“ Ullas Stimme zitterte.

Da umfasste die Großmutter Ullas Schultern.

„Lass den Hund entscheiden, Kind. Er muss wissen, zu wem er gehört.“

Ulla fühlte sich elend. „Leo“, schluchzte sie kläglich, „Leo ...“

Sie verließen den Hof - der Mann und der Hund. Nebeneinander gingen sie den Feldweg entlang, wurden kleiner und kleiner. Hin und wieder blieb Leo stehen und drehte sich um.“ Aber zum Glück ist das noch nicht das Ende der Geschichte, zum Glück noch nicht …

Erstmals 2008 präsentierte die edition NORDWINDPRESS, Dalberg-Wendelstorf „Bei den Schmetterlingen in Surinam. Die Reise der Maria Sibylla Merian“ von Ingrid Möller. Über das Entstehen sagt die Autorin: Dieses Buch hat eine lange Vorgeschichte. Als ich nach der Veröffentlichung mehrerer Künstlerromane gebeten wurde, ein Kinderbuch über einen Künstler zu schreiben, schlug ich spontan Maria Sibylla Merian vor. Was mich selbst als Kind so fasziniert hatte - das Wunder schöner Blüten und die Verwandlung der Raupe über die Puppe zum Schmetterling - musste doch auch heutige Kinder noch begeistern! So entstand das Manuskript „Ein Schmetterling aus Surinam. Die Kindheit der Maria Sibylla Merian“. Nach der Auszeichnung mit dem Peter-Härtling-Preis erschien das Buch 1995 im Beltz-Verlag und hatte zwei Taschenbuch-Nachauflagen. Fragen blieben. Wie mochte wohl die beschwerliche Reise nach Surinam verlaufen sein? Nach weiteren Recherchen und etlichen Fernreisen wurden die Ereignisse in mir lebendig und drängten aufs Papier. Ja, so könnte es gewesen sein! Bei dem Begriff Merian mag mancher an den gleichnamigen Reiseverlag denken, ein anderer an die Städtepanoramen in dicken Kupferstichbänden von Matthäus Merian dem Älteren und seinem Sohn Caspar, kaum jemand an Maria Sibylla Merian (1647-1717), die eine Tochter des älteren Merian und eine spätgeborene Halbschwester seiner Söhne war. Wie die spätere Blumen- und Insektenmalerin ihre Kindheit in Frankfurt am Main verbrachte, war Thema des Kinderbuches „Ein Schmetterling aus Surinam“. Dieses Buch hier schildert, wie Maria Sibylla Merian als reife Frau von über 50 Jahren sich ihren langgehegten Wunsch erfüllt und mit ihrer jüngeren Tochter die mehrmonatige Schiffsreise nach Surinam wagt, um dort an Ort und Stelle Pflanzen und Kleintiere zu beobachten und zu zeichnen. Geschwächt von einer schweren Tropenkrankheit kehrt sie zurück, kann die großen Kupferplatten für den umfangreichen Sammelband nicht mehr selbst stechen, erlebt aber noch die Fertigstellung und Kolorierung und ihren großen Ruhm. Kunstagenten erwerben den Prachtband im Auftrag von Königen und Fürsten ... Zu Beginn erleben wir die Reisevorbereitungen mit:

Beim Notar. April 1699

„Und Ihr seid wirklich fest entschlossen, diese lange gefahrvolle Schiffsreise auf Euch zu nehmen, Mevrouw Merian?“

Über die Brillengläser hinweg mustert der Notar sein Gegenüber. Maria Sibylla setzt sich noch eine Spur gerader.

„Ja, Mijnheer Wijmer“, sagt sie mit Nachdruck, „mein ganzes bisheriges Leben steuerte - wenn auch über Umwege - auf diese Reise zu. Und jetzt sind alle Voraussetzungen geschaffen. Endlich. Ein weiterer Aufschub ist nicht möglich.“

Nein, das gewiss nicht, denkt der Notar im Stillen, denn die Frau ist schon längst nicht mehr jung. Wie alt mag sie sein? Fünfzig doch mindestens. Mut hat sie - das muss man ihr lassen.

