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Eine astrologischer Katastrophenwarnung, eine Geburtstagsparty mit Kakadu und eine Kapitänsschule - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 10.05. 2024) – Sollte man vielleicht doch lieber auf den Rat einer Astrologin hören? Was meinen Sie? Im zweiten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 10.05. 24 – Freitag, 17.05. 24) zu haben sind verlässt sich jemand jedenfalls nicht nur auf sein eigenes Wissen und auf sein eigenes Gefühl, sondern befragt zur Sicherheit noch eine Astrologin. So geschieht es in dem erstmals Anfang 1989 zeitgleich im Rowohlt Taschenbuchverlag und im Mitteldeutschen Verlag Halle erschienenen deutsch-deutschen Krimi „Schau nicht hin, schau nicht her“ von -ky (BRD) und Steffen Mohr (DDR): Die Astrologin hielt Goyatz noch einmal zurück.

„Moment mal, ich muss Ihnen noch etwas sehr Wichtiges sagen ... Widder-Menschen sind wegen ihrer Ungeduld und Impulsivität eigentlich immer anfällig für Unfälle aller Art ... Schließlich noch, und das ist nicht gut, Uranus im Widder: Sie bringen oft Ihr Leben und das Ihrer Familie in Gefahr, vor allem dann, wenn Sie Auto fahren ...“

„Gott, nein ...“ Goyatz war zusammengezuckt.

Ricarda hatte die Hände vor die Augen gepresst. „Ich sehe in einigen Tagen Schreckliches mit Ihrem Auto passieren. Sie sitzen am Steuer, und da ...! Lassen Sie es in der Garage, treten Sie auf keinen Fall eine geplante Reise an!“

Eigentlich ist Günther Goyatz ein stahlharter Bauunternehmer, doch bei seinen anstehenden Investitionen verlässt er sich nicht nur auf objektive Finanzdaten, sondern er geht auch zu einer Astrologin, um sich beraten zu lassen. Die warnt ihn vor einer drohenden Katastrophe. Doch die Familie will die Geburtstagsfeier des berühmten Onkels in der DDR nicht versäumen. Also fährt man auch hin. Alles verläuft höchst harmonisch. Doch dann bricht das Unheil über sie herein ...

Dieser Roman war ein Ereignis: Es war der erste deutsch-deutsche Kriminalroman und erschien kurz vor der Wende zeitgleich in den damals noch beiden deutschen Staaten. Der BRD-Autor -ky und der DDR-Autor Steffen Mohr haben sich einen spannenden Kriminalfall ausgedacht, in den Westberliner und DDR-Bürger verwickelt sind, -ky schildert die Seite der Berliner, Mohr die Ermittlungsarbeit in der DDR. Anschaulicher kann man die Gegensätze in der damaligen deutschen Wirklichkeit nicht geboten bekommen. -ky war ein Pseudonym des in der Öffentlichkeit vor allem für seine Krimis und historischen Romane bekannten Soziologen und Schriftstellers Horst Bosetzky (1938 bis 2018). Seinen ersten Kriminalroman „Zu einem Mord gehören zwei“ hatte er 1971 vorgelegt.

2012 erschien als Eigenproduktion von EDITION digital „Rache für Opi“ von Klaus Möckel: Der elfjährige Matthias hat sich die Trauerfeier für seinen verstorbenen Opa etwas anders vorgestellt, als sie in Wirklichkeit abläuft, etwas lustiger vielleicht, weil der Verblichene ein lustiger Mensch war. Doch es kommt anders. Auch für Matthias.

2015 veröffentlichte EDITION digital ebenfalls als Eigenproduktion „Mäxchen und Pauline“ von Siegfried Maaß. Ganz zufällig begegnen sie sich Mäxchen und Pauline. Daraus wird eine Einladung zu einer Geburtstagsparty und vielleicht sogar eine Familie …

Allerdings spielt in dieser Geschichte auch noch Kakadu Kakasie eine nicht unwichtige Rolle. Ebenso das Thema Fußball. 2016 und 2017 folgten noch zwei Fortsetzungen: „Flaschendrehen. Mäxchen und Pauline. Zweites Buch“ und „Das Glashaus. Mäxchen und Pauline. Drittes Buch“.

