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Auf der Flucht vor den Russen – und zwar zwei Mal

Gesamtwerk der Leipziger Autorin Holda Schiller als E-Book

 

GODERN bei Schwerin Die inzwischen 90-jährige Leipziger Schriftstellerin Dolmetscherin und Übersetzerin Holda Schiller hat in ihrem langen Leben auch zwei Fluchten vor den Russen überstanden, diese jedoch erst Jahrzehnte später literarisch verarbeitet – in dem 2000 erschienenen Roman „Deines Nächsten Haus“. Dieser ist wie alle ihre Bücher jetzt von EDITION digital als E-Book umgesetzt worden und kann unter www.ddrautoren.de, bei Weltbild, Apple und Amazon erworben werden. Zum Werk der Autorin gehören auch wunderschöne Kinderbücher wie die beiden Märchen „Die Kinder im Tobteufelhaus“ und „Das Wunderpferdchen aus Kornhagen“.

 

Holda Schiller wurde 1923 in Bessarabien geboren und besuchte dort eine rumänische Grundschule. Im Zuge der Hitlerschen Zwangsmigrationen der deutschsprachiger Bevölkerung aus Ost- und Südeuropa „Heim ins Reich“ sowie aus Angst vor den Russen kam sie als 17-Jährige nach Deutschland und wurde im okkupierten Polen angesiedelt. Von dort floh sie Anfang 1945 ein zweites Mal vor den Russen – diesmal vor den sich nähernden sowjetischen Truppen. In Brandenburg gelandet, absolvierte sie dort nach Kriegsende eine Lehrerausbildung und unterrichtete von 1947 bis 1958 an Grundschulen in Lehnin, Radebeul und Leipzig. Vor nunmehr einem halben Jahrhundert wechselte sie vom Lehrerberuf zur freiberuflichen Dolmetscherin und Übersetzerin aus dem Rumänischen, Herausgeberin rumänischer Literatur und Schriftstellerin.

 

In dem Roman „Deines Nächsten Haus“ beschreibt sie das Leben von Rebekka Rebe und deren Tochter Malve, die 1940/41 zwangsweise in den Warthegau umgesiedelt werden, wo ihnen polnische Bauernhöfe - des „Nächsten Haus“ -, Vieh und Feld  zur Bewirtschaftung zugewiesen werden. Auf beeindruckende Weise zeigt die Autorin sowohl das von großem Mut und starken Zweifeln geprägte Handeln der neuen rumänisch-deutschen „Herren“ als auch das bittere Schicksal der von Haus und Hof verjagten polnischen Bauern. In dem zweiten autobiografisch geprägten Roman „Das Leben scheidet, nicht der Tod“ lässt Holda Schiller die Leser den schweren Anfang der „Umsiedlerin“ Ermina in einer märkischen Kleinstadt miterleben. Die Tochter eines Wasserschöpfers aus Bessarabien fühlt sich als begeisterte Neulehrerin ihren Schulkindern und allen Menschen guten Willens eng verbunden, will in dem Ort sesshaft werden und - selbst ein Kind haben. Ihren Mann Arno, den philosophisch interessierten Arztsohn, jedoch langweilt das Leben als Neulehrer in der Provinz. Gegen den Willen und viele Vorbehalte seiner Frau setzt er den Wechsel nach Berlin durch. Doch in der Trümmerwüste jener Jahre droht sie menschlich und beruflich zu verkümmern, der Ehekonflikt spitzt sich zu und so muss Ermina sich entscheiden.

 

Die vor knapp 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Wie Verlagschefin Gisela Pekrul erläuterte, bestehe der Vorteil der E-Books vor allem darin, dass man immer ausreichend Lektüre bei sich habe, die Schrift vergrößern und sich mit manchen Geräten die Bücher sogar vorlesen lassen könne. Außerdem seien digitale Bücher oft preiswerter als gedruckte. Als sein erstes digitales Erzeugnis hatte der Verlag 1994 die CD-ROM „Mecklenburg-Vorpommern digital“ herausgebracht. Als erstes tatsächliches E-Book legte EDITION digital zur Leipziger Buchmesse 2011 „Schloss Karnitten“ von Manfred Kubowsky vor. Insgesamt umfasst das E-Book-Programm 320 Titel (Stand Juli 2013) von 72 DDR-Autoren, wie Wolfgang Schreyer, C. U. Wiesner, Hans-Ulrich Lüdemann und Erik Neutsch sowie dem Sience-Fiction-Autor Carlos Rasch. Nachzulesen ist das Gesamtprogramm unter www.ddrautoren.de. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, als Nächstes das Gesamtwerk der Berliner Psychologin und Autorin Helga Schubert, die seit 2008 in Nordwestmecklenburg lebt. Zu ihren bemerkenswertesten Büchern zählen der Roman „Die Welt da drinnen“ über NS-Euthanasieopfer der Schweriner Nervenklinik und der Band „Judasfrauen. Zehn Fallgeschichten weiblicher Denunziation im Dritten Reich“.

 

Foto und Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen unter http://www.ddrautoren.de/Schiller/schiller.htm

 

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