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Die Siebzigmetergrenze, ein Aufstand der Tiere gegen die Menschen und ein grausames Experiment - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 18.10. 2024) – Wie eine Sportreportage beginnt das erste der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 18.10. 24 – Freitag, 25.10. 2024) zu haben sind: „Endlich war es gelungen! Auf dem Olympiastadion sausten die Landesfarben am Flaggenmast hoch.

Die Menge durchbrach die Schranken, stürzte über die Aschenbahn, erreichte die Grasnarbe, warf sich mit frenetischem Hurra auf einen scheu dastehenden Mann, hob ihn hoch auf die Schultern und trug ihn unter Absingen der Nationalhymne drei Ehrenrunden durch die Kampfbahn.

Die sechzigtausend anderen Zuschauer aber hatten sich von den Sitzen erhoben und stimmten den internationalen Olympiaruf an: „Ohalalai hadúddja jahó!“ Der bedeutet: „Die fünf Ringe der Welt grüßen dich!“, wobei das letzte „ó“ wie eine Granate durch die gesprengten Kehldeckel sausen musste.

In der Tat, eine Weltleistung war vollbracht! Heinzwerner Maichle hatte für sein Land den ersten Weltrekord erstritten: die Weltmeisterschaft im Schleuderballwurf! Der Weltrekord von 69,8 Metern, den der herkulische Mulatte Plum Pudd Thing aus Süddakota seit acht Jahren hielt, dieser Weltrekord war von dem drahtigen, um nicht zu sagen schlank durchgeisteten Maichle aus Murnau gebrochen worden! Und mehr noch: Der junge Olympionike überschritt mit seinem Wurf, der 70,3 Meter (!!) spurte, die heiß ersehnte Siebzigmetergrenze!“

Was wie der Beginn einer Sportreportage klingt, das ist in Wirklichkeit der Anfang der 1925 entstandenen satirischen Erzählung „Weltmeister Maichle oder Es ist der Geist, der sich den Körper schafft“ von Friedrich Wolf, die das E-Book im Originaltext aus dem Entstehungsjahr präsentiert.

„Weltmeister Maichle“ ist eine mitreißende und bissige Gesellschaftskritik. Heinzwerner Maichle, ein unscheinbarer Athlet aus Murnau, erobert die Weltbühne durch seinen sensationellen Sieg im Schleuderballwurf. Doch was als sportlicher Triumph beginnt, entwickelt sich schnell zu einer absurden und tragischen Komödie, als Maichle inmitten nationalistischer Begeisterung und übertriebenem Heldentum an den Erwartungen zerbricht.

Wolf gelingt es, mit scharfem Witz und ironischem Unterton, den Wahnsinn und die Hysterie einer Gesellschaft zu entlarven, die den Einzelnen für kollektiven Ruhm opfert. Diese Erzählung aus dem Jahr 1925 bleibt eine zeitlose Parabel auf die Verblendung und die fatalen Konsequenzen übertriebenen Nationalstolzes.

Wie in allen vier Oktober-Newslettern stammen auch die anderen vier heutigen Sonderangebote aus der Feder von Friedrich Wolf.

In der gleichfalls satirischen Erzählung „Der letzte Mops oder Die Wiedergeburt der Erde“ von 1921 entfaltet sich eine absurde und doch tiefgründige Vision einer Welt im Wandel. Aimé, ein stolzer Rassemops, entkommt der häuslichen Gefangenschaft und findet sich in einem wachsenden Aufstand der Tiere gegen ihre menschlichen Unterdrücker wieder. Die Tiere erlangen ihre Freiheit zurück und fordern mit beeindruckender Entschlossenheit die Rückkehr zu einer ursprünglicheren, naturverbundenen Lebensweise.

Die Texte für „Das Eierschiff und andere Fabeln“ wurde mit einer Ausnahme 1922 verfasst. Die Fabel „Das Gericht“ stammt aus dem Jahre 1944. Alle Fabeln laden zu einer Reise in die Welt der Allegorien ein, wo Tiere und Menschen gleichermaßen die Abgründe und Höhen des Lebens erkunden. Sie bieten zeitlose Weisheiten und scharfsinnige Beobachtungen über Gesellschaft, Moral und das menschliche Verhalten.