In seinem erstmals 2003 erschienenen Buch „Wo Kapitäne geboren wurden. Zur Geschichte der Seefahrtschule Wustrow“ ist Rudi Czerwenka einer berühmten Institution an der ostdeutschen Ostseeküste auf der Spur, an der mehrere Generationen von Schiffsoffizieren, Nautikern und Kapitänen ausgebildet wurden. Am Ende ist es auch eine deutsch-deutsche Geschichte, denn nach dem Beitritt der DDR zur Bundesrepublik wurde die Seefahrtschule Wustrow geschlossen. Und zwar für immer.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Auch heute schauen wir noch einmal fast acht Jahrzehnte zurück und genau hin, was damals passierte.

2012 veröffentlichte Kurt Redmer im Verlag Nordwindpress „Damals in Ostpreußen und Mecklenburg. Dokumentation zu den Kriegsjahren 1939-1945 und danach“: Erneute Forschungen, Befragung von Zeitzeugen, Reflexion eigener Erlebnisse in der Kriegszeit in Ostpreußen und Mecklenburg vermitteln dem Leser neue, erkenntnisreiche Bilder aus furchtbarer Zeit; erschütternd ist beispielsweise zu lesen, wie die eigene Tante des Autors bis zuletzt an den „Gott“ Adolf Hitler und an den „Endsieg“ glaubte ...

Dieses Buch ist eine wertvolle und notwendige Ergänzung aller bisherigen Publikationen von Kurt Redmer.

Und noch ein wichtiger Hinweis: Im gesamten Monat Mai kann das E-Book „Reise zum Schutz des Planeten. Von Eisbären, Bienen und Sonnenenergie“ von Gisela Pekrul kostenlos heruntergeladen werden. Das ist eine Anleitung für alle kleinen Weltretter und die, die es noch werden wollen. Ein Buch, das inspiriert, motiviert und auf spielerische Weise zeigt: Jeder kann helfen und etwas bewirken!

In "„Schau nicht hin, schau nicht her“ von -ky und Steffen Mohr entfaltet sich eine fesselnde Geschichte, in der Julian und seine Familie in eine brenzlige Situation geraten, nachdem eine Wasserleiche gefunden wurde. Die folgende Passage zeigt, wie die Familie über das Vorgehen diskutiert und ihre Nerven angespannt sind, als plötzlich die Polizei vor der Tür steht.

Julian erzählte ihm, dass man in Kladow eine Wasserleiche geborgen hätte, „... und auszuschließen ist ja nicht, dass sich Nico da irgendwie in ’ner Schiffsschraube verfangen hat und dann ...“

Goyatz, der sich gerade ein Schultheiß eingegossen hatte („Wenn alles getan ist ...“), knallte die Flasche auf die Tischplatte. „Was hab ich euch gesagt ...?! Dass es idiotisch ist, ihn ins Wasser zu werfen, bei dieser Rökk-Villa da!“

„Wie hätten wir ihn denn vergraben sollen: ohne Spaten und alles, und dazu noch am Sonntag, wo es überall von Menschen gewimmelt hat ...!?“ Inge Goyatz war in der Küchentür erschienen. „Das Schriftstellerheim, das war doch der einzige Platz weit und breit, wo keine Menschenseele war. Der Hausmeister weg ...“

„Und außerdem sind wir nur da ans Wasser rangekommen“, fügte Julian hinzu.

„Ich war von Anfang an dagegen!“ Goyatz leerte sein Glas, ohne einmal abzusetzen. „Bis 24 Uhr hatten wir ja Zeit: Da hätten wir noch durch die halbe DDR fahren können und ihn irgendwo verbuddeln ...!“

Julian hatte Mühe, sich nicht ostentativ an die Stirn zu tippen. „Du weißt doch genau, dass westliche Autos alle naselang angehalten werden: <Die Reisedokumente bitte!>“ Er sächselte dabei.

„Meinste nicht, dass der Hausmeister sich ganz genau an uns erinnern kann!?“

„Lass ihn doch!“, widersprach ihm seine Frau. „So genau wird er sich Nico bestimmt nicht gemerkt haben ...“

„... zumal wir ihm ja alle Sachen ausgezogen haben!“ Julian fühlte sich nun wieder besser. „Und außerdem: warum sollte er ausgerechnet uns die Leiche zuordnen, wenn sie wirklich da gefunden werden sollte ...?“

„Ihr habt ihr doch extra noch ’n Stoß gegeben, dass sie ...!“

„Bis nach Kladow, ja!“, höhnte Goyatz, gekränkt darüber, dass man ihn so einfach überstimmt hatte, und er setzte gerade an, noch ein paar passende Bemerkungen über den Geisteszustand seiner Familie nachfolgen zu lassen, als die Türglocke zu lärmen anfing, draußen Sturm geklingelt wurde.

