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Der Weihnachtsmann in Schwierigkeiten, ein Symbol der Freiheit und ein neues Leben für Anna Balzer- Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

(Pinnow 06.12. 2024) – „Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit. Nun ist der Weihnachtsmann gar nicht mehr weit“, heißt es in einem schönen Weihnachtslied. Aber was heißt hier eigentlich bald? Wir sind doch schon mittendrin – zumindest in der Adventszeit. Und dazu gehören traditionell auch Adventskalender, die das Warten auf Heiligabend verkürzen sollen. Auch unter den insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangeboten dieses Newsletters, die eine Woche lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 06.12. 24 – Freitag, 13.12. 2024) zu haben sind, versteckt sich diesmal ein solcher Adventskalender – als zweites Sonderangebot. Wer das spannende Kinderbuch „Von 2023 nach 1650. Eine unglaubliche Reise der Schweriner Brüder“ von Gisela Pekrul kennt oder sogar bereits gelesen hat, dem werden zumindest zwei Figuren in diesem Adventskalender zum Lesen und Vorlesen „24 Wunder der Weihnacht“ bekannt vorkommen: Wieder sind die beiden Jungen Noah und Joshua unterwegs, diesmal begleitet von Iljan. Allerdings führt sie ihre Reise diesmal nicht wie in „Von 2023 nach 1650“ in die Schweriner Vergangenheit, sondern auf den Schweriner Weihnachtsmarkt der Gegenwart. Und dort bemerken sie etwas Erstaunliches. Etwas zieht sie magisch an – die große Pyramide mit den Krippenfiguren am Rande des Marktplatzes. „Seht mal, wie echt die Figuren aussehen!“, flüsterte Joshua ehrfürchtig und zeigte auf Maria, Josef und die Hirten, die um das Jesuskind in der Krippe standen. Die Jungen schauten eine Weile still auf die Figuren, bis Noah etwas Ungewöhnliches bemerkte. „Habt ihr das gesehen? Die Schafe haben sich bewegt!“ Joshua und Ilijan schauten sich unsicher um, doch sie wollten es genau wissen.

Neugierig und voller Mut beschlossen die drei, sich zu verstecken und die Krippe zu beobachten. Minuten vergingen, und nichts passierte – bis plötzlich das Stroh in der Krippe knisterte und die Figuren zu blinzeln begannen. „Guten Abend, kleine Freunde“, sprach Maria mit sanfter Stimme. Die Jungs rieben sich die Augen. War das ein Traum?

Und damit beginnen für die drei Schweriner Weihnachtsmarkbesucher einige spannende Abenteuer, 24 zauberhafte Weihnachtsabenteuer, die zwischen Schwerin und Hamburg spielen. Zu entdecken sind verzauberte Weihnachtsbäume, sprechende Geschenke, geheimnisvolle Labyrinthe, sprechende Tiere, Weihnachtsengel, ein geheimnisvoller Lebkuchenmann und singende Lichter. Außerdem ist offenbar der Weihnachtsmann höchstpersönlich in Schwierigkeiten, Glocken und Geschenke sind verschwunden und sogar die Gewerkschaft der Weihnachtswichtel hat ausgerechnet jetzt so kurz vor dem Fest zu einem Streik aufgerufen. Jedes Kapitel dieses Adventskalenders öffnet die Tür zu einer neuen, aufregenden Geschichte voller Wunder, Freundschaft und der wahren Bedeutung von Weihnachten. „24 Wunder der Weihnacht“ ist ein E-Book voller Magie - perfekt für die besinnliche Zeit mit der ganzen Familie! Das gilt auch für ihre eigene: Autorin und Verlagschefin Gisela Pekrul hat diese Weihnachtsgeschichten für die Adventskalender ihrer beiden Schweriner Enkel Joshua (8) und Noah (11) sowie ihres Urenkels Ilijan (8, lebt in Hamburg) geschrieben, damit sie jeden Tag eine kurze Geschichte lesen. Im Handyzeitalter sei es schwer, die Kinder zum Lesen anzuregen, so Gisela Pekrul, und sie wollte dem etwas entgegensetzen.

