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Mit dem Rennrad nach Hause ins Erzgebirge

Alle Bücher von Karl Sewart jetzt als E-Books neu aufgelegt

 

GODERN bei Schwerin Über ein besonderes Geschenk zu seinem 80. Geburtstag am 27. Dezember darf sich der erzgebirgische Schriftsteller Karl Sewart freuen: Aus diesem Anlass hat die Mecklenburger EDITION digital jetzt alle seine Bücher auch als E-Books herausgebracht. Nach Abitur und Studienabschluss als Berufsschullehrer und Kunsterzieher hatte der 1933 in Annaberg geborene Autor zunächst in Leuna und Merseburg und danach in Großolbersdorf und Drebach als Lehrer gearbeitet. Während seiner Merseburger Zeit hatte sich Karl Sewart eigens ein Rennrad gekauft, um jedes Wochenende nach Hause in sein geliebtes Erzgebirge fahren zu können. Sewart, der schon als Schüler erste Schreibversuche unternahm, studierte von 1970 bis 1973 am Leipziger Literaturinstitut und ist seit nunmehr vier Jahrzehnten freischaffend tätig.

 

Zwei der drei Erzählungen seines ersten, 1972 veröffentlichten Buches „Gambit“ wurden verfilmt. In der Regie von Ralf Kirsten entstand 1978 aus der Titelerzählung der DEFA-Film „Ich zwing dich zu leben“ - eine ungewöhnliche, autobiografisch geprägte Geschichte. Gegen dessen Willen versteckt ein Vater seinen Sohn, der in den letzten Kriegstagen noch zur Adolf-Hitler-Schule und damit als „Hitlers letztes Aufgebot“ verheizt werden soll, in den erzgebirgischen Wäldern. Um eine Flucht zu verhindern, fesselt der Vater den dreizehnjährigen Jungen anfangs an Händen und Füßen. Der Sohn hasst seinen Vater dafür, muss aber notgedrungen zuhören, wie er ihm zu erklären versucht, welches falsche und gefährliche Weltbild ihm seine Lehrer, die Hitlerjugend und letztlich auch er selbst – ebenfalls ein Lehrer – vermittelt haben. Wolfgangs Vater muss die Versäumnisse seines Lebens mit dem Tode bezahlen. Aber das Opfer war nicht umsonst, denn der Junge beginnt nachzudenken und nach der Zukunft zu fragen. In dem Roman „Der Paradiesgarten“, der minutiös das Erwachsenwerden dieses erzgebirgischen Jungen in der Nachkriegszeit darstellt, greift der Autor diese Geschichte etwas verändert erneut auf.

 

Sewarts Erzählung „Die Kündigung“ war 1983 die literarische Vorlage für den gleichnamigen Fernsehfilm (Regie: Edgar Kaufmann). Buch und Film lösten damals in der DDR-Volksbildung heftige Diskussionen über das Ethos des Lehrerberufes und über einen kreativen Literaturunterricht aus. Anita Wegener hospitiert in einer 10. Klasse bei einer als mustergültig eingestuften jungen Kollegin. Die von der Lehrerin Ingrid Thiele geforderte schriftliche Gedichtinterpretation wird von allen Schülern hervorragend gemeistert. Ihre Aufsätze enthalten alle geforderten Kernaussagen – jedoch ohne das Wörtchen „Ich“, ohne eigene Ideen und Meinungen. Infolgedessen teilt Wegener die Ansicht der jungen Lehrerin und der Schüler überhaupt nicht - statt Jasagern und Nachplapperern möchte sie schöpferische und kreative junge Menschen entwickeln. Ein mutiges Buch, das auch oder gerade in der heutigen Zeit zum Nachdenken anregt.

 

Sechs Auflagen und die E-Book-Ausgabe erlebte das erstmals 1978 erschienene satirische Büchlein „99 Ehen und eine Scheidung“, das humorvoll Hinweise für Eheleute gibt. Das Buch „Die Liebesfalle“ von 2006 greift dieses Thema erneut auf, in kurzen Episoden in erzgebirgischer Mundart. „Die Ehe ist eine ernste Sache; darum sollte sie auch heiter gestaltet werden“, sagte Sewart zu seinem 1982 von Jörg Wilbrandt für das DDR-Fernsehen verfilmten Drehbuch „Heitere Ehegeschichten“.

 

Sewart siedelte seine Bücher vor allem in seiner Heimat an, beschrieb in „Christbaum und Pyramide“ das erzgebigische Weihnachtsbrauchtum und veröffentlichte ein fast schon legendäres Buch über Karl Stülpner. Und nicht zuletzt wirkte der Schriftsteller an fast 50 Anthologien mit, darunter „Das große erzgebirgische Weihnachtsbuch“.

 

Die vor knapp 20 Jahren von Gisela und Sören Pekrul gegründete EDITION digital hat sich seit 2011 verstärkt dem E-Book verschrieben. Von allen bisher erschienenen 360 Titeln (Stand Oktober 2013) kann man unter www.ddrautoren.de jeweils rund zehn Prozent des Inhalts lesen, bevor man sie kauft. Jeden Mittwoch gibt es außerdem ein E-Book gratis. Als besondere Weihnachtsüberraschung bietet der Verlag seit dem  1. Dezember seinen Adventskalender an, in dem bis zum 24. Dezember jeden Tag ein anderes E-Book kostenlos heruntergeladen werden kann. Am 24. Dezember wird es zur Feier des Tages dann der Verlagsbestseller sein. Jährlich erscheinen rund 200 E-Books neu, als Nächstes fast alle Kinderbücher des freischaffenden Autors und Musikers Günter Saalmann aus Chemnitz, darunter „Umberto“, die Geschichte eines von seiner Mutter vernachlässigten liebenswerten Jungen, deren Fortsetzung nach der Wende das Thema besonders spannend macht.

 

Foto und Titelbilder können Sie unter http://www.ddrautoren.de/presse.htm herunterladen. Weitere Informationen unter http://www.ddrautoren.de/Sewart/sewart.htm

 

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