Die Polizei!

Alle dachten es. War das also in Kladow doch Nico gewesen, und irgendwie hatten sie ihn identifizieren können und die Spur hierher gefunden. Eine Bemerkung bei sich in der WG über die Familienfeier in Ferch; und nun wurden die Verwandten alle abgeklappert.

... the time stood still ... Aus einer rätselhaften Assoziationsschaltung seines Gehirns heraus hatte Julian plötzlich diesen Fats-Domino-Titel im Ohr, als sie regungslos verharrten, wie in Kunstharz gegossen. Draußen wieherte ein Pferd, Ninas „Torro“ wahrscheinlich. Eine grün schillernde Fliege versuchte, das Fensterglas zu durchbohren, machte, als sie immer mehr in Panik geriet, fast Bohrmaschinengeräusche. Nebenan ballerten die Jungen mit ihren Knallplätzchenpistolen herum. Ihr Schäferhund, King, war zum Gartentor gesprungen und verbellte diejenigen, die dort immer wieder auf den Klingelknopf drückten.

Goyatz hatte sich als erster gefangen, war böse darüber, wie waschlappenschlapp und lächerlich sie in dieser Szene alle wirkten, stand auf und ging hinüber zur Gegensprechanlage. „Scheiße, dass wir noch keine Kamera draußen zu hängen haben und hier in’er Küche ’n Bildschirm drin ...!“ Damit griff er sich einen weißen Telefonhörer und schnauzte ein unfreundliches „Ja, bitte ...!?“ hinein.

In "Rache für Opi“ von Klaus Möckel entfaltet sich eine Familiengeschichte voller Spannungen und Verdächtigungen nach dem Tod des Großvaters. In der folgenden Szene kommen die familiären Konflikte während

"Jetzt spielt doch nicht verrückt", sagte Papa, "ich weiß wirklich nicht, was Vater sich da gedacht hat, aber Eva und Monika werden gemeinsam den Haushalt auflösen. Gebt uns einen Tag Zeit, wir machen eine Aufstellung und teilen die Werte redlich."

"Was heißt redlich, wenn alle Werte schon vorher weg sind", fiel ihm die Dicke aus Großundkleinboller oder so ähnlich ins Wort.

"Wenn du die Uhr meinst, die hat er wahrscheinlich verloren. Frau Stillner erzählte gestern, er hätte sie zuletzt überall mit hingeschleppt, sogar in den Garten."

"Ach, die kann sonst was erzählen", sagte abschätzig die Dicke.

"Ihr solltet euch schämen", rief Mama, erntete jedoch nur höhnisches Gelächter. Onkel Fred, der bisher einigermaßen friedlich gewesen war, inzwischen aber außer Bier auch wieder Schnaps getrunken hatte, rief böse: "Spiel dich bloß nicht so auf. Hast du dich etwa geschämt, als Ihr nach Johannas Tod dem Alten den Schmuck rausgeleiert habt?"

Daraufhin begann Mama zu weinen, die anderen dagegen kamen noch mehr in Rage. Sie fingen an, sich gegenseitig zu beschimpfen, lediglich der angebliche Freund von Opi, der ja nicht zur Familie gehörte, und die Verwandten aus Hannover hielten sich etwas zurück.

Am schlimmsten war die dicke Frau aus Kleinundgroßboller oder so ähnlich, die Mariechen hieß. Manchmal glaubte ich, sie würde gleich ihre Fäuste einsetzen, und ich konnte mir schon vorstellen, dass es dann Beulen gab. Und natürlich war's auch sie, die mit dieser völlig verkorksten Idee rauskam. Ich dachte, ich höre nicht recht.

"Die Stillnern", sagte die Dicke. "Wenn ihr sie schon erwähnt - sie hatte doch die Schlüssel, als Herbert gestorben war. Und in der Zeit vorher ebenfalls. Vielleicht sollten wir sie mal nach dem Geld fragen."

Frau Stillner war an diesem Vormittag noch nicht in Opis Wohnung herübergekommen, gestern war sie wegen dem vielen Essen gebraucht worden, weil sie trotz ihrem Alter noch tüchtig arbeiten konnte. Heute dagegen, mit dem bisschen Frühstück, war's nicht nötig. Kaffee hatten Mama und Tante Eva gemacht.

