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Besuch bei den Sumerern, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens und sowie ein grausiger Fund - Fünf E-Books von Freitag bis Freitag zum Sonderpreis

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(Pinnow 26.09. 2025) – Finden Sie nicht auch, dass es wieder einmal Zeit für einen utopischen Roman ist? Diesem Wunsch kann entsprochen werden, sogar mit einem Klassiker der DDR-Science-Fiction-Literatur, der es bis heute auf rund 260.000 Exemplare gebracht und ein Wiederlesen verdient hat. Autor des dritten der insgesamt fünf aktuellen digitalen Sonderangebote dieses Newsletters, die sieben Tage lang zum Sonderpreis im E-Book-Shop www.edition-digital.de (Freitag, 26.09. 2025 bis Freitag, 03.10. 2025) zu haben sind, ist Carlos Rasch. Erstmals 1963 veröffentlichte er als sein zweites Buch nach seinem Debüt „Asteroidenjäger“ (1961) den Fantastischen Roman „Der blaue Planet“, dessen Handlung weit in die Vergangenheit zurückreicht:

In grauer Vorzeit näherte sich unserer Welt das Raumschiff einer fernen und fremden Zivilisation. Es war schon lange unterwegs. Raumangst begann unter der Besatzung zu zirkulieren angesichts der wuchtigen andauernden Unendlichkeit des Alls und seiner schieren Leere. Sie hatten ihr bisher getrotzt. Nun aber wollte man endlich wieder festen Boden unter sich haben. Auch der nukleare Treibstoff für den Antrieb neigte sich dem Ende zu. Es galt daher, die Reise zu unterbrechen. Die Wahl dazu fiel auf das Sonnensystem. Speziell sein dritter Planet war für die Fremden in mancherlei Hinsicht zum Verweilen geeignet. Doch man ließ Vorsicht walten, denn es gab Anzeichen für das Vorhandensein einer Zivilisation auf noch geringer Stufe. Das bedeutete, behutsam vorzugehen und Schaden zu vermeiden. Man klopfte von der Kreisbahn her gleichsam erst mal an und polterte nicht einfach herein, wenn selten genug - einmal eine Welt eine Heimstatt war.

Deshalb kam es dazu, dass vor rund 5 000 Jahren fremde Raumfahrer nur vereinzelt den Boden der Drittwelt betraten. Es war das Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris zu Beginn menschlicher Zivilisation. Was sie erlebten, das erzählt der Autor Carlos Rasch in seinem Buch „Der blaue Planet“. Dabei lässt er auf besondere Weise die sagenumwobenen Sumerer lebendig werden, die noch vor den Pharaonen existierten. Abenteuerlich und wirklichkeitsnahe tritt das Geschehen aus der Vergangenheit hervor. Die Fremden steigen für die Menschen göttergleich vom Himmel herab. Das ist den Astronauten peinlich und ungewollt. In ihren Gesichtern spiegelt sich zuweilen Entsetzen über mancherlei Rohheit der Menschen. Als sumerische Fürsten die in vielen Dingen überlegenen „Sendboten des Himmels“ gar noch für sich vereinnahmen wollen in Waffengewalt und bei Machtspielen, ziehen sich die Astronauten zurück und reisen wieder ab. Sie fürchten die Verstrickungen, die sich sonst noch ergeben würden.

1981 veröffentlichte Wolfgang Schreyer in seinem „Hausverlag“ Das Neue Berlin seinen spannenden Roman „Die Suche oder Die Abenteuer des Uwe Reuss. Erstes Buch“, dessen Handlung im Frühjahr 1979 im Hamburg einsetzt: Uwe Reuss, als Chef einer Nordsee-Bohrinsel kürzlich entlassen, nimmt die Suche nach der Tochter seines besten Freundes auf: Gina Dahlmann ist mit einem verheirateten Grundstücksmakler angeblich nach Übersee geflogen und dort verschollen. Amateurdetektiv Reuss folgt der verwirrenden Spur; doch was treibt ihn an? Tut er all das nur den Dahlmanns zuliebe? Ist es Flucht aus dem Wartestand des Arbeitslosen oder der Reiz des Abenteuers, was den passionierten Sportsegler jetzt von Insel zu Insel weht? Oder steckt dahinter mehr, etwa der Wunsch, gänzlich auszusteigen?

So schwierig diese Suche, so dunkel sein wahres Motiv. Nur im Traum will es sich ihm enthüllen. Auf bizarren Umwegen endlich am Ziel, merkt Reuss, dass ihn, den Jäger, von den Gejagten wenig trennt. In der Weite des Ozeans und im Wagnis der Freiheit fühlt er sich den anderen - und dem Sinn seines Lebens - plötzlich nahe.

Ein grausiger Fund schreckt zu Beginn des 1966 ebenfalls im Verlag Das Neue Berlin erschienenen Kriminalromans „Der Tod zahlt mit Dukaten“ die Einwohner eines kleinen thüringischen Ortes aus ihrer beschaulichen Ruhe auf. Der Leiter des Dorfkonsums entdeckt im Lehmboden seines Lagerkellers zwei vermoderte Leichen. Wenig später stößt man in einem abgelegenen Wald auf einen weiteren Toten. In allen drei Fällen handelt es sich um Mord. Kostbare Goldmünzen, die bei den Opfern gefunden werden, lenken die Kriminalpolizei auf eine Fährte, die sich jedoch im Unbekannten zu verlieren droht.

Auch in der Nervenheilanstalt Fichtenhain wird nach der Herkunft seltener Münzen geforscht. Sie sind seit Jahren im Besitz eines Mannes, der sich an nichts erinnern kann, der nicht einmal seinen Namen weiß. Wo enden diese seltsamen Spuren?

Zwei Jahren nach seinem Erscheinen wurde der spannende Kriminalroman von Wolfgang Held 1966 von der DEFA in der Regie von Siegfried Hartmann unter dem Titel „Flucht ins Schweigen“ verfilmt. Kinopremiere war am 26. Mai 1966 im Berliner Kino „International“. Die Fernseh-Erstausstrahlung folgte im Programm des Deutschen Fernsehfunks am 7. April 1967.