Von einem ausgewöhnlichen Experiment, das die Grenzen von Menschlichkeit und Wissenschaft auslotet, berichtet Friedrich Wolf in seiner 1928 entstandenen Erzählung „Begnadigt - letzte Chance: Lepra“. Der zum Tode verurteilte Verbrecher Z. erhält eine letzte Chance auf Leben - unter der Bedingung, sich mit Lepra impfen zu lassen. In der düsteren Kulisse des Rigaer Zuchthauses entfaltet sich eine packende Geschichte über Verzweiflung, Hoffnung und die grausame Realität medizinischer Experimente. Wolf wirft mit seiner Erzählung drängende ethische Fragen auf, die auch heute nichts an ihrer Brisanz verloren haben. Wie wird dieses grausame Experiment ausgehen?

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Es geht um Gerechtigkeit und um den Kampf gegen die Tyrannei.

1936 schrieb Friedrich Wolf die Erzählung „Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew“: Im Januar 1919 liegt die ukrainische Stadt Nikolajew unter der harten Hand der deutschen Besatzung. Trotz der Novemberrevolution und der Aufstände der Bolschewiki hält General von Gillhausen seine Truppen fest im Griff. Inmitten von Unterdrückung und Ausbeutung durch die deutsche Firma Blohm & Voß entfaltet sich die packende Geschichte von „Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew“. Gemeinsam erheben sich deutsche und ukrainische Arbeiter sowie Soldaten gegen die Tyrannei. Friedrich Wolf erzählt von Mut, Solidarität und dem unerschütterlichen Kampf für Gerechtigkeit in einer bewegten Zeit. Dieses E-Book beschreibt dramatische Ereignisse, die damals die Welt veränderten. Und auch der revolutionäre Geist von Karl Liebknecht spielt dabei eine wichtige Rolle …

Nachdem in der Erzählung „Der letzte Mops oder Die Wiedergeburt der Erde“ Aimé den ersten mutigen Schritt in Richtung Freiheit gewagt hat, entfaltet sich die Spannung weiter, als seine Tat die Aufmerksamkeit sowohl der tierischen Mitstreiter als auch der menschlichen Gegenspieler auf sich zieht. Die nachfolgende Szene illustriert eindrucksvoll den Beginn des offenen Aufstands und die unvermeidliche Konfrontation zwischen den aufgebrachten Tieren und ihren entschlossenen menschlichen Widersachern:

Aimé, im Restbesitz dunkler Triebe, witterte Freiheit; er sprang durchs Retiradenfenster in den Garten. Sein eigener Herr!

Er stand auf der Straße, leinenlos, ungebunden, kraftgeschwellt. Er zog nach rechts und links; nichts hielt ihn. Etwas nur zog, zog. Er wusste nicht, was es war, noch, wie ihm geschah. Gefolgt von einer Kolonne Mithunde, trabte er vor ein fernes Haus. Große Stärke überkam ihn. Er warf sein Haupt in den Nacken, sein Mopsschweif peitschte die Flanken, und mit einem Großtiergebrüll, das die Fenster erklirren ließ, röhrte er jahrelang betrogenes Elementarverlangen zu der Letzten seiner Art.

Schweigend, jedoch demonstrativ, verharrten im Kreis die Scharen der Mithunde. In den Fenstern lagen die Menschen, besorgt, erwartungsvoll, schaulustig. Drunten brüllte der Mops donnernden Urlaut. Plötzlich – doch hatte niemand es anders erwartet –  zerknallte ein Fenster, und heraus sprang die Möpsin, mit wildem Basedowblick, glasscherbenbespickt, aus dem ersten Stock! Hoch wogte ... und fast drohte zu geschehen, was nicht anders als geschehen konnte ..., da trat der Oberstleutnant aus dem Haus, jede Fiber gestrafft, bleiche Entschlossenheit in den männlichen Zügen, in der Faust eine Reiterpistole.

In den Fabeln von „Das Eierschiff und andere Fabeln“ werden die Handlungen und Entscheidungen der tierischen Protagonisten als Spiegel menschlichen Verhaltens genutzt. Die folgende Leseprobe aus „Der wackere Igel“ zeigt eindrucksvoll, wie Selbstgenügsamkeit und Ignoranz gegenüber der Gemeinschaft schwerwiegende Folgen haben können. Mit einer Prise Ironie und Tiefe wird der Igel Pilopex zum Sinnbild für jene, die sich in ihrer vermeintlichen Sicherheit wiegen und dabei übersehen, dass auch sie von den größeren Strömungen des Lebens nicht unberührt bleiben.