"Richtig, die Stillnern", rief Tante Eva jetzt, "die war nach Vaters Tod zuerst hier oben und hat Verschiedenes erledigt. Warum sind wir nicht längst drauf gekommen."

"Ja, das ist auch so eine Heimlichtuerin, ich hab Ihr noch nie über den Weg getraut", erklärte die Cousine aus Leipzig, obwohl sie Frau Stillner bestimmt nicht mehr als dreimal im Leben gesehen hatte.

In der folgenden Szene aus „Mäxchen und Pauline“ von Siegfried Maaß werden wir Zeugen der beginnenden Kindheitsfreundschaft zwischen Mäxchen und Pauline.

 „Ich weiß auch schon, was ich auftischen werde …“ Irene legt einen Finger über ihre Lippen. „Das bleibt aber unser Geheimnis, versprochen?“ Pauline nickt.

„Bratkartoffeln mit Sülze!“

„Sein Lieblingsgericht!“, erklärt Pauline. Selbst das weiß Irene schon! Solange sie sich erinnern kann, kommt für ihren Papa nur dies als Leibgericht in Frage.

Für ihre Mama hatte es nur leider keine Bedeutung. Entweder weil es ihr völlig egal oder sie zu bequem dafür gewesen ist. Meistens hat ihr Papa sonntags in der Küche gestanden und gekocht.

Bald befinden sie sich auf der freien Fläche vor dem Krankenhaus. Eine Weile vertiefen sie sich in den Anblick des Treibens. Wie ein Bienenstock kommt es Pauline vor, fortlaufend gehen Leute ein und aus. Solche in weißen Kitteln und Besucher wie sie selbst. „Was machen wir nun?“, fragt sie schließlich.

Mäxchen blickt auf die große Uhr über dem Portal des Krankenhauses. „Es ist schon spät. Ich muss Kakasie Futter streuen.“

„Und ihm den Spiegel zeigen!“, ergänzt Pauline. Sie sieht ihn forschend an. „Darf ich mitkommen? Ich möchte gern dabei sein.“

„Komm!“

„Immer herein!“ Kakasie begrüßt sie, kaum, dass sie das Zimmer betreten haben. „Na du?“, antwortet Mäxchen und hofft, dass der Vogel beweist, was er dazu gelernt hat. Aber er flattert nur erregt im Käfig umher.

Vorsichtig öffnet Mäxchen die kleine Tür und lässt sich von Pauline den runden Spiegel geben. Es ist etwas umständlich, ihn an den Gitterstäben zu befestigen, aber dann ist es gelungen. Mäxchen schließt das Türchen. Pauline und er setzen sich in einigem Abstand an den Tisch, legen ihre Hände darauf und stützen das Kinn auf die Hände. Eine bequeme Unterlage, von der aus sie Kakasie beobachten. Geduldig warten sie. Wird er den Spiegel beachten?

Der Vogel erscheint wie erstarrt. Als habe er Flattern und Fliegen verlernt und überhaupt vergessen, dass er sich bewegen kann. Von seiner Schaukel aus sieht er zu dem Spiegel. Wahrscheinlich lenkt der Lichtschein seine Aufmerksamkeit auf sich. Plötzlich flattert er auf und wechselt zu dem ausgetrockneten Ast, der sich gegenüber dem Spiegel befindet. Er plustert seine Federhaube auf und reckt den Kopf. Geradeso wie ein Mensch, der sich im Spiegel betrachtet und sich gefallen möchte.

„Pass auf!“, sagt Mäxchen leise. „Jetzt hat er den anderen entdeckt!“

„Na du?“

„Hast du gehört?“ Mäxchen freut sich. Er hat mich nicht im Stich gelassen, sagt er sich.

Im nächsten Augenblick sträubt Kakasie sein Gefieder, als wollte er wie während der Geburtstagsparty davon fliegen. Er wippt seinen plumpen Körper und nickt mit dem Kopf, als möchte er den anderen auf sich aufmerksam machen. Nacheinander setzt er dann seinen ganzen Wortreichtum ein, um erkennen zu lassen, welch kluger Vogel er ist. „Immer herein! Gut so! Gut so! Na du?“

Mäxchen und Pauline stoßen sich gegenseitig an, versuchen ihr Lachen zu unterdrücken, um ein frühes Ende ihres Vergnügens zu verhindern. So halten sie es noch eine Weile aus, bis Mäxchen den Spiegel wieder entfernt.