Alle anderen vier Sonderangebote dieses Newsletters stammen wieder von Friedrich Wolf, der sich auch eine immer wieder gern gelesene und geschaute Weihnachtsgeschichte ausgedacht hat. Die Rede ist von seiner 1946 geschriebenen und erstmals 1951 veröffentlichten Erzählung für Kinder ab 6 Jahren „Die Weihnachtsgans Auguste“, die ebenfalls als E-Book bei EDITION digital verfügbar ist. Gern immer wieder geschaut wird auch der von der DEFA in der Regie von Bodo Fürneisen für das Fernsehen der DDR produzierte und dort am Heiligabend 1988 uraufgeführte gleichnamige Kinderfilm mit Dietrich Körner als Opernsänger Ludwig Löwenhaupt und Barbara Dittus als seine Frau Hanna Löwenhaupt sowie Gunther Emmerlich als Dirigent.

Der Anfang der Handlung ist schnell erzählt: Der Opernsänger Ludwig Löwenhaupt möchte zu Weihnachten einen richtigen Festbraten haben und kauft so sechs Wochen vorher vom Bauern auf dem Dorf bereits eine Gans, die die Familie mästen soll. Er ahnt nicht, dass die drei Kinder das Tier, das auf den Namen Gustje getauft wird, fortan liebgewinnen und es nicht mehr verspeisen wollen. Außerdem spricht die Gans. Später kommen auch noch ein Pullover und zwei Karpfen ins Spiel. Und noch was: die Gans, die im Film mitspielt, war eigentlich ein Ganter, Jahrgang 1987 und damit ein August. Er, also Ganter August, wirkte auch noch in anderen Filmen mit und starb im Frühjahr 2013 in dem für Gänse hohen Alter von 26 Jahren an Altersschwäche.

Und damit zurück zu den anderen Texten von Friedrich Wolf des heutigen Newsletters. In den Jahren 1934/35 verfasste er die Erzählung „Der Volkszuchtwart“. Schon der Titel deutet an, worum es geht: Im Zentrum dieses Textes, der in den letzten Tagen der Weimarer Republik spielt, steht ein fanatischer Oberamtsarzt, der Menschen nach ihrem äußeren Erscheinungsbild kategorisiert und keine Skrupel hat, die „rassische Reinheit“ über die medizinische Ethik zu stellen. Doch die perfide Logik seines Denkens wird durch ein unerwartetes Ereignis erschüttert, das seine eigene Familie in den Fokus rückt.

Etwa zur selben Zeit, um 1935, entstand die Erzählung „Das Steinchen“, die ihre Leserinnen und Leser in die beklemmende Welt politischer Gefangener in den 1930er Jahren führt. Elf Männer, eingesperrt wegen ihres Widerstands gegen den aufkommenden Faschismus, finden in einem kleinen Stein ein Symbol der Freiheit.

Bereits 1934 entstand die Erzählung „Anna Balzer. Die älteste Kollektivistin als jüngste Stoßbrigadierin“. Das ist die Geschichte einer Frau, die die harten Umstände des Lebens in der Wolgaregion des frühen 20. Jahrhunderts überwindet. Hineingeboren in eine arme Bauernfamilie, arbeitet Anna unermüdlich, um sich und ihre Familie durchzukämpfen. Doch erst die Oktoberrevolution bringt für sie eine Chance auf ein neues Leben. In einem packenden Monolog erzählt Anna von Hunger, Krieg und ihrer anfänglich tiefen Abneigung gegen die Kollektivierung.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Der heutige Text führt zurück in das erste Jahr des Ersten Weltkriegs und stellt Fragen von existenzieller Dimension.

Etwa 1935 entstand „Der seltsame Schuss. Eine Geschichte vom September 1914“ von Friedrich Wolf: Die packende Erzählung aus dem Jahr 1935 versetzt den Leser mitten in die Wirren des Ersten Weltkriegs. Im September 1914, während des chaotischen Rückzugs von der Marne, erlebt eine kleine Einheit deutscher Pioniere unter extremen Bedingungen den Schrecken des Krieges. Hauptmann Schmidt, ein arroganter und tyrannischer Offizier, sorgt mit seiner rücksichtslosen Art für Konflikte und Tragödien. Ein mysteriöser Schuss und die daraus resultierenden Ereignisse werfen Fragen auf, die weit über das Schlachtfeld hinausgehen. Friedrich Wolf schildert mit eindringlicher Sprache und scharfsinnigem Blick für menschliche Schwächen das Drama einer Gruppe von Soldaten, die zwischen Pflicht und Moral, Gehorsam und Menschlichkeit gefangen sind. Ein zeitloses Werk, das die Abgründe des Krieges ebenso beleuchtet wie die Komplexität der menschlichen Natur.