In die Hölle des Dreißigjährigen Krieges führt der 2019 bei EDITION digital veröffentlichte Historische Roman „Jakob, der stumme Krieger“ von Harald Wieczorek: Jakob, ein Findelkind, wurde in einem Kloster aufgezogen, in jungen Jahren von Räubern, nachdem sie das Kloster überfallen hatten, mitgenommen. Fortan musste er mit den Räubern leben, bis diese gefangengenommen und aufgehängt wurden. Der Gutsherr ließ ihn am Leben mit der Verpflichtung, für ihn zu arbeiten. Jakob verliebte sich verbotenerweise in eine Magd, wurde hart bestraft und tötete in Notwehr den Gutsherrn. Um den Verfolgern zu entgehen, schloss sich Jakob als Söldner Tillys Heer an. In der letzten Schlacht, Ende des Krieges, verlor er durch einen Schwerthieb auf den Kopf seine Stimme. Nach dem Krieg fand Jakob Arbeit auf einem Bauernhof und freundete sich mit Max an, dem zwölfjährigen Sohn des Bauern. Als Max von Gauklern entführt wurde, machte sich Jakob, nachdem er die Ernte eingebracht hatte, auf die Verfolgung der Gaukler …

Viele Szenen in diesem Buch sind hart und brutal. Sie spiegeln die damalige Zeit während und nach dem Dreißigjährigen Krieg wider. Dadurch treten jedoch die menschlichen Attribute wie Liebe, Freundschaft, Treue, Glaube, Hoffnung besonders stark hervor.

Und damit sind wir wieder beim aktuellen Beitrag der Rubrik Fridays for Future angelangt. Jede Woche wird an dieser Stelle jeweils ein Buch vorgestellt, das im weitesten Sinne mit den Themen Klima, Umwelt und Frieden zu tun hat – also mit den ganz großen Themen der Erde und dieser Zeit. Der heutige Beitrag setzt sich mit den furchtbaren Folgen des Zweiten Weltkrieges für die Deutschen auseinander – sowohl an der Front als auch in der Heimat …

Aus dem Jahre 1942 stammt die bewegende Erzählung „Die Kreuzwiese“ von Friedrich Wolf. Darin erzählt er die Geschichte eines verwundeten Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg aus der Hölle des Krieges zurückkehrt. Mit einer Botschaft für die Ehefrau seines Kameraden wird er Zeuge des Leids, das der Krieg nicht nur an der Front, sondern auch in der Heimat hinterlässt. Vor dem Hintergrund des zerstörerischen Krieges und der zerstörten Höfe spiegelt die Erzählung den Verlust von Menschenleben, Heimat und Hoffnung wider. Ein eindringlicher Bericht über menschliche Schicksale im Schatten eines mörderischen Krieges.

Hier der Anfang der Erzählung:

„Ich soll Ihnen einen schönen Gruß sagen, Frau Pfeiffer, von Ihrem Mann, dem Alois; wir waren da im Mittelabschnitt bei Orel im selben Bataillon, na ja, das ist nun schon drei Monate her, und ich hoffe bloß, dass es ihn inzwischen nicht erwischte wie mich, als es mir den Unterarm abhaute … der Russe hat nämlich da Minenwerfer und seine Ari, dass es einem ganz blümerant vor den Augen wird. Sie meinen, Frau Pfeiffer, das wäre gar nicht mal das Schlechteste, was mir da geblüht hat, weil ich doch überhaupt herauskam aus dem Hexenkessel, auch ohne meinen Arm.

Vielleicht nicht so unrecht, Frau Pfeiffer; mit dem Alois hab ich mich auch oft unterhalten darüber, und er sagte: „Wer zuerst in die Heimat kommt, der sagt der Frau des andern einen Gruß. Das war, als wir an der Kreuzwiese hinter Orel in Ruhestellung lagen, da, wo auf einer Wiese so an die zwanzig Birkenkreuze unserer Männer waren, daher nannten wir die die Kreuzwiese; aber der Alois sagte damals: „Frag dann mal mein Weib, wie’s mit meiner Kreuzwiese daheim steht, mit der Wiese am Wegkreuz.“ Das sei seine beste Wiese gewesen für das Vieh. Sechs Kühe hätt er gehabt; daran schien er sehr zu hängen.

Was sehen Sie mich denn so an, Frau Pfeiffer? Was? Tatsächlich? Bloß eine Kuh haben Sie noch? Aber wie? Ja, davon hat der Alois auch oft gesprochen, wie Sie allein jetzt mit dem Hof fertig werden, wo doch auch noch die beiden jüngeren Brüder von ihm im Felde seien.“

In „Der blaue Planet“ von Carlos Rasch beginnt eine abenteuerliche Reise ins Unbekannte. Der Raumfahrer Sil landet mit seiner Rakete, dem „Weißen Pfeil“, auf einem fremden Planeten – voller Erwartung, aber auch Unsicherheit. Was ihn dort erwartet, zeigt die folgende Leseprobe:

Der Weiße Pfeil ruhte steil aufgerichtet auf seinem Heck. Die letzten Staubschwaden umwallten die Rakete. Sil tastete zum Pilotron. Ein Schalter knackte. Aus dem Rumpf schoben sich drei Stützen. Sie bohrten sich in den Wall des Kraters, den das Triebwerk aufgeworfen hatte.

Sil schnallte sich los und richtete sich auf. Es trieb ihn, die Kabine zu verlassen und den Weißen Pfeil von außen zu untersuchen. Draußen aber herrschte Dunkelheit. Er wagte nicht auszusteigen und bei Nacht diese fremde Welt zu betreten. Doch mit Beginn des neuen Tages würde er als erster Heloid den Boden dieses lebenverheißenden Planeten berühren. Allein der Gedanke daran ließ ihn sich dehnen und recken. Er versetzte ihn in eine freudige, erwartungsvolle Stimmung. Diese neue Welt musste voller Überraschungen sein. Es war, als umwehe ihn schon hier in der Kabine der fremde, abenteuerliche Hauch dieses ihm unbekannten Planeten.