„Und Ihr wollt allen Ernstes dorthin wegen der tropischen Schmetterlinge, Blumen und Insekten? Da gibt es hier in Amsterdam doch so schöne Sammlungen und Gewächshäuser, um dieses alles zu studieren und zu zeichnen.“

Maria Sibylla sieht hinaus aus dem offen stehenden Fenster auf die ziehenden Wolken, um die Ruhe zu bewahren.

„Ja, Mijnheer Wijmer, diese Sammlungen kenne ich sehr wohl und auch Gewächshäuser wie das berühmte der Agneta Block. Aber Ihr müsst doch zugeben, dass es nicht dasselbe ist, ob man es mit aufgespießten oder in Spiritus eingelegten Tierlein zu tun hat oder mit lebenden. Und in einem Tropenhaus mag man wohl eine Ahnung bekommen, welche schwülwarme Luft voller exotischer Düfte im Regenwald herrschen mag, aber der natürliche Lebensraum für die Pflanzen und Tiere ist eben auch das nicht.“

„Da habt Ihr sicher Recht“, gibt der Notar zu, „nur - verzeiht - es ist ein so ungewöhnlicher Gedanke für mich, mir Euch im Urwald auf Schmetterlingsjagd vorzustellen. Bisher hatte ich nur mit Damen zu tun, die als Gattinnen von Plantagenbesitzern nach Surinam gingen. Seid Ihr Euch der Gefahren wirklich bewusst?“

Maria Sibvlla wird ungeduldig.

„Glaubt Ihr wirklich, ich hätte das nicht alles gründlich bedacht: die Strapazen der langen Fahrt auf dem Segler, die Hitze, mögliche Krankheiten, Überfälle durch Seeräuber, Sklavenaufstände, Tierbisse. Aber ich fühle mich in Gottes Hand und vertraue auf ihn. Wenn er mir schon diese ungewöhnliche Leidenschaft in die Wiege gelegt hat, wird es auch sein Wille sein, dass ich meinen Weg konsequent zu Ende gehe. Und - falls Euch das beruhigt - ich reise ja nicht allein.“

„Wie ich hörte, hatte Euer Schwiegersohn Jacob Hendrik Herolt aus Bacharach schon als Kaufmann in Surinam zu tun. Er gilt als sehr tüchtig. Dann wird wohl er Euer männlicher Begleiter sein?“

„Da muss ich Euch leider enttäuschen. Aber gut, dass Ihr ihn so schätzt. Ihn und den Bildnismaler Michiel van Musscher habe ich nämlich als Bevollmächtigte und Testamentsvollstrecker eingesetzt.“

„Und wer fährt mit Euch?“

„Meine jüngere Tochter Dorothea.“

Ungläubig reißt der Notar die Augen auf, sagt aber nichts mehr.

Maria Sibylla reicht ihm ein Papier über den Tisch, säuberlich beschrieben mit ihrer schönen gleichmäßigen Handschrift.

„Kommen wir also zur Sache. Dies ist mein Testamentsentwurf. Viel hab ich nicht zu vererben. Nur meine Arbeiten.“

Der Notar überfliegt den Text. Die nötigen Angaben sind enthalten. Er muss nur noch einen Vermerk in der umständlichen Juristensprache verfassen, Siegel und Beglaubigungsunterschriften einholen.

Neugierig sucht er nach ihrem Geburtsdatum: 2. April 1647. Er rechnet: dann ist sie also jetzt zweiundfünfzig. Nein wirklich, was mutet sich diese Frau nur zu!

Er legt das Testament in einen Aktenordner.

„Soviel zum Geschäftlichen. Gestattet mir noch ein paar neugierige Fragen, Mevrouw Merian: Ihr fahrt also mit einem Kauffahrteischiff der Westindischen Kompanie und habt ein Empfehlungsschreiben unseres Bürgermeisters Nicolas Witsen. Das wundert mich nun wirklich.“

„Was wundert Euch daran?“

„Dass nicht einmal der Bürgermeister Euch von Euerm Vorhaben abbringen konnte, da er doch vier Töchter in Surinam verloren hat. Und Ihr beabsichtigt doch, mehrere Jahre dort zu verbringen.“

„Gewiss ist es sehr traurig, dass der Bürgermeister dort seine Töchter verloren hat, aber wie gesagt, ich glaube nicht, dass das Schicksal mir und Dorothea so Schlimmes zugedacht hat. Ich möchte in Surinam bleiben, solange es meine Gesundheit zulässt und solange es mein Vorhaben erfordert.“

„Und die Finanzierung? Verzeiht, aber Juristen haben nun mal viel mit Geld zu tun. Es wird gemunkelt, Ihr hättet ein Stipendium von den Generalstaaten bekommen.“

Maria Sibylla seufzt.