„24 Wunder der Weihnacht“ von Gisela Pekrul entführt die Leser in zauberhafte Abenteuer und weihnachtliche Geheimnisse, die von Mut, Freundschaft und dem Zauber der Festtage handeln. Die drei jungen Helden Noah, Joshua und Ilijan erleben in jeder Geschichte eine einzigartige Herausforderung, die sie mit ihrem Einfallsreichtum und Zusammenhalt meistern.

In der zweiten Geschichte, „Der verschwundene Weihnachtsmann“, geraten die Jungen mitten in ein turbulentes Rätsel, das die magischen Helfer des Weihnachtsmanns betrifft. Erfahren Sie, wie die drei Freunde das Weihnachtsfest vor einer Katastrophe bewahren und dabei zeigen, wie viel Mut und Herz in ihnen steckt.

2. Der verschwundene Weihnachtsmann

Es war ein lebhafter Dezembertag in Hamburg, und die Weihnachtsmärkte waren voller Menschen, die die festliche Atmosphäre genossen. Noah, Joshua und Ilijan hatten es sich zur Aufgabe gemacht, die besten Stände zu entdecken. Doch plötzlich bemerkten sie eine seltsame Unruhe – Menschen tuschelten miteinander, und Kinder sahen bedrückt aus.

„Habt ihr das gehört?“, fragte Ilijan. „Der Weihnachtsmann ist verschwunden!“

Noah runzelte die Stirn. „Das kann doch nicht sein. Der Weihnachtsmann verschwindet nicht einfach so!“ Aber Joshua, der ein gutes Gespür für Geheimnisse hatte, schlug vor, der Sache auf den Grund zu gehen.

Nach einigem Suchen fanden sie eine Spur: Fußabdrücke im Schnee, die von der Weihnachtsmannhütte fortführten. Sie folgten den Spuren durch die stillen Straßen Hamburgs und kamen schließlich an einen kleinen, geheimnisvollen Eingang in einem alten Lagerhaus.

Die Tür knarrte, als sie sie öffneten, und die Jungen schlichen hinein. Es war dunkel, aber sie hörten Stimmen und sahen flackerndes Kerzenlicht in der Ferne. Als sie näher kamen, hörten sie ein aufgeregtes Murmeln.

„Wir arbeiten das ganze Jahr und bekommen nie ein Dankeschön! Und der Weihnachtsmann? Der kriegt den ganzen Ruhm!“, sagte eine aufgebrachte Stimme. Noah spähte vorsichtig um die Ecke und sah eine Gruppe winziger, aber energischer Weihnachtswichtel, die sich um einen gefesselten Weihnachtsmann versammelt hatten.

„Das ist unglaublich!“, flüsterte Joshua. „Die Wichtel haben ihn entführt!“

Der Weihnachtsmann sah erschöpft, aber gelassen aus. „Hört zu, meine Freunde“, sagte er mit ruhiger Stimme, „ich schätze eure Arbeit mehr, als ihr euch vorstellen könnt. Ohne euch gäbe es kein Weihnachten. Aber die Freude, die wir verbreiten, ist das Schönste, was wir haben.“

Ein Wichtel mit einem langen, weißen Bart und einer kleinen, leuchtend roten Mütze schien besonders aufgebracht. „Wir wollen auch mal im Rampenlicht stehen! Wir wollen, dass die Kinder uns kennen!“

Da fasste Noah einen mutigen Plan. Er trat hervor und sagte mit fester Stimme: „Vielleicht könnten wir eine Lösung finden. Wenn die Kinder mehr über euch Wichtel erfahren, dann werden sie auch euch bewundern.“

Die Wichtel schauten überrascht auf die Jungen. „Und wie wollt ihr das anstellen?“, fragte der Wichtel mit der roten Mütze skeptisch.

„Wir erzählen den Kindern auf den Weihnachtsmärkten von eurer harten Arbeit“, schlug Ilijan vor. „Wir könnten euch als die wahren Helden von Weihnachten feiern!“

Die Wichtel begannen zu murmeln und nickten schließlich zustimmend. „Das könnte funktionieren“, gab der kleine Wichtel mit der roten Mütze zu. „Aber nur, wenn wir auch auf ein paar Bildern zu sehen sind!“

Der Weihnachtsmann lächelte dankbar und versprach, dass die Wichtel auf den neuen Weihnachtskarten und Plakaten eine Ehrenrolle spielen würden. Zufrieden befreiten die Wichtel den Weihnachtsmann und halfen ihm auf die Beine.

