"Um Jahrhundert rum" hat August Angerburg das ostpreußische Pferdeknechtleben satt und zieht mit seiner jungen Frau Amalie "ins Reich". Sie wird schon bald die ostpreußische Witwentracht anziehen müssen, denn der Kaiser hat bei seinem Feldzug auf den breitschultrigen August nicht verzichten wollen.
Nun steht sie da mit ihren Fünfen. Die werden sich ihre Wege suchen, jeder nach seiner Art. Anna heiratet einen Tausendsassa und hält nicht viel vom Denken. Minna wählt die Diakonissentracht. Fritz geht zur Reichswehr und schießt sich eine Kugel in den Kopf. Karl versucht es mit den Braunen, avanciert schließlich zum Kriegsgefangenen und muss umdenken.
Und Martha, versierte Gehilfin eines jüdischen Rechtsanwalts, sammelt die Zeugnisse von der Existenz der Familie in ihrem Schuhkarton. Fotos und Schulzeugnisse, Abschiedsbriefe und Zeitungsanzeigen, das Hiobstelegramm von 1915 und Großmutters abgewertetes Sparbuch aus diesen Lebensspuren rekonstruiert der Autor die Geschichte (s)einer Familie. Der Feuilletonist verleugnet sich nicht er löst sein Jahrhundert ins Episodische auf und bietet auf diese Weise Geschichte aus dem Schuhkarton.
Das Buch erschien erstmals 1984 beim Mitteldeutschen Verlag Halle Leipzig.