Der wackere Igel

An einem Frühlingstag lag der Igel Pilopex in einer Talmulde und sonnte sich, als der Biber Castor erregt auf ihn zukam und schon von weitem rief: „Herr Nachbar! Herr Nachbar! Der Fluss schwillt an! Die Fische berichten, im Oberlauf seien die Dämme gebrochen.“ Der Igel hob ein wenig die Nase, leckte sich das Maul und sprach: „Was geht mich das an?“ – „Kommen Sie schnell, Herr Nachbar, retten Sie meine Jungen, helfen Sie uns, Abflussgräben schaffen.“ Der Igel schnüffelte wieder und sprach darauf langsam: „Abflussgräben? Ich bin ein wackerer Igel Pilopex. Ich habe meine Stacheln; ich habe mein Kraut- und Mäusefeld; ich rolle mich zusammen, wenn etwas Unerquickliches draußen geschieht.“ – „Hören Sie nicht, Herr Nachbar, wie der Strom braust!“, drängte noch einmal der Biber, eh er davoneilte. „Was geht mich das an!“, brummte der Igel und rollte sich zusammen und streckte seine Stacheln aus. – Auf einmal spürte er etwas Kaltes und Nasses an seiner Haut. Er kugelte sich noch fester und drückte seine Augen energisch gegen seinen Nabel. Aber auch das half nichts. Es wurde immer kälter und nässer; jetzt wollte der Igel entlaufen; da schlug der Strom über ihm zusammen.

In „Begnadigt - letzte Chance: Lepra“ setzt Friedrich Wolf seinen Protagonisten Z. einer moralischen Zwickmühle aus, die die Grenzen der menschlichen Freiheit auf grausame Weise infrage stellt. Die folgende Leseprobe beleuchtet den Moment, in dem Z. vor eine unmögliche Wahl gestellt wird: Tod durch Hinrichtung oder die ungewisse Hoffnung auf Leben durch ein riskantes Experiment. Diese Szene zeigt eindrucksvoll das Zusammenspiel von Macht, Wissenschaft und individueller Verzweiflung – und lädt die Lesenden dazu ein, über das Spannungsverhältnis von Ethik und Forschung nachzudenken.

„Die Regierung“, serviert der Inspektor, der sich übergangen fühlt, jetzt Z. seinen offiziellen Auftrag, „die Regierung stellt nun im Interesse der Forschung Ihnen anheim, Ihr verfallenes Leben für die Menschheit in die Schanze zu schlagen, voll und ganz einzusetzen …“

„Werde ich anders hingerichtet?“, fragt Z. beklommen.

Uexkyll wird rot wie ein Kanonenöfchen. „Unsinn! Torheit! Grade nicht, mein Freund! Das grade ist ja der Unterschied! Sie haben die freie Wahl! Sie können nein sagen! Sie können die Impfung mit Leprabazilien ablehnen, jene Impfung am Gesunden, die wir brauchen, um Licht in diese furchtbare Krankheit zu bringen. Der Tierversuch versagt hier; wir brauchen Menschenblut, ich meine menschliches Blut, artnahes Blut! Können Sie da nein sagen? Professor Pettenkofer strich sich Cholerabazillen aufs Butterbrot und erkrankte nicht. Es ist möglich, dass auch Sie nicht erkranken. Der Staat bietet Ihnen im Interesse der Menschheit diese letzte außergewöhnliche Chance! Ich darf ohne Eitelkeit sagen, dass ich es war, der diese Form der Begnadigung vor dem sicheren Henkersbeil empfahl. Können Sie nein sagen?“

Der Delinquent gleicht einem Ertrunkenen, mit dem man künstliche Wiederbelebungsversuche macht.

„Kaum glaubhaft, nicht wahr?“, dringt es väterlich aus den Tiefen des Bartes. „Und doch …, hier der Erlass! Und hier Ihre Einwilligungserklärung! Sie haben nur zu unterschreiben!“

In „Karl Liebknecht kämpft in Nikolajew“ beleuchtet Friedrich Wolf die komplexen geopolitischen und sozialen Spannungen, die sich inmitten der deutschen Besatzung in der Ukraine entfalten. Die folgende Leseprobe führt uns mitten in den Alltag der Soldaten, die sich in einer fremden und feindlichen Umgebung wiederfinden – hin- und hergerissen zwischen Heimweh und der brutalen Realität des Krieges. Während sie in einer eiskalten Krankenstube auf Nachrichten aus der Heimat warten, wächst das revolutionäre Feuer. Karl Liebknechts Worte, die in Flugblättern erscheinen, beginnen, ihren Widerhall in den Herzen der Soldaten zu finden.