„Schön wär’s! Hätte ich mich dann wohl von den vielen, vielen Zeichnungen getrennt, die der Kunsthändler Jan Pieterz Zoomer in meinem Auftrag verkauft hat!“

„Ach ja“, erinnert sich jetzt der Notar, „die Anzeige hab ich damals gelesen im Amsterdamsche Courant. Vor etwa acht Wochen, stimmt’s?“

„Ja, es waren allein zweihundertdreiundfünfzig Aquarelle auf Pergament dabei, von denen ich mich normalerweise nicht getrennt hätte. Denn es lässt sich ja nie voraussehen, zu welchen neuen Bildzusammenstellungen sie gut wären. Kupferstiche lassen sich nachdrucken, aber Wasserfarbenbilder nicht.“

„Und war der Erlös wenigstens zufriedenstellend?“

„Es hätte mehr bringen müssen, aber Ihr wisst ja, wie es ist, wenn jemand etwas unter Zeitdruck veräußern muss.“

„Es geht mich nichts an, aber dann müsst Ihr doch Geld aufgenommen haben. Wie glaubt Ihr das jemals zurückzahlen zu können?“

Maria Sibylla strahlt den Notar voller Zuversicht an. „Da habe ich ganz feste Pläne: erstens warten die Sammler und Forscher, die Professoren an der Universität, mit Spannung darauf, dass ich ihnen möglichst viele präparierte Tierchen von dort mitbringe, zweitens haben die Leiter von Botanischen Gärten mir Aufträge gegeben, besondere Blumenzwiebeln, Stauden und Sämereien mitzubringen, und drittens habe ich einen ganz besonderen Traum: ich möchte einen großen Band mit Kupferstichen herausbringen über die Insekten und ihre Futterpflanzen in Surinam. Dies alles sollte dann farbig übermalt werden. Glaubt Ihr nicht auch, dass das eine Sensation werden könnte?“

„Ihr meint, in der Art Eurer Blumen- und Raupenbücher?“

„Ja, aber viel größer im Format, und mit wissenschaftlichen Erklärungen der Gelehrten. Und das in mehreren Sprachen.“

Der Notar steht auf, öffnet ein Schrankfach, sucht darin herum und kommt mit einem Buch zurück. Er schlägt es auf und liest den Titel laut vor:

„Der Raupen wunderbare Verwandelung und sonderbare Blumennahrung“.

Maria Sibylla ist überrascht. Sogar der Notar besitzt eines ihrer Bücher? Sogar der? Obgleich er sich doch so heftig bemüht, sie von ihrem Vorhaben abzubringen? Ist er also wirklich besorgt um sie?

„Das hätte ich bei Euch nicht erwartet!“

„Ihr seht, ich weiß das Besondere Eurer Bemühungen durchaus zu schätzen, aber ich finde, Ihr solltet es den Professoren überlassen, den Dschungel nach den Objekten ihrer Forschungen abzusuchen. Sie aber halten sich an ihrem Rednerpult fest und reden Euch gut zu, alle Wagnisse auf Euch zu nehmen, zu denen sie selbst zu feige sind.“

Maria Sibylla lächelt. So hat sie das noch gar nicht gesehen.“

Erstmals 1986 erschien im Kinderbuchverlag Berlin „Kathusch. Ein Buch über Käthe Kollwitz“ von Brigitte Birnbaum: Schade, dass sie kein Junge ist!, meinte der Vater, als er die Zeichnungen von Kathusch gesehen hatte. Seine Tochter war begabt, das bemerkte er sofort, und eigentlich gehörte sie auf eine Kunsthochschule, wo ihr Talent gefördert und geformt würde, wo sie lernen könnte. Aber - wo gab es das, eine Malschule für Mädchen? Die Ausbildungsstätten waren den Männern vorbehalten, junge Frauen sollten sich vorbereiten auf Haushaltsführung und Kindererziehung, und sie sollten sich üben in stiller Bescheidenheit. Das alles aber passte nicht zu Kathusch, und der Vater spürte es. Nach langem Suchen und oft enttäuschten Hoffnungen endlich wird in Berlin eine Malschule gefunden, die Mädchen unterrichtet. Kathusch ist glücklich, der Weg scheint frei ... Brigitte Birnbaum erzählt von Kindheit und Jugend einer Frau, die ihren Platz als Künstlerin hart erkämpfen muss, ehe sie bekannt und weltberühmt wird als DIE KOLLWITZ. Hier ein längerer Textauszug:

Die Uhr im Zimmer zeigte fünf Minuten nach der siebzehnten Stunde, als Kathusch ihre Winterjacke an die Garderobe hängte. Hinter ihr rutschte ein Brief durch den Türschlitz, und die Schritte des Briefträgers entfernten sich wieder. Der Brief war nicht für sie. Trotzdem bückte sie sich danach, was in dem modernen Rock schwerfiel. Die Schneiderin hatte ihn wohl doch ein bisschen zu eng genäht. Der Brief war an den Vater adressiert. Konrad richtete seine Briefe alle an den Vater, sprach aber die ganze Familie an. Nur Karl erhielt eigene Post von ihm.

Gern hätte Kathusch den Brief schon jetzt gelesen. Aber sie musste sich gedulden. Eltern und Geschwister tranken bei der Verwandtschaft Geburtstagskaffee. Kathusch hatte nachkommen sollen. Doch sie verspürte keine Lust.

Mit dem Brief in der Hand setzte sie sich ins Zimmer aufs Sofa, auf Vaters Platz. Allein der Platz berechtigte sie leider auch nicht, den Brief zu öffnen.

Hoffentlich schreibt Konrad, dass er Weihnachten hier sein wird, wünschte sie. Ohne den Bruder ist’s kein frohes Fest. Besonders der Mutter würde er fehlen, wenn sie’s auch nicht zeigte. Kathusch fühlte es. Und mit dem Bruder würde Karl auftauchen. Sie lächelte vor sich hin. Dass Karl Kollwitz die Feiertage woanders verleben könnte, der Gedanke kam ihr nicht.

Kathusch zog ein Bein unter sich, besah noch einmal den Brief von beiden Seiten und schleuderte ihn dann gezielt auf den Tisch. Sie kreuzte die Arme vor der Brust, legte sich die rechte Hand auf die linke Schulter und die linke Hand auf die rechte und blieb so sitzen, in die Stille der Wohnung horchend, in der sie allein war. Das war äußerst ungewöhnlich und deshalb besonders unheimlich. Am liebsten hätte sie in jedem Zimmer wenigstens eine Lampe angezündet. Nie würde Kathusch die Finsternis lieben. Nie.

Apfelduft kitzelte ihre Nase. Kathusch nahm aus der Schale auf dem Tisch einen der Äpfel, die ihnen körbeweise aus Rauschen geschickt wurden, und biss hinein. So saftige Äpfelchen wird Konrad nicht haben, Konrad, der Berliner, der Hauptstädter ... Sie sah zum Brief und seufzte. Ob Konrad wieder nach Naujok fragte? Auf seinen letzten Brief hatte Kathusch dem Bruder ausweichend geantwortet. Nach der ersten Stunde könne sie noch nicht urteilen. Heute hatte sie die zehnte Stunde bei Herrn Naujok hinter sich. Nun würde sie es zugeben müssen.

Immerhin saß sie bei Herrn Naujok in einem richtigen Atelier. In der einen Hälfte arbeitete er, in der anderen sie. Schon das bot ihr die Möglichkeit, ihm einiges abzugucken, zum Beispiel, wie Leinwand als Malgrund hergerichtet und auf einer Staffelei befestigt wird. Kathusch durfte natürlich noch nicht auf Leinwand malen. Sie musste nach Vorlagen zeichnen. Und der junge Herr Naujok fühlte sich in seinem Amt ungeheuer wichtig. Energisch verlangte er: „Erstens, Fräulein Schmidt, gründliche Studien. Gründliche! Zweitens eine vollkommen sichere Hand. Drittens korrekte Wiedergabe!“

Drittens fiel ihr leicht. Drittens hatte ihr Mauer beigebracht mit seinen Gipsköppen.