Die Neugier trieb Sil dazu, den Tuler, das Nachtbildgerät, einzuschalten und die Umgebung mit Wärmestrahlen abzutasten. Er erblickte das Wärmebild des Hochtales. Um den Weißen Pfeil herum registrierte das Gerät einen dichten Temperaturkranz. Das Triebwerk hatte bei der Landung das Gestein ringsherum stark aufgeheizt. Ein Stück entfernt verlief ein breiter, regelloser Streifen. Er verlor sich in der Ferne. Das konnte nur ein Gebirgszug sein. Je höher der unsichtbare Taststrahl des Tulers an den Hängen emporkletterte, umso mehr verblasste das Temperaturbild. Jenseits davon vermutete Sil das dürre, braune Land, das er kurz vor der Landung gesehen hatte.

Der Raumfahrer richtete das Gerät zur anderen Seite. Dort musste der zweite Gebirgszug sein, jenseits dessen die Küste und das Meer lagen.

Der Tuler erfasste eine Wärmekerbe, einen Einschnitt in der gegenüberliegenden Bergkette. Vielleicht mündete da eine Querfalte des Gebirges, überlegte Sil. Die durch sie aus der warmen Küstenzone aufsteigende Luft ließ sie im Tuler sichtbar werden. Davor zeichneten sich zwei helle Wärmepunkte ab. Sil beobachtete sie lange. Der eine Punkt blieb regungslos, der zweite, etwas größere, bewegte sich träge hin und her. Was mochte das sein?

Gedankenvoll zwängte sich Sil von der Kabine aus ins Innere der Rakete und arbeitete, um den Ruderschaden zu beseitigen. Das Luftruder musste von einem plötzlichen, ungewöhnlich starken, orkanartigen Windstrahl seitwärts gedrückt worden sein. Dabei hatte es sich verklemmt.

Zwischendurch kam er immer wieder in die Kabine zurück und sah mit dem Tuler zur Wärmekerbe hinüber. Bei den beiden infrahellen Punkten änderte sich nichts.

Noch etwas anderes beunruhigte ihn: Gohati meldete sich nicht mehr. Schon längst hätte wieder die Verbindung zur "K u a" hergestellt sein müssen. Sil saß lange Zeit an den Geräten und lauschte in den Äther. Es blieb still.

Bekümmert kletterte er in den Rumpf zurück. Als dann der Schaden schließlich behoben war, hätte er einen Start wagen können. Doch Sil hielt es für zweckmäßig, den Weißen Pfeil bei Tageslicht auch noch von außen nach Schäden abzusuchen. Der Morgen konnte nicht mehr fern sein. Zudem wollte er erkunden, was es mit den beiden infrahellen Punkten auf sich hatte.

In Wolfgang Schreyers Roman „Die Suche oder Die Abenteuer des Uwe Reuss. Erstes Buch“ geraten die Figuren in dramatische Situationen zwischen Gefahr, Schuld und Hoffnung. Mitten auf hoher See spitzen sich die Ereignisse zu, als eine fieberhafte Suche beginnt – und schließlich eine erschütternde Entdeckung gemacht wird. Die folgende Leseprobe zeigt einen dieser packenden Momente:

Für einen Moment stand Reuss wie gelähmt. Gina in den warmen, aber saugenden, unüberschaubaren, wuchtig aufspritzenden Wellen? Er wollte sich das nicht vorstellen, weil es dann kaum noch Rettung gab. Wann war sie verschwunden? Niemand wusste es! Figueras war außer sich, nichts mehr von dem kühlen, höflichen Ton; er schwang die Peitsche über der Crew mitsamt den Offizieren. Wer ein Fernglas hatte, dem wies er einen Sektor zu, der Rest musste das Schiff durchsuchen, bis in den letzten Winkel. Er stellte Beobachter beiderseits aufs Brückennock, den Zweiten Offizier sogar aufs Peildeck (wo es ihn fast herunterblies). Er schien zu wissen, wie klein die Chance war – die Sonne sank auf den Schaum, violette Schatten füllten die Wellentäler –, aber das spornte ihn nur noch an. Sein Fieber riss jeden mit. Reuss vergaß das Unglück und dessen Folgen, so hetzte man ihn umher mit Befehlen, die sich oft schon widersprachen. Man kreuzte im Zickzack, ohne Rücksicht auf die Ladung. Er hatte das Gefühl, Figueras verliere den Überblick, zum ersten Mal. Die Suche schien ihm wichtiger als alles Übrige, er stellte sie über die Sicherheit des Schiffs.

Bei Sonnenuntergang stoppte er alles, man hatte das Mädchen gefunden, verletzt! Sie lag bewusstlos in einer Schlucht des Laderaums, zwischen den Schweißplatten der Bordwand und den elenden Kisten. Zwei davon waren aufgeplatzt, offenbar nachträglich, während der Suchaktion, ein Berg Maschinenpistolen des canadischen Fabrikats "Sten" versperrte den Weg, und erst das Einsammeln der zerlegten Waffen mit ihren gefetteten Läufen und Schäften, Schalldämpfern und Schulterstützen legte den Winkel frei.

Als man Gina barg, hatte sie eine schwach blutende Kopfwunde, ihre rechte Hand schwoll an, gebrochen oder verstaucht, und das war, wie sich zeigte, noch nicht alles. Figueras ließ sie auf einer Trage mit größter Vorsicht in ihre Kajüte bringen (den Schlafraum seiner eigenen vorn auf dem C-Deck). Es gab natürlich keinen Arzt an Bord. Der Kapitän, ein kleiner Mann aus British-Honduras mit sehr beschränkten medizinischen Kenntnissen, nahm außerdem rechts eine Serie von Rippenbrüchen an. Seine Hauptsorge galt ihrem Kopf, solange sie bewusstlos blieb. Hoffentlich müsse sie nicht erbrechen, wiederholte er, ohne zu sagen, was das zu bedeuten habe. Figueras war verzweifelt, er fürchtete auch innere Verletzungen durch die zerdrückten Rippen, falls sie in den Brustraum spießten, durch das Rippenfell... Es wurde klar, er gab sich selbst die Schuld an ihrem trostlosen Zustand; er hatte "alle Mann in die Luken" kommandiert, als die Ladung verrutschte und der höllische Tanz unter Deck begann.