Noch am selben Abend verkündeten die Jungen auf dem Weihnachtsmarkt die Geschichte der Weihnachtswichtel. Die Kinder lauschten gespannt, und bald sprach ganz Hamburg von den fleißigen Helfern des Weihnachtsmanns.

Und so geschah es, dass an jenem Weihnachtsfest die Wichtel eine ganz besondere Anerkennung erhielten. Sie lächelten stolz, als sie sahen, wie die Kinder kleine Wichtelfiguren kauften und bewunderten.

Noah, Joshua und Ilijan waren überglücklich. Sie hatten das Weihnachtsfest gerettet und eine neue Legende geschaffen – eine, die das Lächeln des Weihnachtsmanns und das Lachen der Wichtel für immer vereinte.

In Friedrich Wolfs „Der Volkszuchtwart“ wird eine Welt voller Vorurteile, Misstrauen und kultureller Spannungen geschildert, die zugleich von der Faszination und dem Zauber des Fremden durchdrungen ist. Die Begegnung zwischen der jungen Ute und dem charismatischen Sippenführer Karl Spindler, einem begnadeten Musiker, eröffnet eine vielschichtige Geschichte über Begegnungen zwischen unterschiedlichen Welten.

In der folgenden Leseprobe erleben wir eine eindrucksvolle Szene, die nicht nur Spindlers musikalisches Talent, sondern auch die subtilen gesellschaftlichen Dynamiken beleuchtet, die diese Begegnungen prägen. Tauchen Sie ein in eine Geschichte, die Kunst, Identität und die Suche nach Verständnis miteinander verbindet.

Die Zigeuner bezogen in der Unterstadt ihre gewohnten Winterquartiere, flickten Körbe, legten Karten und handelten und tauschten Geigen. Sämtliche Geigen, die Karl Spindler, der Führer der Sippe, vorspielte, hatten einen wunderbaren tiefen Celloklang; Kenner warnten, sagten, es läge an der Art des Leims, nach einem Jahr aber bekämen die Geigen die „Zigeunerkrankheit“ und fingen an zu summen.

Immerhin, wenn Karl Spindler spielte, dachte kein Mensch daran. Seine schwarzen wurstförmigen Finger sprangen mit einer unfassbaren Leichtigkeit über die Saiten, das Instrument stöhnte und jauchzte in allen Lagen, Karl hatte seinen schwarzen Zottelkopf gegen das braune Holz gepresst und schwankte mit seinem riesigen Körper wie eine Lokomotive auf einem Urwaldgeleise. So hatte ihn Ute bei ihrer Freundin einmal spielen gesehn. Am nächsten Tag kam Karl zum Tausch in das Haus des Oberamtsarztes, zu einer Stunde, die Ute bestimmt hatte. Sie handelten lange um eine Geige mit einem Löwenkopfhals, gelangten aber zu keinem Ergebnis; in den nächsten Tagen brachte der Zigeuner Gitarren und Mandolinen, man einigte sich offenbar nicht. Immer ließ der Zigeuner ein Instrument zum Probieren bei Ute zurück.

In „Das Steinchen“ von Friedrich Wolf wird die bedrückende Atmosphäre des Lebens politischer Gefangener eindrucksvoll geschildert. Mit scharfem Blick für Details und einem Gespür für das Symbolhafte zeigt Wolf, wie selbst ein unscheinbares Objekt wie ein abgebrochenes Steinchen im monotonen Alltag des Gefängnishofs an Bedeutung gewinnen kann.

Die folgende Leseprobe lädt ein, in die düstere und beklemmende Welt der Inhaftierten einzutauchen, deren stille Revolte und innere Kämpfe zwischen den Zeilen spürbar werden. Ein meisterhaftes Beispiel für Wolfs Fähigkeit, das Alltägliche mit Tiefgang und Dramatik zu füllen.

Diese Politischen wurden, getrennt von den andern harmloseren Strafgefangenen, früh von neun bis neun Uhr dreißig in den Hof geführt. Es ging zuerst die vergitterten Treppenschächte hinab, dann durch den unterirdischen Menagegang, dann musste man vor einer Tür halten, wo zwei Wachtmeister mit langen Parabellumpistolen standen. Es wurden immer nur vier Mann hinausgelassen; erst wenn diese sich „angeschlossen“ hatten, kam die nächste Halbgruppe … eine sehr weise Maßnahme, damit nicht aus einem Gedränge unvermutet ein Aufstand würde. Schließlich waren alle elf Politischen im Hof. Sie gingen scharf auf Vordermann, genau vier Schritt einer hinter dem andern, auf einem gepflasterten Weg. Dieses Weglein führte um die „Hofwiese“; sie hatte etwa vier bis fünf Meter Durchmesser, so wie der Fußboden eines Zimmers, nur rund. Dünnes Gras und Löwenzahn wuchsen auf dem Lehmboden. In der Mitte stand ein kleines rachitisches Bäumchen; das Wichtigste aber war die Einfassung der „Wiese“, große rhombische Zementsteine.