„Nun ist er wieder allein. Wie er es gewöhnt ist. Jedenfalls haben wir unseren Spaß gehabt!“

Kurz darauf sitzen sie in Mäxchens Zimmer. Pauline sieht sich um. Während bei ihr Poster, Wimpel und andere Fanartikel von Fußballklubs und Fotos von berühmten Spielern die Wände schmücken, breitet sich hier eine große Weltkarte über eine ganze Wand aus. Über Mäxchens Bett bemerkt sie Fotos, die ganz eigenartige Landschaften zeigen. Einen breiten Fluss, sowie einen, der sich durch eine enge Schlucht zwängt, eine hohe Bergkuppe, hinter deren Schneehaube sich ein tiefer Trichter befindet und schließlich einen großen roten Felsen, der sich lang wie ein Sattel streckt.

„Da werde ich überall mal hinfahren!“, verkündet Mäxchen und zeigt der Reihenfolge nach auf die farbigen Fotos. „An den Amazonas, in die Rocky Mountains mit dem Colorado, den Fudschijama und den Ayers Rock ….“

Er sieht Pauline an und sie entdeckt in seinen Augen die Funken seiner Begeisterung. „Du kannst ja mitkommen ...“

„Das ist aber noch lange hin“, erwidert sie und fängt noch einmal mit schnellen Blicken die Objekte seiner Begeisterung ein. Wenn es so weit ist, will sie schon eine erfolgreiche Profispielerin sein und zur Nationalmannschaft gehören. „Ich will mich jetzt beim Fußballklub anmelden“, sagt sie. „Will endlich richtig trainieren. Aber Papa gefällt es nicht. Der sagt, ich soll lieber Handball spielen. Wenn es schon etwas mit dem Ball sein muss.“

„Oder Tischtennis!“ Mäxchen lacht. „War nicht so gemeint!“, fügt er sofort hinzu, nachdem er bemerkt, dass Pauline ihn böse anblickt. Aber im nächsten Augenblick denkt sie schon nicht mehr daran.

„Wir können aber nur reisen, wenn ich mal kein Spiel habe, ich meine mit der Nationalmannschaft …“

„Stimmt! Aber die Flüsse laufen uns ja nicht weg! Auch der Vulkan in Japan und der große rote Berg in Australien nicht …“ Mäxchen winkt plötzlich ab.

„Wenn du dein Spiel hast, kann ich auch nicht fahren! Dann sitze ich auf der Tribüne und feuere dich an!“

Wie verabredet heben sie die Hände und klatschen sie aneinander, sodass es schallt. Pauline kommt es vor, als hätten sie damit eine Freundschaft besiegelt, die ein Leben lang bestehen wird.

In dem folgenden Auszug aus dem Buch „Wo Kapitäne geboren wurden. Zur Geschichte der Seefahrtschule Wustrow“ von Rudi Czerwenka wird erzählt, wie das Aufeinandertreffen lokaler Traditionen mit den Anforderungen einer sich entwickelnden globalen Schifffahrtsindustrie in dem kleinen Ort Wustrow zur Gründung einer spezialisierten Seefahrtschule führte, die von Johann Christian Cyrus, einem ehemaligen Seefahrer und Dorfschullehrer, ins Leben gerufen wurde.

Die Ausbildung zum Seemann hatte sich in all diesen Jahren jedoch kaum geändert, war Tradition und oblag dem jeweiligen Schiffer und seiner Crew. Wer sich im Laufe der vorgeschriebenen Jahre vom Jung' zum Toppgast emporgearbeitet hatte, war mit allem vertraut, was mit dem Schiff, seiner Ladung, der Besegelung und den Launen der Natur eventuell auf ihn zukam. Zum Abschluss fehlte nur noch der Handschlag eines wohlmeinenden Schiffers, um zum Steuermann aufsteigen zu können.

Doch inzwischen führten viele Fahrten über unbekannte Meere, zu fremden Märkten. Umgang mit neuen Handelspartnern, Gewohnheiten sowie Behörden waren gefragt. Außerdem fehlte den Fischländern im Vergleich mit anderen allerhand Grundwissen. Allein das erklärt sich beispielsweise daraus, dass der im 17. Jahrhundert einzige Wustrower Schulmeister etwa 60 Schüler unterrichten musste. Die stürmische Entwicklung der Seefahrt forderte eine veränderte, umfassendere und auch spezialisierte Ausbildung, wie sie in anderen Küstenländern bereits erfolgte. Das sahen die Betroffenen selbst ein, wenn sie in den Hafenstädten mit Seeleuten aus Spanien, aus England oder den Niederlanden zusammentrafen. So zuverlässig, so praxiserfahren, so begehrt die Fischländer auch waren, sie hinkten hinterher.