Jetzt befahl er Reuss, bei ihr zu wachen; ein vertrautes Gesicht sollte da sein, wenn sie zu sich kam. Das geschah anderthalb Stunden später, gegen acht. Gina übergab sich, wie befürchtet, und damit sie nicht erstickte, rollte er sie auf den Bauch. Anscheinend erwachte sie von den Schmerzen, die ihr das bereitete. Sie erkannte ihn; das war ein gutes Zeichen. "Ist da was schief gegangen?", fragte sie, nachdem das Würgen vorbei war. "Ist er okay – Sergio? Und das Schiff? Na, Gott sei Dank..." Sie stöhnte beim Umdrehen, klagte aber nicht; sie war immer schon tapfer gewesen.

Es gelang ihm nur, sie für ein paar Minuten wach zu halten.

Wolfgang Helds Roman Der Tod zahlt mit Dukaten verbindet historische Atmosphäre mit spannender Handlung. Inmitten von Intrigen, Geheimnissen und menschlichen Schicksalen entfaltet sich ein packendes Bild vergangener Zeiten. Die folgende Leseprobe gibt einen Eindruck von der dichten Erzählkunst und der fesselnden Dramatik des Buches:

Der Hauptmann beugte sich jäh nach vorn, als das Mädchen das Tuch auseinanderfaltete. „Wo haben Sie das her?", fragte er hastig.

„Es ist ein Geschenk. Ich sollte es an meinem Hochzeitstag tragen und dann meinem ersten Kind in die Wiege legen. Mein Großvater wollte es so", sagte das Mädchen. „Aber daraus wird wohl nun nichts mehr."

„Wieso?", fragte der Hauptmann ein wenig überrascht, „Na, Sie werden mir die Kette doch bestimmt nicht lassen. Oder?"

„Hm, da haben Sie allerdings recht. Aber woher wissen Sie das?"

„Ganz einfach: Weil mein Großvater so geheimnisvoll getan hat", gab das Mädchen zurück. „Er ist vor fünf Jahren gestorben. Ich war damals fünfzehn. Ein paar Wochen vor seinem Tod gab er mir die Kette mit dieser Münze daran. Er sagte, dass es reines Gold wäre, und erzählte mir eine seltsame Geschichte. Im April neunzehnhundertfünfundvierzig war mein Onkel Georg über Nacht ein paar Stunden in Fichteln. Angeblich sei er nicht ganz richtig im Kopf gewesen. Immer wieder soll er davon gefaselt haben, dass er einen Mann umgebracht hätte. In Notwehr. Einen Feldwebel. Wie mein Großvater mir erzählte, hat mein Vater versucht, seinen Bruder in Fichteln zu halten, aber Onkel Georg muss wie ein Gejagter gewesen sein. Er wollte unbedingt zu der Frau dieses Feldwebels, um ihr die Nachricht zu bringen, dass ihr Mann nicht mehr am Leben sei. Noch in derselben Nacht ist er aufgebrochen. Von ihm hat Großvater die Münze. Mir sagte er, dass Onkel Georg drei Stück davon gehabt hätte. Die Kette hat Großvater dann später in der Stadt von einem Goldschmied dazu anfertigen lassen. Aber mein Vater weiß bis heute nichts davon, auch nicht dass mir Großvater von Onkel Georg erzählt hat."

Der Hauptmann betrachtete den Schmuck. Es gab nicht den geringsten Zweifel, dass es eine ebensolche Münze war wie die bei den Leichen in Heinersholz und Buschhof gefundenen. Soviel stand fest: Dieser Georg Greiner gehörte also mit zu der Besatzung des Kübelwagens! Und wieder schien der Münzenfund mit einem Mord verbunden zu sein. Möglich, dass Unterleutnant König inzwischen auch schon auf die Leiche dieses Feldwebels gestoßen war.

„Hat mein Onkel jemanden ermordet?", fragte das Mädchen beunruhigt. „Wissen Sie, wo er ist?"

In Harald Wieczoreks Roman „Jakob, der stumme Krieger“ verknüpfen sich persönliche Erinnerungen, rätselhafte Funde und dunkle Geheimnisse aus den letzten Tagen des 30-jährigen Krieges zu einer fesselnden Handlung. Die folgende Leseprobe führt mitten hinein in ein Gespräch, in dem ein altes Schmuckstück plötzlich eine tödliche Vergangenheit offenbart:

DER HALBE MANN

„Mein Gott, was für ein Gestank!“ Wolf blieb angeekelt in der offenen Tür stehen. „Wenn du saufen, fressen, spielen und deinen Schwengel gebrauchen willst, dann bist du dort richtig!“, hatte ihm der Bürger gesagt und auf das graue Gebäude gezeigt. Eine Kneipe direkt an der Stadtmauer. Wolf war dem Rat gefolgt. Jetzt stand er in der offenen Tür und das Bild, das sich ihm bot, war so skurril, dass es selbst der verrückteste Maler hätte nicht malen können. Dicke, hässliche, aber auch dünne, grell, die schmutzigen Gesichter überschminkte Weiber, hingen an teilweise gutangezogenen, scheinbar wohlhabenden Geschäftsleuten oder perversen Adligen. Aber auch an grobschlächtigen Kerlen. Sie tranken und rauchten aus langstieligen Pfeifen. Dabei lachten sie schrill und hysterisch. „Mein Gott, wo bin ich hier!?“ Wolf konnte sich der Faszination des Anblicks nicht entziehen. „Wenn du beten willst, geh in die Kirche! Willst du Spaß, dann komm herein!“ Vor Wolf stand eine hervorstechende, junge, hübsche Frau. Aber auch sie war übermäßig grell geschminkt. „Ich habe schon lange keine fleischliche Lust verspürt, was kostet mich dieses Vergnügen?“ Dabei verbeugte Wolf sich elegant. „Zwei Silberstücke für einen ganzen Mann!“

Herausfordernd stand die Hure vor Wolf, der hob seinen Armstumpf nach oben.
„Und wie viel für einen halben?“ Die junge Frau lachte, betrachtete den Arm.
„Wenn dein Schwengel nur halb so gut aussieht wie der Stumpf! Na ja, dann nur ein Silberstück.“ Sie packte seinen Unterarm und zog Wolf in die Kneipe.