Durch einen dieser Zementsteine begann der Krach, das heißt durch die abgebrochene Steinspitze eines dieser Rhomben. Sie lag eines Morgens auf dem peinlich saubern, gepflasterten runden Weg des Hofes. Die Gefangenen mussten die halbe Stunde schweigend in vier Schritt Abstand auf Vordermann gehen. Die meisten traten über das Steinchen weg.

In „Anna Balzer. Die älteste Kollektivistin als jüngste Stoßbrigadierin“ erzählt Friedrich Wolf die beeindruckende Geschichte einer Frau, die den Wandel ihres Lebens aktiv gestaltet. Mit Mut und Entschlossenheit überwindet Anna ihre Zweifel und Vorurteile gegenüber der Kollektivwirtschaft und wird schließlich zur Vorreiterin und Inspiration für ihre Gemeinschaft.

Die folgende Leseprobe zeichnet ein lebendiges Bild von Annas persönlicher Entwicklung, ihrem Kampfgeist und der Solidarität, die sie unter den jungen Frauen erfährt. Es ist ein Zeugnis der Kraft, die entsteht, wenn Menschen gemeinsam an eine Idee glauben und sich gegenseitig unterstützen.

1931 trat ich als letzte Frau des Dorfes ins Kollektiv. Ich glaubte den Kollektivisten nichts; ich hatte furchtbare Angst. Ich stand mit ganz jungen Mädels in einem Glied, habe Kartoffeln ausgemacht. Ich war wie ein fremder Hund, der ins Dorf kommt. Aber es hat mich niemand verspottet; nein, alle haben mir die Sache gezeigt. Zuerst verstand ich die Tabellen überhaupt nicht, die Strichelchen, diese Einheiten, nach denen verrechnet wurde. Aber dann ward mir’s klar, ich bekam Zutrauen, und jetzt ging es los. Ihr wisst, ich stand mit den jungen Mädels in einem Glied; aber ich habe ihnen gezeigt, was die ,alte Anna‘ kann. Meist hatte ich mehr als eine Einheit geschafft am Tag. Diesen Winter 1933 auf 1934 haben wir gegen früher direkt gut gelebt, sehr gut. Auch mein kranker Mann war zufrieden. Unser Herz war ganz ruhig.

Im Frühjahr erkrankte ich. Ich konnte erst am 3. Mai wieder anfangen. Ich kam in mein altes Glied auf die Gemüseplantage. Die Jungen begrüßten mich mit Freude, sie hatten ein rotes Fähnchen auf meinen Platz gesteckt. Wir haben feste gegraben, Pflanzen gesteckt, unsren Plan als erste erfüllt. Ich selbst wurde Gliedführerin, kam auf die Rayon-Ehrentafel und erhielt als Prämie ein Milchschaf. Das alles hätte ich vor drei Jahren nicht gedacht.“

„Und wie ist das mit der großen Decke, unter der alle Frauen schlafen müssen?“, frage ich.

In „Der seltsame Schuss“ von Friedrich Wolf wird die Grausamkeit und Willkür im militärischen Alltag eindringlich geschildert. Die Geschichte eines Pferdes, das der Wut und Skrupellosigkeit eines Hauptmanns zum Opfer fällt, dient als Auftakt für eine tiefere Erzählung über Machtmissbrauch, Ungerechtigkeit und die Härte des Krieges.

Die folgende Leseprobe führt uns in die Welt einer Batterie, die unter gefährlichen Bedingungen als Schutzschild für die anderen dient, und beleuchtet die Dynamik zwischen Befehlshabern und Soldaten. Wolfs präzise Sprache und emotionaler Tiefgang lassen die Spannungen und die Abgründe menschlichen Handelns spürbar werden.

