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Die Sommerkinder von Ralswiek. Ein Ferienabenteuer von Gerhard Dallmann
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
23.09.2011
ISBN:
978-3-86394-063-8 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 276 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Familie/Generationsübergreifend, Kinder-und Jugendbuch/Religiös/Christlich/Freundschaft, Kinder-und Jugendbuch/Soziale Fragen/Freundschaft
Kinder/Jugendliche: Familienromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Familie, Kinder/Jugendliche: Liebesromane, Freundschaftsromane, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen. Freunde und Freundschaft, Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Religiöse Romane, Bezug zu Christen und christlichen Gruppen
Abenteuer, Höhle, Reiten, Fledermaus
10 - 99 Jahre
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Zwei Uhr.

Borstel hockte bereits in Wolljacke und langer Hose am Eingang der Höhle. Gedankenverloren spielte er mit seiner Taschenlampe, an-aus, an-aus, und wartete auf Evelyn.

Da hörte er das Pferd stampfen. "Mensch! Warum hast du die Atlanta mitgebracht. Bring die sofort zurück! Wenn die uns nun verrät?"

"Ich musste doch. Ich brauchte doch einen Grund, verstehst du nicht?"

"Ja so, aber doof ist das doch."

Nun, es blieb dabei, Atlanta war eben da. Evelyn band sie an einem angeknickten Ast der gestürzten Weißtanne fest. Büsche standen zur Genüge in der großen Kuhle, an denen konnte sie rupfen. Als Evelyn dann in die Höhle kroch, blickte ihr das Tier mit großen Augen aufmerksam nach.

"Und nun?" fragte Evelyn und hockte sich neben Borstel.

Der winkte mit dem Arm: "Los, alle Klamotten nehmen und mir nach!" Im Schein der Lampe schlich er gebückt voran.

Evelyn trug alle Geräte samt Stullenbeutel hinter ihm her. "Wozu hab ich eigentlich das Seil mitgeschleppt? Das verheddert sich bloß dauernd."

"Damit wir besser zurückfinden, wenn das Licht ausgeht. Zum Langtasten. Oder zum Abseilen."

"Aha!"

So ein Junge hat doch Ahnung. Das gestand sie ihm zu. Rekognoszieren, ja das lernte sie nun. Das mit dem Gniedeln hat ja auch prima geklappt. Und wenn die Sache mit dem Schatz stimmt - Borstel ist Klasse.

...

Nun war auch der helle Fleck hinter ihnen endgültig durch eine Krümmung im Gang verschwunden.

Borstel schlug vor: "Eigentlich müssten wir jetzt die Leine ansetzen, sonst finden wir nicht zurück."

"Warum?" fragte Evelyn. "Wir brauchen doch nachher nur geradeaus zu gehen. Dann finden wir den Ausgang immer. Hier gibt's doch keine Weiche."

Das leuchtete Borstel ein. Weiter ging's, Schritt für Schritt, Borstel voran, Evelyn ihm gehorsam nach. Mit einemmal hielt er an und suchte mit dem Lampenlicht die Wände ab. "Du! Das ist keine Naturhöhle. Das ist ein künstlicher Gang. Ein richtiger Schacht. Den hat bestimmt mal einer gebaut. Hier mit Balken und so. Vielleicht ist das ein Gang zu einem Kerker oder einem Verlies. Wer weiß! Wie spät hast du's?"

...

"Ist das spannend!" hauchte sie und scheute sich, jetzt laut zu reden. Aber schütteln musste sie sich wieder, denn ihr wurde kalt an Bauch und Rücken. Von den Wurzelenden tropfte das Regenwasser, das durch den Berg gesickert war, und durchfeuchtete ihre Kleider. Jetzt hätte sie einschlafen können. Schließlich rafften sie sich auf.

Irgendwann fiel der Lichtschein auf eine morsche Stelle im Gebälk. Dort hatte sich die auf dicken Stützpfeilern lastende Decke gefährlich nach unten durchgebogen. Borstel aber sah darüber hinweg und kroch mutig auf allen vieren durch diese Einengung hindurch, freilich hütete er sich, oben anzustoßen. Dabei rief er nach hinten: "Pass auf, hier wird' s niedrig!" Aber er fragte nicht danach, wie das Mädchen mit seinen Siebensachen diese Passage bezwingen würde.

Ihr fiel das nicht leicht, auf Händen und Füßen zu kriechen und dabei Tasche, Spaten, Seil und was nicht alles mit sich durch das Loch zu befördern. Sie zog und schob und stöhnte, und der Stullenbeutel, der ihr am Hals baumelte, verfitzte sich dauernd mit der Leine und dem Schippenstiel, und sie spürte schließlich, wie sich die Leine abwickelte; sie konnte sie gerade noch an einem Ende erwischen, und in großen, lockeren Schlingen rollte sie hinter ihr ab.

Einmal fragte Borstel: "Merkst du, dass es bergauf geht? Ob wir schon unter dem Schloss sind?"

"Die Leine rollt mir ab. Ist das schlimm?"

"Nein", sagte Borstel. "Aber immer das eine Ende fest in der Hand halten, ja?"

Evelyn biss sich auf die Lippe vor Spannung: "Hab ich ja!" Und nach einer Weile: "Du, ich finde das doch prima, was wir hier machen."

"Still, nicht reden jetzt! Wir müssen immer hinhören."

"Worauf?"

"Auf alles, auf Knacken im Gebälk und so. Jedes Geräusch ist wichtig."

"Wie alt mag der Gang sein? Hundert?"

"Länger, bestimmt! Zweihundert oder so."

"Ob die Wikinger den gebaut haben?"

"Die waren doch Seefahrer. Die bestimmt nicht. Oder - man kann nie wissen."

...

Evelyn hatte mit der Leine zu tun. Als sie aber nur noch das Ende in der Hand hatte, sagte sie es. "Was nun?"

"Zieh es hinter dir her!"

Evelyn zog, aber sie merkte einen Widerstand. Irgendwo hakte die Leine fest. Sie ruckte, einmal, zweimal, ohne Ergebnis. Borstel murmelte etwas von Wurzelverhakung und Wegkrümmung, sagte "Hau-ruck I" und "Zu-gleich!" und "MehrI" und "Noch kräftiger I" - bis die Leine mit einem Ruck nachgab, dem Jungen die Lampe aus der Hand fiel und verlosch.

Weiter hinten aber im Gang polterte es, schüttete und brach es - und dann wurde es still.

Borstel grabbelte nach der Lampe, indem er mit den Händen flach auf den Boden patschte. Entsetzt sah er Evelyn an: "Hast du gehört?"

"Ja, was war das?"

"Ich glaube, wir sind verschüttet. Das klang so."

Evelyn legte die Hand vor den offenen Mund: "Dann sind wir eingeschlossen? Das ist aber spannend!"

"Ach du immer mit deinem spannend. Das ist ganz großer Mist! Wie wollen wir denn wieder rauskommen?"

...

"Wir müssen hier raus! Bloß wie, wie!" Auch er heulte fast.

"Durchschippen?" fragte Evelyn.

"Wie spät?"

"Dreiviertel vier."

"Müssen wir uns merken. Los, wir schippen! Erst ich, dann du."

Aber beim Schippen rutschte immer mehr Erdreich nach. Und die Lampe verlor an Kraft.

 

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