 

Vor dem Stadttor hielt Gustav den Wagen an. Er stieg vom Bock, ging nach hinten und brüllte in den Planwagen. „Max! Frieda! Kommt raus!“ Die Sonne war schon halb über dem Horizont, färbte die sonst grüne Landschaft hellrot und versprach einen schönen Tag. Max, der sich an diese Art zu leben noch nicht gewöhnt hatte, rieb sich seine schmerzenden Glieder. Gustav packte ihn grob am Genick und drehte ihn in Richtung Stadt. „Zwei Tage wird das Stadtfest dauern. So viel Zeit hast du, um von Frieda zu lernen, wie man den Pöbel und die Kaufleute um ihren Beutel erleichtert. Keine Beute bedeutet Prügel und nichts zu fressen. Verstanden?“ Als Max nicht reagierte, bekam er eine schallende Ohrfeige, die ihn zu Boden beförderte. „Er hat verstanden!“, schrie ihn Frieda an. Gustav hob die Hand, doch bevor er auch Frieda schlagen konnte, war Max aufgesprungen und stellte sich schützend vor sie. „Sieh mal einer an!“, sagte er zu Cara, die gähnend ihren Kopf aus dem Wagen steckte, „wir haben uns einen Ritter eingefangen.“ „Such einen Lagerplatz, Dummkopf!“, herrschte ihn Cara an und zog sich ins Innere zurück. Gustav stieg auf den Bock und trieb den Gaul an, der Wagen setzte sich in Bewegung. Frieda und Max liefen hinter ihm her. Cara schaute auf die ausgebreiteten Karten und zog eine heraus. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen. „Es wird Ärger geben!“, rief sie Gustav zu. „Spar dir den Mist für diese Trottel in der Stadt auf, Hexe!“ Lauthals lachend trieb er das Pferd an. Aus der Stadt klang hell die Kirchenglocke zu ihnen herüber und weckte ihre Bürger.

 

Es war ein guter Tag für Gustav und Cara. Gustav war, wie immer, die Sensation auf dem Fest. Und wenn diese schlimme Zeit nach dem langen Leidenskrieg jemandem von Nutzen war, dann den Wahrsagern. Alle Menschen, die Not und Elend leid waren, hatten nur noch eins, woran sie sich klammern konnten. Hoffnung! Cara wusste das ebenso wie alle anderen Wahrsager. Doch nicht nur, dass sie durch ihr hexenhaftes Aussehen die Menschen beeindruckte, sie konnte wie kein anderer Hoffnung verkaufen. Obwohl sie die Gabe des Sehens hatte, hütete sie sich, Ungutes weiterzugeben. Die Dummen, in ihren Ängsten und mit ihrem Hoffen, waren großzügiger, wenn sie Glück erwarten durften. Da Geld knapp war, wurde größtenteils in Naturalien bezahlt. Aber das war Cara und Gustav sowieso lieber. Sie hatten immer zu futtern und zu saufen. Für den einen oder anderen Klingelbeutel sorgte Frieda.

 

Max war hin und her gerissen zwischen Abscheu und Bewunderung. Einerseits fand er es furchtbar, ja schrecklich, mit anzusehen, wie Frieda den Leuten in dieser Zeit das wenige Geld stahl, andererseits konnte er nicht umhin, ihr Geschick, wie sie dabei zu Werke ging, zu bewundern. Ja, er war gegen seinen Willen davon fasziniert.

Doch der Ärger und die Wut des ehrlich und anständig erzogenen Max waren größer als die Bewunderung und machte sie nicht geringer, dass Frieda sich bemühte, nur wohlhabende Kaufleute zu bevorzugen. Er schwor bei seinen Eltern und Gott, egal was Gustav mit ihm machte, sich niemals an diesen Diebereien zu beteiligen. „Ich hoffe, du hast gut aufgepasst, denn morgen wirst du für dein Essen selbst zu Werke gehen. Gnade dir, wer immer, kommst du ohne Beute zum Lager.“ Das war’s! Max‘ Entschluss stand fest. „Morgen werde ich fliehen!“ „Das hier ist ein elendiges Leben.“ Frieda hatte Max’ Hand genommen. „Aber Leben. Wenn du fliehst und dieser Teufel dich erwischt, bricht er dir den Hals.“ Traurig blickte sie in Max‘ Augen. „Wenn er dich nicht erwischt, überlebst du dort draußen“, sie deutet wahllos in die Ferne, „keine zwei Tage.“ „Wir werden sehen“, antwortete Max trotzig.

Könnte es tatsächlich so gewesen sein, wie es Carlos Rasch in seinem vor nunmehr 63 Jahren erstmals veröffentlichten und immer noch spannend zu lesendem SF-Roman „Der blaue Plante“ annimmt, dass in grauer Vorzeit Abgesandte aus einer ebenso fernen wie fremden Zivilisation auf der Erde zu Besuch waren? Der Autor schildert diese Begegnungen jedenfalls sehr glaubhaft – vor allem auch die Begegnungen mit den Sumerern.

Wer aber waren sie diese geheimnisvollen Sumerer und von wann bis wann haben sie gelebt? Eine kleine Recherche.

Das ist ein spannendes Thema, denn die Leute, die im Lande Sumer südlich von Akkad in Mesopotamien lebten – das liegt im heutigen Irak -, waren eine der ersten Hochkulturen in der Geschichte der Menschheit. Die Herkunft der Sumerer ist unbekannt. Ihre Geschichte beginnt mit der so genannten Uruk-Zeit, ab etwa 4000 bis 3000 vor Christus. Die Sumerer siedeln am Euphrat. Aus Dörfern entstehen Städte. Uruk war damals die bedeutendste unter ihnen mit dem weit ausstrahlenden Inanna-Tempel.