Gustav Najok machte es Spaß, zu lehren; denn lehren bedeutete Herrschen für ihn. Mit seinen Bildern würde er sich nicht durchsetzen. Aber er bestimmte gern, und nicht nur über Schwarz und Weiß, Kathusch hatte, während sie vom Apfel abbiss, noch seine Stimme im Ohr, mit der er fragte: „Machen Sie eigentlich oft Spaziergänge in der Hafengegend?“

„So oft wie möglich“, hatte Kathusch geantwortet, nichts Böses ahnend.

Nur auf den Fußspitzen stehend, verteilte er mit großem Schwung die Farbe über seine Leinwand. „Oft, hm.“ Er lächelte hämisch, was Kathusch nicht bemerkte, weil sie von ihrem Zeichenblatt nicht hochsah. „Und was würden Ihre verehrten Eltern sagen, erführen sie von diesen Ausflügen?“

„Unsere Eltern wissen es“, entgegnete Kathusch. Weder vor der Mutter noch vor dem Vater hatte sie Geheimnisse. Unaufrichtigkeiten waren bei ihnen nicht nötig.

Was wollte Naujok eigentlich? Das Treiben zwischen den Kähnen und Speichern am Hundegatt war doch wirklich interessant. Die Sackträger. Welche Lasten die sich aufhuckten und wegbuckelten. Die Flissaks, diese polnischen Schiffsknechte. Wie geschickt und stark sie waren. Sie gefielen Kathusch. Das waren Motive zum Malen. Nicht so langweilig wie die Herrschaften, die über den Steindamm und den Königsplatz promenierten. Auch die Russen in ihren zottigen Pelzen auf ihren riesigen Holzflößen, auf denen sie schliefen und Tee kochten, das waren Kerle! Herrlich singen und Ziehharmonika spielen konnten sie. Ihre Lieder begeisterten auch Lisusch, die Kathusch gewöhnlich begleitete.

Naujok glaubte in einen Abgrund zu stürzen. Sollte seine Schülerin derart unverfroren lügen können? Wie unschuldig sie ihm von unten herauf in die Augen blickte!

„Wir treiben dort Studien, meine Schwester ...“

Er schnellte ein, zwei Schritte zurück, nicht mehr auf Zehenspitzen. „Eine junge Dame wie Sie! Fünfzehn Jahre alt. Aus guter Familie. Und Studien im Hafen! Unter Männern! Unter Proleten! Und davon wissen Ihre Eltern?“

Wollte Naujok sie nicht verstehen? In Kathusch regten sich Ärger und Beleidigtsein. Diese Proleten riskieren auch für ihn ihre Knochen auf den leicht gebauten Schiffchen, dachte sie und sah ihn erbost, aber abwartend an.

Ihr Schweigen irritierte ihn. Noch immer hatte er sich nicht daran gewöhnt, dass sie selten redete.

Am Pregel unter dem gemeinen Volk Studien treiben ... Wenn sich’s so verhält, muss ihr ja jedes Verständnis für seine Kunst fehlen. Er hatte Lob erwartet für das, was auf seiner Staffelei entstand. Ihn dürstete nach Lob. Aber das wusste Kathusch noch nicht. Sie sah ihn an, als wollte sie ihn zeichnen.

Offenbar ahnte Gustav Naujok nicht, dass Dr. Julius Rupp ihr Großvater war. Sonst hätte er sie gleich für eine Sozialistin gehalten und ihr den Unterricht aufgekündigt. Mit Sozialisten ließ man sich besser nicht ein. Dem Fräulein Schmidt würde er jedoch schon den rechten Weg weisen. Er zweifelte nicht an seinen Fähigkeiten und stellte sich neben sie, um zu begutachten, was sie geschaffen hatte. Viel hatte er an dem heute Geleisteten auszusetzen. „So werden Sie nie eine Künstlerin!“ Böswillig bemäkelte er fast jeden Strich.

Kathusch nickte ergeben, sackte betroffen ein bisschen zusammen und kämpfte erfolgreich gegen die Tränen. Das befriedigte ihn. Er half ihr nach Stundenschluss sogar in die Jacke. Und Kathusch musste ihm danken.