Aus diesem Mangel zog endlich einer die erforderliche Schlussfolgerung: Johann Christian Cyrus, der nach seiner abenteuerlichen Seefahrerzeit schließlich als Dorfschullehrer in Althagen wirkte. Woher dieser Mann mit dem ungewöhnlichen Namen stammte, welches Schicksal ihn letztlich ausgerechnet aufs Fischland verschlagen hatte, ist unbekannt. Um 1770 war Cyrus „an Land gegangen" und hatte begonnen, in einem notdürftig umgebauten Katen Schule zu halten. In der einen der beiden Stuben wird er vermutlich gewohnt haben - mit Frau, mit Kindern? Auch das weiß man nicht. Der andere Raum war die Schulstube. Hier hockte, kauerte oder saß der Nachwuchs des Dörfleins, die älteren Jungen allerdings nur im Winter. Im Sommerhalbjahr waren sie ab 12,13 oder spätestens 14 Jahren fast vollzählig irgendwo auf See. Hier machte Cyrus seine Zöglinge nicht nur mit dem üblichen Unterrichtsstoff vertraut, er führte sie auch in das nautische Einmaleins ein. Aus dieser zunächst zusätzlichen Wissensvermittlung wurde allmählich ein regulärer nautischer Unterricht, den Cyrus den Jungen, die später mal zur See fahren würden oder bereits fuhren, im Winterhalbjahr erteilte. Die Grundlagen dazu fand er in den Erfahrungen seiner eigenen Seefahrerzeit und in einem einzigen holländischen Navigationsbuch. Das Jahr 1781 gilt als Beginn der zunächst privaten Seefahrerausbildung auf dem Fischland. 1795 ging Cyrus als Lehrer an die Stadtschule nach Barth, also ins pommersche Ausland. Hier verdiente er das Sechsfache der ihm in Althagen bewährten Bezüge. Hier endet auch seine bruchstückhafte Biografie.

Sein Weggang war in mehrfacher Hinsicht ein Verlust. Er soll es verstanden haben, den Jungen nicht nur ihre beruflichen Perspektiven zu verinnerlichen, sondern auch die trockene Theorie anschaulich darzustellen. Später schrieb der dann selbst schon 72-jährige Steuermann Claas Niemann: „Vor etwa 50 Jahren brachte der so berühmte Navigationslehrer Cyrus dem Fischländer ein helles Licht in die Seefahrt- und Steuermannskunde, und auch ich war einer seiner Schüler. Nach dessen Abberufung nach Barth übernahm ich dessen Geschäfte."

Im Schatten des Zweiten Weltkriegs und inmitten der harten Kriegsrealitäten wurden auch Stimmen der Opposition laut, die trotz großer Gefahren ihre Meinung äußerten. Josef Molka war eine solche Stimme in Ostpreußen, deren Schicksal und mutiges Handeln gegen das NS-Regime in dem Buch „Damals in Ostpreußen und Mecklenburg. Dokumentation zu den Kriegsjahren 1939-1945 und danach“ von Kurt Redmer dokumentiert wird. Hier ist seine Geschichte.

Molka wird zum Tode verurteilt

In einem Schnellgerichtsverfahren vom 15. Januar 1945 - ein Verteidiger war nicht zugelassen - wurde Josef Molka zum Tode und die Söhne zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt.

Das Gericht, so wurde es bald bekannt, sah seine Schuld darin, dass er vor der Schmiede in Görslow in aller Offenheit erklärt hatte: „Ich habe meine Söhne nicht für Hitler großgezogen, und wer den Krieg angefangen hat, der soll auch dafür eintreten.“

Dass er auch seine Söhne in diesem Sinne beeinflusst hatte, wurde ihm besonders zur Last gelegt.

Josef Molka wurde auch vorgeworfen, dass er seit 1943 regelmäßig den Moskauer und Londoner Rundfunk gehört habe und dass er den auf dem DAF-Gut Görslow lebenden polnischen Zwangsarbeitern und serbischen Kriegsgefangenen Informationen zur Kriegslage Deutschlands weitergab. Das Radio der Familie wurde nach der Verhaftung Molkas und seiner Söhne beschlagnahmt.

Josef Molka wurde am 6. Februar 1945 in der damaligen Landesstrafanstalt Bützow-Dreibergen hingerichtet. Die Söhne, die nach ihrer Verurteilung in das Zuchthaus Stettin überführt wurden, sind am 15. April 1945 dort durch die sowjetischen Truppen befreit worden.