Der „Brotfriede“ war also keine so einfache Sache. Dennoch, mit einer kriegsstarken Division, mit Artillerie, Kampffliegern und Maschinengewehren kann man eine Stadt von 85 000 Einwohnern eine Zeit lang „befrieden“. Zumal, wenn zwei französische und zwei englische Panzerkreuzer im nahen Hafen liegen und der französische Kommandeur General Franché d’Esperée dem deutschen General von Gillhausen – aller bisherigen Feindschaft zum Trotz – vorschlug, die deutschen Truppen können in Nikolajew bleiben unter der Bedingung: Niederwerfung der Bolschewiki. Denn hier in der Ukraine stand nicht bloß die „Kultur“ auf dem Spiel, hier ging es um Höheres. Fast die gesamte während der zaristischen Zeit dort aufgebaute Industrie befand sich in den Händen ausländischer Aktionäre; die Fabrik in Jusowka war Eigentum der Engländer, die in Druschkowka gehörte den Franzosen, der Dnjeprowski-Betrieb den Belgiern; das bekannte „Prodamet“, ein Syndikat französischer und englischer Aktionäre, hatte seinen Sitz in Paris. Ähnlich stand es um die Gruben des Donbass und den Eisenerzrayon bei Kriwoj Rog. Da nun auch die Deutschen kolonisierten und die Hamburger Firma Blohm & Voß in den Werften von Nikolajew saß, war das gemeinsame Interesse um das „Wohl“ der Ukraine durchaus verständlich.

In dem einen Infanterieregiment der deutschen Division waren viele Süddeutsche, meist ältere Jahrgänge, aber auch ganz junge Burschen. Sie lagen in einer Schule. Im Erdgeschoss befand sich das Revier, die Krankenstube, in dem früheren Physikkabinett. Hier froren auf ihren Pritschen in der zweiten Dezemberhälfte Dutzende von fiebernden Grippekranken, für die im Lazarett kein Platz war; hier lag auch der neunzehnjährige Musketier Xaver L., dessen Temperatur malariaartig jeden zweiten bis dritten Tag hochschnellte; hier half der ehemalige Kriegsgefangene August B., ein etwa vierzigjähriger, verheirateter schwäbischer Kleinbauer, der schon in den sibirischen Kriegsgefangenenlagern seine deutschen und österreichischen Kameraden versorgt hatte; hier regierte der Sanitätssergeant Groß, der bei der morgendlichen Visite streng darauf hielt, dass die „Drückeberger“ mit ihren vierzig Grad Fieber in den Betten liegend stramme Haltung einnahmen und die Finger lang an die imaginäre Hosennaht legten. Alle aber bekamen Briefe aus der Heimat und dachten an den Neckar, an den Rhein, an die Bäche und Berge des Schwarzwalds. August, der ehemalige Kriegsgefangene, ging oft an den Bahnhof und betrachtete die Waggons mit der Aufschrift: Eisenbahndirektion Frankfurt oder Karlsruhe; eigentlich konnte er in vier bis fünf Tagen daheim sein. Der neunzehnjährige Xaver hatte es nicht so eilig; er war ein Feinmechaniker aus Offenbach; er wollte vor allem die Welt sehn: der Krieg war ihm eine gute Gelegenheit.

Vorerst aber herrschte in der Revierstube eine viehische Kälte. Endlich gelang es August, einen Ofensetzer zu finden. Er wurde Kolja genannt, hatte einen mausgrauen Kopf und gutmütige braune Augen. Er begann, einen riesigen Ofen zu mauern, auch für einen Wasserkessel als Einsatz. Er brauchte sehr viel Zeit, schwatzte mit August, der russisch verstand, und brachte einmal den Fiebernden etwas Milch mit. Er fragte, woher die Soldaten stammen, ob es weit sei bis nach Deutschland, ob sie Frauen und Eltern in Deutschland hätten, ob es in Deutschland auch Sowjets gäbe? – „Na, und ob!“ Ob dort Volkskommissare seien? „Volkskommissare … tjaja. Ebert und Scheidemann.“ Und hier fiel zum ersten Mal in diesen Gesprächen das Wort Karl Liebknecht. Der sei immer für den Frieden gewesen. Einer der älteren Kranken hätte ihn bei einer Tagung in Stuttgart sprechen gehört, er war immer gegen Okkupation und Militarismus, und jetzt vernahmen in Berlin Hunderttausende sein Wort: seine Worte seien wie Feuer.