Um alles Folgende zu verstehen, muss man auch die Geschichte mit dem Goldfuchs kennen. Der Fuchs war ein Halbblut, ein Trakehner, ein wunderbares Tier. Er hatte etwas Nerven, war „bodenscheu“, stieg vor seinem eignen Schatten. Er war das Hauptmannspferd, aber Schmäho konnte es nicht reiten, weil er den Fuchs im Maul riss und spornte. Der Fuchs ging hoch und rieb den Hauptmann an einer Mauer herunter. Schmäho tobte. Er wollte „das Biest kurieren“. Er ließ einen großen Futtersack mit Steinen laden und derart über den Rücken des Pferdes schnallen, dass die mit Steinen gefüllten Sackenden grade die Weichen des Fuchses berührten. Dann musste der Wachtmeister ihn an die lange Leine nehmen, und Schmäho brachte mit einer großen Fahrerpeitsche das Pferd in Galopp; das Tier geriet schon bei der ersten Runde in Raserei, weil die Sackenden mit den Steinen ihm an die Flanken schlugen; es stieg, aber beim Niedergehn hauten die Steinsäcke dem Fuchs die Rippen kaputt. Noch am Abend musste man das wertvolle Pferd erschießen.

Schmäho hasste die 8. Batterie, wo mein Freund Bender Geschützführer war. Während die drei andern Batterien gegen direkte Sicht gedeckte Feuerstellungen hatten, mussten wir die 8. am dem Feind zugeneigten Hang des Hochbergs einbuddeln. Schoss die 8., so sah der Feind mit direkter Beobachtung das Mündungsfeuer der Batterie und konnte sie „zudecken“. Die 8. war der Blitzableiter, der das feindliche Feuer vom Unterstand des Hauptmanns und den andern drei Batterien ablenkte.

Bleiben wir noch ein wenig in Weihnachtsstimmung und auf den Weihnachtsmärkten, die ja nun schon seit einiger Zeit geöffnet haben und zum Schlendern, Schauen, Kosten und Kaufen einladen. Und wer es mag, der kann jetzt wieder Glühwein trinken. Für viele Besucherinnen und Besucher ein wichtiges Ritual.

Aber schauen Sie doch auch während Ihres Weihnachtsmarktbesuchs in Schwerin, Hamburg oder Ihrem Heimatort, ob auch dort ungewöhnliche Dinge passieren. Sie wissen schon: Manchmal bewegen sich die Schafe und Maria fängt an zu sprechen. Wollen wir hoffen, dass der Weihnachtsmann nicht in Schwierigkeiten gerät. So oder so bietet es sich an, den magischen Adventskalender „24 Wunder der Weihnacht“ von Gisela Pekrul zu kaufen, zu lesen oder vorzulesen – am besten ganz in Familie. Schließlich gilt Weihnachten als das Fest der Familie.

Und vielleicht nutzen Sie auch die Gelegenheit, „Die Weihnachtsgans Auguste“ von Friedrich Wolf (wieder) zu lesen oder den gleichnamigen Kinderfilm (wieder) anzuschauen. Aber Vorsicht: Danach schmeckt der übliche Gänsebraten vielleicht nicht mehr so richtig und man muss sich eine tierfreundlichere Alternative ausdenken. Bald nun ist Weihnachtszeit, fröhliche Zeit. Nun ist der Weihnachtsmann gar nicht mehr weit.

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und Weihnachts-Vorfreudig und der Welt der Bücher gewogen. Die nächsten Sonderangebote für den zweiten Dezember-Newsletter wurden in Godern schon ausgesucht. Sie stammen wieder alle von Friedrich Wolf. 1941 schrieb er die Erzählung „Jan Brosek“: In der atemberaubenden Landschaft Südfrankreichs zur Zeit des drohenden Zweiten Weltkriegs trifft ein ungewöhnliches Trio auf den ehemaligen Spanienkämpfer Jan Brosek. Sie alle sind auf der Flucht - vor der politischen Realität, vor ihren inneren Konflikten und vor der unausweichlichen Dunkelheit, die Europa bevorsteht. Jan, ein gebrochener Mann mit dem Willen, neu anzufangen, und Margret, eine junge Frau mit einer unbändigen Lebenslust, kämpfen auf unterschiedliche Weise um Freiheit und Liebe. Die Reise auf der Route zwischen Toulon und Marseille wird zur Bühne eines existenziellen Dramas. Wird die Flucht vor dem Krieg gelingen, oder sind sie längst Teil davon? Eine packende Erzählung über Leidenschaft, Widerstand und über die unbändige Hoffnung auf eine bessere Zukunft.

DDR-Autoren: Newsletter 06.12.2024 - Der Weihnachtsmann in Schwierigkeiten, ein Symbol der Freiheit und ein