In „Reise zum Schutz des Planeten. Von Eisbären, Bienen und Sonnenenergie“ von Gisela Pekrul entdecken wir die Welt durch die Augen von Kindern, die aktiv zur Rettung ihrer Umwelt beitragen. Dieser Ausschnitt führt uns in eine Szene, in der die jungen Protagonisten beim Baumpflanzen eine besondere Verbindung zur Natur und deren Wichtigkeit für das ökologische Gleichgewicht erkennen.

Die grünen Helden unserer Erde

Während die frisch gepflanzten Bäume noch klein und zerbrechlich waren, spürten die Kinder dennoch eine besondere Energie, die von ihnen ausging. Eines Abends, als die Dämmerung einbrach, saßen Ilijan, Noah und Joshua bei ihrem Lieblingsbaum und beobachteten die jungen Pflanzen. Zu ihrer Überraschung begannen die Bäume zart zu flüstern.

Ein besonders mutiger Setzling, der in der Nähe des großen Eichenbaums gepflanzt wurde, sprach leise zu den Jungs: "Vielen Dank, dass ihr uns hier gepflanzt habt. Wir werden groß und stark werden, um dem Planeten zu helfen. Doch wir brauchen die Hilfe aller."

Joshua schaute neugierig auf den Setzling. "Wie können wir dir noch helfen?"

Der Setzling antwortete: "Erzählt den Menschen die Geschichten des Waldes. Lasst sie wissen, dass jeder Baum, jeder Strauch, jedes Blatt wichtig ist. Erinnert sie daran, dass sie uns beschützen und pflegen müssen, so wie wir sie beschützen."

Ilijan sah zu seinen beiden Freunden und sagte: „Habt ihr euch jemals gefragt, warum Bäume so wichtig sind? Nicht nur für uns, sondern für die ganze Welt?“

Joshua runzelte die Stirn. „Sie geben uns Schatten und sie sehen hübsch aus?“

Noah kicherte. „Das auch! Aber sie tun noch viel mehr. Bäume sind wie riesige Staubsauger für schlechte Luft. Sie nehmen das für das Klima schädliche Kohlendioxid, CO2, aus der Luft auf, das wir ausatmen und das durch Autos und Fabriken in die Luft gelangt. Dann verwandeln sie es mit Hilfe von Wasser und Sonnenlicht in Nahrung für die Bäume und geben dabei Sauerstoff ab, den wir zum Atmen benötigen. Das nennt man Fotosynthese, habe ich in einem Buch gelesen.“

Joshua staunte: "Das ist also, wie die Bäume wachsen! Indem sie das CO2 in Nahrung umwandeln! Aber was geschieht mit dem Kohlendioxid, auch CO2 genannt?"

Noah lächelte: "Ein Großteil des CO2 wird in den Stämmen, Ästen und Wurzeln gespeichert. Das heißt, je größer und älter die Bäume werden, desto mehr CO2 können sie aufnehmen und speichern. Sie sind wie Naturarchive, die Kohlendioxid lagern, damit es nicht in der Atmosphäre bleibt."

Ilijan fügte hinzu: „Genau! Und je mehr Bäume es gibt, desto mehr Kohlendioxid können sie aufnehmen. Das hilft, die Erderwärmung zu verlangsamen. Deshalb nennt man sie auch Klimaretter.“

Doch dann wurde Joshua nachdenklich. „Aber was ist mit all den Nachrichten über das Abholzen von Bäumen? Vor allem im Regenwald? Warum tun die Menschen das?“

Noah seufzte. „Der tropische Regenwald wird oft als Lunge der Erde bezeichnet, weil er so viel Sauerstoff abgibt und das schädliche Kohlendioxid aufnimmt. Aber viele Bäume werden abgeholzt, um Platz für Felder zu schaffen, auf denen Soja angebaut wird, oder um Weideland für Rinder zu haben. Auch werden viele Bäume für wertvolles Holz gefällt.“

Ilijan fügte hinzu: „Auch in unserer Heimat werden Bäume gefällt, manchmal um Platz für neue Gebäude zu schaffen oder weil das Holz für Möbel oder Papier gebraucht wird. Es ist wichtig, dass wir auf unsere Wälder aufpassen.“

Joshua hatte eine Idee: „Was, wenn wir im Dorf einen Tag des Baumpflanzens organisieren? Jeder könnte einen Baum pflanzen. Damit würden wir nicht nur unsere Umgebung verschönern, sondern auch etwas für das Klima tun!“

Die Kinder waren begeistert von der Idee und setzten ihren Plan in die Tat um. Am „Tag des Baumpflanzens“ kamen alle Dorfbewohner zusammen und pflanzten Hunderte von Bäumen.