Auch das Menschenherz brauche Feuer, meinte Kolja und mauerte an seinem Ofen. Einige Tage später fanden die Revierkranken auf den Waschborden, in ihren Schränken, unter den Decken deutsche Flugblätter:

Kommen wir gleich noch einmal auf das erste der heutigen Sonderangebote zurück, auf die satirische Erzählung „Weltmeister Maichle oder Es ist der Geist, der sich den Körper schafft“, in der Friedrich Wolf 1925 über übertriebenen Nationalismus spottet. Und da konnte er sich noch gar nicht vorstellen, was zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin passieren würde …

Aber zurück zum Sport. Die Erzählung handelt vom ebenso überraschenden wie überragenden Sieg in einer Weltmeisterschaft im Schleuderballwurf. Und wahrscheinlich denkt man im ersten Augenblick, auch diese Sportart sei eine satirische Erfindung des Autors. Aber den Schleuderballwurf gab und gibt es tatsächlich, wie schon ein kurzer Blick in das Online-Lexikon Wikipedia zeigt:

„Schleuderballweitwurf, Schleuderballwerfen genannt, ist eine Ballsportart, die zu den leichtathletischen Disziplinen gehört und im Einzel durchgeführt wird. Der Schleuderball hat eine am Ball befestigte Schlaufe (Handgriff). Mittels Drehung wird er beschleunigt und auf Weite geschleudert. Der Weltrekord liegt bei 86,92 m (Alwin Wagner, 21. August 1982, Werfertag in Lohfelden).

Der Schleuderballwurf entwickelte sich aus dem Schleuderballspiel, das Ende des 19. Jahrhunderts in Deutschland eingeführt wurde. Auf den ersten Deutschen Turnfesten in Dresden (1885) und München (1889) wurden erstmals Turnspiele vom Akademischen Turnerbund vorgeführt. Dabei fand das Schleuderballwerfen des Berliner Akademischen Turnvereins besondere Beachtung. Laut Literatur wird in der Nähe Berlins, im Schlosspark „Schönholz“, der Ursprung der allgemeinen Spielbewegung gesehen. Anfang der 1890er Jahre waren es wieder die Berliner, die ein Schleuderballspiel erprobten. Als Wurfgerät benutzte man einen Ball mit einem festen, runden Lederbügel, der sich über den halben Durchmesser des Balles spannte.“

Und zur Verbreitung dieser Disziplin in Deutschland lernen wir, dass der Schleuderballwurf hierzulande im Deutschen Turnbund (DTB) als Einzeldisziplin über Bezirksmeisterschaften (nur in Niedersachsen) und Landesmeisterschaften (in allen Landesturnverbänden) bis zu Deutschen Meisterschaften wettkampfmäßig betrieben wird. Nur auf den Landesmeisterschaften des Turnerbundes kann man sich durch das Erreichen der erforderlichen Weite für die Deutschen Meisterschaften qualifizieren. Im Deutschen Leichtathletik-Verband wird diese Disziplin nicht ausgeübt. Hätten Sie das gewusst?

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Die neuen Sonderangebote für den nächsten Newsletter sind schon zusammengestellt und stammen wie schon weiter oben angedeutet wieder alle von Fredrich Wolf.

1948 schrieb er seine Erzählung „Der Wachposten“ – eine Liebesgeschichte. In den warmen Sommernächten entlang des Rheins erleben zwei junge Männer das Abenteuer ihres Lebens. Inspiriert von Goethes Werken, treiben sie sich selbst in eine gefährliche, doch zugleich berauschende Liebesgeschichte. Eine nächtliche Ruderfahrt, verbotene Liebe und das Knistern der Leidenschaft verflechten sich zu einem unvergesslichen Erlebnis. Doch was passiert, wenn jugendlicher Überschwang auf die strenge Realität trifft? „Der Wachposten“ erzählt die Geschichte von Freundschaft, Liebe und der ewigen Suche nach Freiheit - eine Erzählung, die den Geist und die Gefühle in einer schlaflosen Nacht einfängt.

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