Um 3100 vor Christus wächst die Bevölkerung. Der Bewässerungsbau wird intensiviert, die Zentren der Städte werden zu heiligen Bezirken. Diese Periode endet um 2900 vor Christus.

Die Wissenschaftler unterscheiden ein Altsumerisches Reich und ein Neusumerisches Reich:

Am Anfang der Frühdynastischen Periode standen eine Reihe von Stadtstaaten (Adab, Eridu, Isin, Kisch, Kullab, Lagasch, Larsa, Nippur, Ur und Uruk), die etwa 2800 vor Christus das Altsumerische Reich unter wechselnden Stadtherrschern bildeten. Erster bekannter Herrscher von Sumer ist Etana, der um 2800 v. Chr. lebte und König von Kisch war. Sein Nachfolger Mes-ki-agga-scher, König von Uruk (dem biblischen Erech), gründete weit südlich von Kisch eine rivalisierende Dynastie und erlangte die Herrschaft über die ganze Region zwischen dem Mittelmeer und dem Zagros-Gebirge. Er wurde von seinem Sohn En-mer-kar (um 2750 vor Christus) abgelöst. Diesem folgte sein Feldherr Lugalbanda auf den Thron. Am Ende der Regierungszeit von Lugalbanda wurde En-me-bar-agesi (um 2700 vor Christus), ein König der Etana-Dynastie in Kisch, zum führenden Herrscher von Sumer.

Die Akkader aus dem Norden unter Sargon vereinten Sumer unter einer Dynastie (2371 bis 2191 vor Christus.). Akkadisch wird Verwaltungssprache. Befördert durch Uneinigkeit zwischen Akkad und dem restlichen Sumer, endete diese Dynastie mit der Eroberung durch die Gutäer.

Das Neusumerische Reich (2112 bis 2004 vor Christus) unter der Herrschaft der 3. Dynastie von Ur, – Sumerisch als Verwaltungssprache, erste Zikkurate entstehen – endete unter dem Druck Elams aus dem Osten.

Besondere Bedeutung haben die Sumerer durch ihre Kultur erlangt, deren Anfänge in der sogenannten Uruk-Periode bis zum Anfang des 4. Jahrtausends zurückreichen. Sie ist durch die Gründung der ältesten Städte und einer charakteristischen Keramik charakterisiert. Der Uruk-Periode ging die Ubaid-Kultur voraus, die sich durch ihre Tonware in Stil und Färbung auszeichnet, sowie durch frühe Siedlungen an den Wasserläufen; sie reicht bis in das 6. Jahrtausend vor Christus zurück.

Obwohl die Schrift mehrmals in der Geschichte der Menschheit erfunden wurde (Ägypten, China, Maya), ist für Europa die sumerische Keilschrift von zentraler Bedeutung und vermutlich auch älter als die anderen hochentwickelten Schriften. Die Keilschrift wurde erfolgreich an das Akkadische und Hethitische (auch Hittitisch) angepasst und gilt als Vorläufer vieler Schriften.

Die Entwicklung des Rades – ebenfalls erstmals im Reich der Sumerer benutzt – steht in engem Zusammenhang mit der Erkenntnis, dass domestizierte Tiere nicht nur eine Nahrungs- und Rohstoffquelle (zum Beispiel Leder) sind, sondern auch als Zugtiere und Arbeitstiere dienen können (Pflug, Karren). Eine weitere Vorbedingung für die Nutzung des Rades sind ebene, breite Wege, die erst bei einer kritischen Bevölkerungsdichte und geeignetem Landschaftsrelief entstehen.

Von besonderem Interesse in Bezug auf die Sumerer sind weiter die Themen Landwirtschaft und Bewässerung, Handwerke und Bildung, Mathematik und Astronomie sowie Mythos und Religion

Die Sumerer waren Pioniere in der Landwirtschaft und entwickelten innovative Techniken wie Bewässerungssysteme, die das Wasser von Tigris und Euphrat effizient nutzten. Sie bauten Grundnahrungsmittel wie Gerste, Weizen und Datteln an und hielten Vieh. Die Überschüsse ermöglichten Handel und die Versorgung großer städtischer Populationen. Ihre landwirtschaftlichen Innovationen trugen nicht nur zur Stabilität ihrer Gesellschaft bei, sondern legten auch den Grundstein für spätere Zivilisationen. Die Verbindung zwischen Technologie und Natur war ein zentraler Bestandteil ihres wirtschaftlichen Erfolgs.

Durch Texte und Ausgrabungen konnten folgende Handwerke und Berufe identifiziert werden: Bäcker, Metzger, Bierbrauer, Köche, Korbmacher, Töpfer, Steinschneider, Bildhauer, Tischler, Wagenmacher, Schiffbauer, Schneider, Friseure, Ärzte, Lehrer, Schreiber, Baumeister, Priester, Verwalter, Aufseher. Darüber hinaus gab es Führungsberufe wie Offiziere, Bürgermeister, Botschafter, Tempelverwalter, Leiter von Bibliotheken und Tafelhäusern.

Schulen wurden als Tafelhäuser bezeichnet. Zwei dieser Tafelhäuser wurden von französischen Archäologen in Mari ausgegraben. Die Schulbänke bestanden aus Lehmziegeln. Wortlisten lassen vermuten, dass es Schulen schon im 4. Jahrtausend vor Christus gegeben hat. Schultexte als direkte Belege wurden in Schuruppak aus der Zeit Mitte des 3. Jahrtausends gefunden. Auf den Übungstafeln setzten die Schüler, die Söhne genannt wurden, immer ans Ende den eigenen Namen und dahinter den Namen des eigenen Vaters. Die Väter stammten alle aus den obengenannten Führungsberufen. In der Anfangszeit waren 2000 Schriftzeichen zu erlernen. Die Vater genannten Lehrer zeigten zum Teil Humor, wie eine Lehrgeschichte zur Addition von 9 und 1, die Fabel vom klugen und den neun dummen Wölfen zeigt. Als Fächer lassen sich Rechnen, Zeichnen und Sumerisch, das heißt Schreiben und Lesen identifizieren. Geschrieben wurden Aufsätze, Fabeln, Weisheitslehren, Hymnen und Epen.