Von dem Apfel waren ihre Zähne ein bisschen stumpf geworden.

Verschnupft, den Hals in einen dicken Schal gewickelt, kam Minna aus der Waschküche nach oben. Mit einem Blick auf die Garderobe brauchte sie nicht lange zu rätseln, warum im Wohnzimmer Licht brannte.

„Ach nei, ach nei“, bedauerte Minna, ihre ausgelaugten Hände reibend, „dem Kathuschche ist wohl wieder miesepetrig.“

Aber das Mädchen kauerte, ein Bein untergezogen, in der Sofaecke, las „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ von Goethe und schien sich sehr wohl zu fühlen. Dass der gnädige Herr den Marjellens die Leserei nicht austrieb. Eine Sünde, die scheene Zeit mit Büchern zu verplempern. Wie sollte Kathuschche mal ’ne Hausfrau werden! Minna schüttelte den Kopf, ungehalten auch deshalb, weil sie nun Abendbrot machen musste, da Käthe zu Hause war.

„Lisusch, was meinst, ob Post da sein wird?“ Bangend erwartete Kathusch den Briefträger, obwohl die Post auch dieses Mal nicht an sie adressiert sein würde. Und sie kam auch nicht von Konrad. Lise konnte nicht antworten, denn zwischen sie und die Schwester keilte sich eine breitschultrige Madam, einen riesigen Marktkorb an den Bauch pressend. Sie ließen sich über den Pregel übersetzen, vom Bollwerk zur Grünen Brücke. Als die Stämmige sich platzierte, schwankte das Kahnchen ordentlich. Wieder einmal hatten Kathusch und Lisusch gebummelt, und sie hätten von den Speichern bequem zu Fuß laufen können, links ab durch die Kogengasse, die man einst dem Fluss abrang. Aber solch eine Überfahrt machte mehr Spaß, vorbei an den schwerfälligen Last- und Reisekähnen, von denen einer „Will’s Gott nach Elbing“ schwamm, wie seine Tafel verkündete. Es roch nach fauligem Wasser und nach Fischen, nach Holz und irgendwie nach Buttermilch. Trotzdem spürte man schon den Mai, der aus Feld und Wald in die Stadt hineindrängte.

Die Dicke machte sich noch dicker. Kathusch verzog das Gesicht, und Lise rollte mit den Augen, dann lachten sie sich beide zu.“

Und hier noch – wie zu Beginn dieses Newsletters angekündigt - ein Supersonderangebot zum Preis von nur 99 Cents. Erst kürzlich erschien als weitere Eigenproduktion der EDITION digital sowohl als gedruckte Ausgabe wie auch als E-Book „Eine leise Sehnsucht“ von Karin Sorkalla: Die Autorin geht in den 47 Kurzgeschichten und zwei Novellen den merkwürdigen Beziehungen der Menschen untereinander und zu ihrer Umwelt nach, vor allem ihren Beweggründe, ihren Sehnsüchten und Träumen. Dass die Geschichten dabei hin und wieder auch melancholisch daher kommen, liegt an der Liebe der Autorin zu Rainer Maria Rilke und seinem Spruch „Aus jeder Traurigkeit erwächst eine neue Welterkenntnis“. Das Werden und Vergehen gerade in der Natur auf dem Lande trägt im Vergehen auch schon das Werden in sich. Zum Kriegsbeginn geboren, habe ich meine ersten Lebensjahre in einem kleinen Dörfchen oberhalb und südlich von Dresden auf einem Bauernhof verbracht, auf dem meine Mutter als Landpflichtjahr-Magd  gearbeitet hat. Mein Vater kehrte, wie so viele Väter, aus dem Krieg nicht zurück. Das Landleben hat mich geprägt, auch wenn ich später viele Jahre in Dresden als Filmtheaterleiterin gearbeitet habe, nachdem ich am Literaturinstitut J. R. Becher ein Fernstudium absolviert hatte. Mit dem Schreiben allerdings habe ich erst richtig begonnen, als ich Rentnerin wurde. Ich denke aber, man merkt meinen Geschichten an, dass ich ein Landkind geblieben bin. Seit einigen Jahren lebe ich wieder auf dem Lande, was manchmal beschwerlich ist, weil ich durch gesundheitliche Probleme nicht mehr so mobil bin, wie ich es gerne möchte, denn eines ist geblieben: Eine leise und stille Sehnsucht nach Ferne ...“ In der folgenden autobiographischen Geschichte beschreibt Karin Sorkalla, wie sich ihr als junges Mädchen auf dem Lande eine völlig neue Welt öffnete – die der Literatur. Und man kann diese Geschichte auch als Bericht über einen guten Lehrer lesen:

 „Aufbruch

Ich bin in eine dreistufige Dorfschule gegangen, die erste und zweite Klasse wurden nachmittags im unteren Schulraum unterrichtet, die dritte, vierte und fünfte vormittags ebenfalls unten und die sechste, siebente und achte im oberen Schulraum, neben dem sich die Wohnung unseres Schuldirektors, Herr Oberlehrer Friedrich, befand. Als ich in die Schule kam, muss ich, aus erklärbaren Gründen, schon eine gewisse Kraut- und Rübenbildung besessen haben, denn ich lebte ja in einem Dorf, das aus 18 Bauernhöfen bestand und in dem ungefähr 15 Kinder aller Altersgruppen tagsüber sich mehr oder weniger selbst überlassen waren. Die älteren Mädchen spielten mit uns Kleineren Schule, oft auf sehr strenge Art, die größeren Jungen durchstreiften Scheunen, Schuppen und Keller, und dann waren ja noch die Kühe, Schafe und Gänse zu hüten. Also schreiben und lesen konnte ich schon mal und wie viele Gänse es von 15 sein mussten, wenn zu Weihnachten sieben geschlachtet worden waren, kein Problem. Die ersten beiden Schuljahre waren „Herrenjahre“ für mich, wie man so sagt, und dann kam ich in die dritte Klasse, und da passierte es.

Während die Fensterreihe, also ich im dritten Schuljahr, die Aufgabe erhielt, ein Bild zu malen, ich stellte übrigens schnell fest, dass das nicht meine starke Seite war, wurde in der fünften Klasse, Sitzreihe an der Wand, das „Nibelungenlied“ erzählt. Und jetzt brach sie über mich herein: Die Literatur. Auf einmal wurde ich in „die Welt gesetzt“, Himmel, Erde, Flüsse und Meer, Länder und Städte, Schlösser und Kirchen, merkwürdige Tiere, einschließlich Drachen, und Menschen aller Art traten auf die Bühne. Da gab es wunderbare Frauen, stattliche Männer, Könige und Knappen, Waffenschmiede und Priester. Ich frage mich natürlich heute, was ausgerechnet das „Nibelungenlied“ auf dem Lehrplan der fünften Klasse zu suchen hatte. Nun ja, Oberlehrer Friedrich war kein Neulehrer, ich nehme mal an, dass er schon in der Weimarer Republik und auch später unter Hitler Dorfschullehrer gewesen war und das „Nibelungenlied“ zu seiner eigenen „humanistischen“ Schulbildung gehört hatte. Das heroische Menschenbild mit den starken Recken, Gefolgschaftstreue neben Verrat, der gesühnt werden musste, die edlen Frauen usw. war für ihn die Möglichkeit, der Sittenverwilderung in den Jahren des Krieges und der Nachkriegszeit einen Moralkodex entgegenzustellen. Es gab für ihn noch kein „neues Menschenbild“ und noch keine „neuen Leit- und Vorbilder“.

Aber das sei mal dahingestellt. Ich jedenfalls begann nun zu begreifen, dass die Welt nicht nur aus unseren fünf Dörfern bestand, deren Kinder in unsere Schule gingen, sondern riesig und sehr vielfältiger Natur sein musste und dass sie darüber hinaus von den merkwürdigsten Lebewesen bevölkert war. Aber es gab noch etwas viel Interessanteres: Gut und Böse, Liebe und Hass, und so etwas Hinterhältiges wie Verrat, und vor allem Rache. Ja, und auch längst vergangene Zeiten, und wenn es die gab, dann musste es zwangsläufig auch eine zukünftige Zeit geben, womöglich eine, in der ich nicht mehr existent sein würde, was ja zwar undenkbar war … aber immerhin …

