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Beenschäfer von Kurt David
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
07.03.2023
ISBN:
978-3-96521-852-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 46 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Natur und die natürliche Umwelt/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer
Kinder/Jugendliche: Romane, Erzählungen, Tatsachenberichte, Kinder/Jugendliche: Natur- und Tiergeschichten, Kinder/Jugendliche: Sachbuch: Natur und Tiere
Winter, Holzfäller, Rodeln, Mutprobe, Schimpfworte, Betriebsunfall, Rentner
6 - 9 Jahre
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„Guten Morgen, Herr Schäfer!“

„Guten Morgen, Peter!“

Im Gartentor stand die Mutter und tauschte mit Beenschäfer ein Lächeln.

Ernsten Gesichtes musterte der Alte den Jungen von Fuß bis Kopf. „Hast du das Brot mit?“

„Ja.“

Sie gingen drei Schritt.

„Und den Speck?“ Beenschäfer blieb stehen.

„Auch, Herr Schäfer.“

„Sooo – hm.“ Und abermals gingen sie einige Schritte. Diesmal sogar zehn oder fünfzehn. Dann blieb Heinrich Schäfer erneut stehen und fragte: „Den Draht hast du auch nicht vergessen?“

„Nein.“

„Und den Rucksack sehe ich! – Auf dich ist Verlass!“ Und nun marschierten sie die Dorfstraße hinauf.

Den Draht? Peter fiel wieder der Traum ein. So ein dummer Traum, dachte er, und lachte ihn jetzt aus. Nichts war von ihm übriggeblieben als ein nassgeschwitztes Nachthemd.

Links und rechts der Straße standen die Umgebindehäuser, klein und vollgeschneit. Um die Schornsteine wuberte der Wind. Einige Leute fegten Schnee von den Türstufen.

Peter freute sich auf den Wald und vor allem auf die Holzfäller. Doch wäre alles noch viel schöner gewesen, hätte er gewusst, weshalb Beenschäfer ausgerechnet ihn mit in den Wald nahm. Sollte er den Mann fragen? Er blickte von der Seite hinauf in Heinrich Schäfers Gesicht. Dort gab es allerlei zu entdecken: Der Schnauzbart war ganz gelb vom Pfeifenrauch. Aus der rechten Augenbraue ragte eine dunkelrote Warze. Blinzelte Beenschäfer gegen den Wind, wackelte die Warze. Und dann die Haut! Sie sah aus wie zerknautschtes hellbraunes Packpapier. Doch die vielen Falten und Fältchen wirkten heut auf Peter freundlicher, zuckten nicht so zornig durcheinander wie damals, als er den alten Mann mit Humpelheinrich angeschrien hatte.

„Na, bist du mit meinem Gesicht zufrieden?“

Peter schwieg verlegen. Wieder hat er mich erwischt, dachte er, und ging still mit dem alten Mann über die Felder. Der Wind pfiff. Wolken trieben über den Sonnenhübel. Ein paar Rebhühner trippelten durch den Schnee und verschwanden in einer Senke. Sie hatten den Hochwald erreicht.

Beenschäfer blieb stehen und schaute zu den Bäumen auf, andächtig und bewundernd. Hoch oben zauste der Wind die Wuschelköpfe der schlanken Kiefern. Ein Wiegen ging von Baum zu Baum. Wurzeln knarrten im gefrorenen Boden. Schnee stäubte herab. Und Beenschäfer sagte: „Die hat noch meine selige Mutter gepflanzt, Peter.“ Irgendwo brach ächzend ein Ast und krachte ins Unterholz. „Vor achtzig Jahren, Junge. Wir Holzfäller sagen immer: Wer die Bäume pflanzt, fällt sie nicht!“

„Sie waren Holzfäller, Herr Schäfer?“

Der Alte nickte. „Und mein Vater auch. Die Schäfers haben alle Wald studiert.“

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