Die Sumerer haben die erste bekannte Kultur mit hoch entwickelter Mathematik hervorgebracht. Sie gelten als die Erfinder des Gewölbes und gründeten mit Ur, Uruk, Eridu und Lagasch die ältesten bekannten Städte mit Monumentalbauten, insbesondere der für Mesopotamien typischen Zikkurat. Auch die Anfänge der Astronomie sind in Sumer zu finden. Sie kannten bereits Planeten wie den Merkur.

Die sumerische Religion ist eine der ältesten der bekannten Religionen und gilt als wesentliches Vorbild für spätere Religionen in Mesopotamien und den angrenzenden Gebieten (auf welche dann später die heutigen 3 monotheistischen Religionen zum Teil aufgebaut sind, zum Beispiel: das Gilgamesch-Epos wird von einigen Wissenschaftlern als Vorbild der biblischen Sintfluterzählung gesehen („Noahs Arche“).

Die Sumerer verehrten eine Vielzahl von Göttern, die sie mit Naturkräften und Aspekten des täglichen Lebens verbanden. An (Himmelsgott), Enlil (Sturmgott) und Inanna (Göttin der Liebe und des Krieges) gehörten zu den wichtigsten Gottheiten. Die Zikkurate, massive Tempelbauten, waren das Zentrum jeder Stadt und dienten als heilige Stätten und Verwaltungssitze. Die Sumerer glaubten, dass die Götter direkt in ihr Leben eingreifen, und sie sahen es als ihre Pflicht, diese durch Opfergaben und Rituale gnädig zu stimmen.

Neben den Haupt- und Urgöttern verehrten die Sumerer jeweils ihre Stadtgötter, die miteinander konkurrierten und in ihrer Hegemonie einander ablösten. Zusammen bildeten sie bereits ein gemeinsames Götterreich. Besondere Bedeutung haben die ältesten Tontafelfunde mit Fragmenten des Gilgamesch-Epos, die bereits in sumerische Zeit zurückweisen.

Der Niedergang der Sumerer begann um 2000 vor Christus und wurde durch mehrere Faktoren beschleunigt. Interne Konflikte zwischen den Stadtstaaten schwächten ihre politische Stabilität, während Umweltprobleme wie die Versalzung der Böden die landwirtschaftliche Produktivität beeinträchtigten. Schließlich wurde das Gebiet von den Akkadern und später von den Babyloniern erobert. Obwohl die sumerische Zivilisation verschwand, blieb ihr Einfluss stark. Ihre Errungenschaften in Schrift, Architektur und Verwaltung wurden von nachfolgenden Kulturen übernommen, und ihr kulturelles Erbe prägt die Geschichte Mesopotamiens bis heute.

Wie man unschwer erkennen kann, lohnt es sich durchaus, die Anregung von Carlos Rasch aufzugreifen und sich einmal genauer mit den Menschen aus Sumer zu befassen, den Sumerern.

Aber woher wissen wir von ihnen? Wer hat zu ihnen geforscht?

Die Erforschung der sumerischen Kultur erfolgte immer zusammen mit den anderen mesopotamischen Kulturen. Das liegt an der Charakteristik der Ruinenhügel (tells), denn die Kulturen des Vorderen Orients pflegten die Orte nach Zerstörung, nach Eroberung, aber auch nach gewissen Zeiten teilweise oder auch vollständig einzuebnen und darauf eine neue Ebene zu erbauen. Deswegen kommt es vor, wie zum Beispiel in Ninive, dass die obersten Schichten mittelalterliche Ruinen bergen und die unterste Schicht bis in die Zeit 5000 vor Christus und weiter zurückreicht.

Ein bedeutender Durchbruch in der Erforschung der Sumerer war die Entzifferung der Behistun-Inschrift im Jahr 1802 durch Georg Friedrich Grotefend (1775 bis 1853). Dabei handelte es sich um eine dreisprachige Inschrift in Altpersisch, Elamisch und Altbabylonisch, die fast so entscheidend für die Entzifferung der Keilschrift war wie der Stein von Rosette für die altägyptischen Hieroglyphen. Grotefend, geboren in Münden und gestorben in Hannover, war ein deutscher Sprachwissenschaftler und Altertumsforscher, der mit dem Entziffern der Keilschrift begann.

Die sumerische Sprache konnte anhand vieler weiterer zweisprachiger Texte entschlüsselt werden. Denn obwohl die sumerische Sprache noch lange nach dem Verschwinden der sumerischen Kultur im Gebrauch war, konnten bald nur noch die Gelehrten diese Sprache lesen. Daher fertigte man für ihr Studium entsprechende Wortlisten, Übersetzungen und Übungstexte an, die den heutigen Wissenschaftlern die Entzifferung des Sumerischen und damit der sumerischen Kultur ermöglichten.

Erste archäologische Erforschungen unternahm Claudius James Rich (1787 bis 1821), der im Jahr 1812 damit begann, die Ruinen von Babylon systematisch zu vermessen und teilweise auszugraben. Ihm folgten viele weitere Forscher. Teilweise sah man sich im Wettstreit mit den Entdeckungen des alten Ägypten. So dauerte es nicht lange, und die Gebiete wurden unter den verschiedenen Nationen aufgeteilt. So gruben die Franzosen in Dur-Scharrukin, die Engländer in Ninive und die Deutschen in Assur und Babylon.

Rich, der in Frankreich geboren wurde und in Schiras in Persien starb, war einer der ersten Europäer, die ernsthafte archäologische Forschungen in Mesopotamien unternahmen. Er war Resident (entspricht in etwa einem Konsul) der East India Company in Bagdad sowie Reisender, Linguist und Antikensammler.