Wenn ich nachts wach lag in dem Bett, in das meine Mutter nach dem letzten Kühemelken auch schlüpfte, denn ein zweites Bett stand ihr als Magd ja nicht zu, und der Mond gerade mal Wache über mir hielt, dann stellte ich mir diese ganze sagenhafte Szenerie vor, diese wunderbar farbig gekleideten Frauen mit goldenen Kronen, die riesigen Recken in eisernen Rüstungen mit blinkenden Schwertern an der Seite, auch den Drachen natürlich und wie aus seinem Leibe so eine Soße quoll, in der man sich baden konnte. Meine Visionen gingen grausame Wege …

Der Herr Oberlehrer Friedrich muss einen guten Blick für seine Schüler und ihre Gedankenspiele gehabt haben, denn an dem Tag, an dem die fünfte Klasse ihre Aufsätze vorlegen musste, rief er mich auf und verlangte, dass ich den Aufsatz von Brigitte Müller laut lesen solle. Ich stürzte mich wollüstig auf deren Heft. Mitten drin wurde ich ernüchtert: Also was diese Brigitte Müller da geschrieben hatte, war einfach lächerlich, und ich begann mich für das, was ich lesen musste, zu schämen. Und so kam es zu meiner Laufbahn als Geschichtenerfinderin: Während ich so tat, als würde ich vorlesen, erzählte ich meine eigene Version zur äußersten Zufriedenheit von Oberlehrer Friedrich.

Aber dann entschlüpfte mir ein merkwürdiger Satz und damit hatte ich der Brigitte Müller einen Schlag versetzt und ihr eine fünf eingebracht: Der König Etzel ist eine Nuss! Wieso war Etzel für mich eine Nuss? Ja, hin und wieder sagte meine Mutter zum Knecht Mateo, der für mich der Inbegriff eines akzeptablen Mannes war, „He, du Nuss!“. Und das muss es wohl gewesen sein, denn in den Mondnächten hatte sich mir alsbald eine Lichtgestalt zu erkennen gegeben: König Etzel, meine Nuss! Auch heute noch grüble ich darüber nach, was wohl der Herr Oberlehrer Friedrich für Worte oder Gedanken gebraucht hat, um mich auf Etzels Spur zu bringen. Irgendeinen Anlass muss es doch gegeben haben. Wieso ließ mich der hehre Siegfried kalt? Ich bin noch keinem Mädchen begegnet, das nicht beim Gedanken an Siegfried schwach geworden und vor Trauer dahingeschmolzen wäre. Also mit Etzel bin ich sozusagen in das Weltgeschehen eingestiegen, und was das aber nun mit dem Frühling zutun haben soll, werden Sie fragen.

Das ist eigentlich ganz einfach: Es war um die Osterzeit vor 70 Jahren und ich war neun. Ringsherum gluckste und plätscherte das Tauwasser zu Tal, die Buschwindröschen übersäten die Wiesen bis hinunter in den Grund und an den trockeneren Wegrändern in die schneefreien Felder hinaus zeigten sich die ersten Veilchen. Und so wie es um mich herum zu blühen und zu sprießen begann, so begann auch in mir dieses erste Erschrecken aufzubrechen, das man Sehnsucht nennt und das einen überflutet, wie die reißenden Gebirgsbäche die grünenden Gründe hinunter in die Flüsse im Tal. Gerade war ich dabei, mir diese fantastische Welt zu erobern, da kam doch dieser Herr Oberlehrer wie der griesgrämige zurückgekehrte Winter selbst und verlangte von uns, die Malfolgen von 1 bis 10 zu erlernen.

Was für ein Schnee in die Frühjahrsblut…“

Und damit sind wir wieder zurück in der Gegenwart – und auch aus der Zukunft. Sicher haben Sie etwas gefunden, was Sie sich noch einmal genauer anschauen möchten. Anregungen dafür dürfte es auch in den heutigen Angeboten wieder genügend gegeben haben.

Viel Spaß beim Lesen, eine gute Zeit und bis demnächst. Ach übrigens, wissen Sie eigentlich, wie viele Menschen inzwischen auf unserer schönen Erde leben?

DDR-Autoren: Newsletter 14.06.2019 - Ein Dobermann liebt das Fernsehen, ein Scherenschleifer kommt und eine