Noahs Gedanken gingen noch weiter: "Wir könnten eine Waldschule gründen! Dort könnten die Dorfbewohner alles über den Wald, seine Bewohner und seine Bedeutung für die Erde lernen."

Die Jungs waren sofort dabei und planten eifrig. Sie bauten im Wald kleine Lernstationen auf, an denen die Dorfbewohner und vor allem die Kinder mehr über das Pflanzenwachstum, die Tierwelt und die Vorteile eines gesunden Waldes erfahren konnten.

Mit der Zeit entwickelte sich die Waldschule zu einem beliebten Treffpunkt. Die Dorfbewohner kamen regelmäßig, um die Bäume wachsen zu sehen, die Vögel zu beobachten und die Geheimnisse des Waldes zu entdecken.

Die Waldschule lehrte auch die Bedeutung des nachhaltigen Lebens. Familien begannen, weniger Plastik zu verwenden, recycelten mehr und verwendeten umweltfreundliche Produkte. Bauern achteten darauf, den Boden nicht zu überanspruchen und setzten auf biologische Anbaumethoden.

Jahre später, als die Bäume hoch und stark waren, erkannten die Dorfbewohner, wie wichtig diese grünen Helden für die Gesundheit des Planeten waren. Der Wald wurde zum Symbol des Dorfes und diente als ständige Erinnerung daran, wie jeder Einzelne zum Schutz der Erde beitragen kann.

Kommen wir zum Schluss der heutigen Post aus Pinnow noch einmal auf den Anfang und auf das zweite Sonderangebot zurück und zitieren dazu eine Lesermeinung aus dem einschlägigen Internetportal „Krimi-Couch“:

Mit diesem Roman haben -ky und sein Co-Autor Steffen Mohr aus der DDR Krimi-Geschichte geschrieben: es ist der erste (und einzige) „deutsch-deutsche Kriminalroman“. Eine Familie aus West-Berlin besucht einen Onkel in der DDR, auf der Rückfahrt kommt es zu einem Unfall mit Todesfolge, die Leiche (der mitgereiste Freund der Tochter) wird in einem See versenkt. Die zuständige MUK (Morduntersuchungskommission) der DDR ermittelt, in West-Berlin versucht die Familie, die Sache zu vertuschen. -ky beschreibt das Geschehen in West-Berlin, Steffen Mohr die Ermittlungen des MUK-Hauptmanns Merks. Das ist von großem Reiz, da der Leser authentische Informationen über die Arbeit der Kriminalpolizei in der DDR erhält. Doch wer zu spät schreibt, den bestraft das Leben: das Buch erscheint 1989, und kurz darauf werden auch die Polizeien beider deutschen Staaten „vereinigt“. Was aus Hauptmann Merks geworden ist, erfahren wir aus den späteren Romanen leider nicht. Das Buch ist allein schon wegen der Einblicke in den Alltag der Kriminalpolizei in der (späten) DDR sehr zu empfehlen.

Das klingt doch gut und wie eine Einladung zum Lesen, oder?

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die neue Lieferung steht schon fest.

Auch im nächsten Newsletter ist wieder ein Buch von Rudi Czerwenka dabei. Es heißt „Von Boltenhagen nach Ahlbeck. Mecklenburg-Vorpommerns Ostseeküste. Geschichte und Geschichten für Zugezogene, Touristen und andere Neulinge“ und war erstmals 2009 erschienen. Ursprünglich entstanden die Texte für dieses Buch allerdings auf der Basis umfangreicher Recherchen im Auftrag des damaligen Gewerkschaftsverlages „Tribüne“ schon in der Zeit vor 1989 und sollten den Urlaubern das Land an der damals schon sehr beliebten Ostseeküste ein wenig näherbringen. Die Ereignisse der Wendezeit und der nachfolgenden Jahre verhinderten die Vollendung dieser Pläne. Dennoch hat der Autor seine damaligen Texte nicht verändert. Und das hat seinen eigenen Reiz.

DDR-Autoren: Newsletter 10.05.2024 - Eine astrologischer Katastrophenwarnung, eine Geburtstagsparty mit Kakadu