Nicht nur die Geschichte der Sumerer selbst, sondern auch die Geschichte der Erforschung der Sumerer ist eine sehr spannende Angelegenheit, die bis heute immer wieder neue Entdeckungen und Erkenntnisse bringt. Und auch Deutsche waren und sind daran beteiligt. Wie gesagt, es lohnt sich, sich die Sumerer und ihre Geschichte einmal genauer anzuschauen.

Bleiben Sie ansonsten weiter vor allem schön gesund und munter und der Welt der Bücher gewogen. Der Versand der Sonderangebote per U-Boot hatte auch beim zweiten Mal in der vergangenen Woche gut funktioniert – erneut völlig problemlos. Daher probieren wir es in der kommenden Woche gleich noch ein drittes und zum vorerst letzten Mal.

Zu den fünf Sonderangeboten der der nächsten Woche gehört der erstmals 1974 im Verlag der Nation Berlin veröffentlichte Band „Am Kai der Hoffnung. Stories“ von Walter Kaufmann.

Obwohl dieses Buch bereits vor nunmehr fünf Jahrzehnten erschienen ist, packen die darin versammelten Storys noch immer. Erzählt der Globetrotter Walter Kaufmann in ihnen doch von Schicksalen von Menschen, die ihre Liebe verteidigen wollen und die sich wehren müssen gegen eine nicht immer friedliche Natur und gegen eine oft unbarmherzige Umwelt. Berichte mitten aus dem Leben.

 

So auch die erste Geschichte mit dem Titel „Ruf der Inseln“. Da geht es um den Seemann Keith Forrest, der Frau und Kinder in Sydney hat und zugleich eine Geliebte auf den Fidschi-Inseln - Caroline aus Suva: „Sie war nicht wie die anderen Töchter der Fidschi-Inseln, nicht so redselig, ruhiger, zierlicher, aber auch nicht so schön. Im Vergleich zu ihnen war sie mager, hatte eine viel dunklere, fast schwarze Haut, und ihr Gesicht war auf Stirn und Wangen von Blatternarben entstellt. Doch ihre Augen, die Augen ihrer Mutter, waren groß und leuchtend wie zwei stille Weiher in einer rauen Landschaft, und ihre Stimme, die Stimme ihres Vaters, war leise und sanft wie das Raunen des Windes in den Blättern der Palmen. Die Besatzung der „Rosa“ kannte Caroline aus Suva und wusste, dass sie dem Seemann Keith Forrest gehörte, der in Sydney Frau und zwei Kinder hatte.“

 

Und doch glaubt Caroline, dass der verheiratete Seemann ihr Mann sein könne. Aber Keith Forrest hat an diesem Abend noch etwas zu erledigen. Er will Caroline erklären, dass er nicht wiederkommen werde: „Heute Nacht bleibe ich bei dir“, erklärte Keith Forrest. „Und morgen den ganzen Tag, und dann - nie wieder.“ Und trotzdem war Caroline, die so ganz anders war als die anderen Töchter der Fidschi-Insel, glücklich …

 

Walter Kaufmann, der eigentlich Jizchak Schmeidler hieß und am 19. Januar 1924 in Berlin geboren wurde, war ein deutsch-australischer Schriftsteller. Der in Duisburg aufgewachsene Adoptivsohn eines jüdischen Anwaltsehepaars hatte als 14-Jähriger mit einem Kindertransport über die Niederlande nach Großbritannien fliehen können und wurde so vom Schicksal seiner im KZ Auschwitz ermordeten Adoptiveltern verschont. Mit 15 als „feindlicher Ausländer“ nach Australien deportiert, musste er sich dort ganz auf sich allein gestellt seinen Lebensunterhalt verdienen - als Obstpflücker, Landarbeiter, Straßenfotograf, Werftarbeiter sowie als Arbeiter im Schlachthof, als Freiwilliger in der Australischen Armee und als Seemann. 1953 erschien in Melbourne sein erster Roman „Voices in the storm“. Ihm folgten seit seiner Übersiedlung in die DDR 1957 mehr als 30 Bücher. Deren Mehrzahl hat Kaufmann, der noch immer die australische Staatsbürgerschaft besaß, in englischer Sprache geschrieben, anschließend selbst übersetzt oder übersetzen lassen. Sein bewegtes Leben als jüdischer Emigrant, seine Reisen als Seemann, sein Leben in Australien und die Ereignisse im faschistischen Deutschland thematisierte der Autor in vielen seiner Romane, Erzählungen in der Tradition der amerikanischen Short Story und in Reportagen. Walter Kaufmann starb am 15. April 2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin. Über ihn erzählt der bewegende Kinodokumentarfilm von Karin Kaper und Dirk Szuszies „Walter Kaufmann. Welch ein Leben!“ aus dem Jahre 2021:

 

Im Leben des am 15.4.2021 im Alter von 97 Jahren in Berlin gestorbenen Walter Kaufmann spiegeln sich auf außergewöhnlichste Weise weltweit bedeutende Ereignisse, Katastrophen, Erschütterungen des letzten Jahrhunderts, die bis in unsere Gegenwart wirken. Der Film verfolgt die abenteuerlichen Reisen und Erfahrungen des jüdischen, deutsch-australischen Schriftstellers in aller Welt: Deutschland, USA, Israel, Kuba, Japan, Australien. Seit seiner Jugend schlägt sich Walter Kaufmann auf die Seite der Verfolgten, Entrechteten, Gedemütigten dieser Erde. Seine Abenteuerlust ist Ausdruck eines kosmopolitischen Geistes.

 

Mehr über diesen sehr sehenswerten Film findet sich unter der Internetadressehttps://www.walterkaufmannfilm.de/

 

Dort ist auch zu lesen: „Anläßlich des 100. Geburtstags von Walter Kaufmann, der aktuellen Kriegslage in Israel und der bedrohlichen Zunahme antisemitischer Vorfälle werden wir Regisseure noch das gesamte Jahr 2025 den Film bundesweit und international persönlich begleiten.“

DDR-Autoren: Newsletter 26.09.2025 - Besuch bei den Sumerern, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sowie ein