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Das weiße Pony. Märchen und Geschichten von nah und fern von Kurt David
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
10.03.2023
ISBN:
978-3-96521-864-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 137 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Legenden, Mythen, Fabeln/Asiatisch, Kinder-und Jugendbuch/Märchen und Folklore/Land und Ethik, Kinder-und Jugendbuch/Jungen und Männer, Kinder-und Jugendbuch/Menschen und Orte/Asien, Kinder-und Jugendbuch/Königtum
Kinder/Jugendliche: Sachbuch: Königshäuser, Kinder/Jugendliche: Sachbuch: Länder, Kulturen und nationale Identität
Khan, Herrscher, Willkür, Mörder, List, Klugheit, Versprechen, Ehrlichkeit, Schwalbe, Wespe, Pony, Viehzüchter, Schafhirte, Kamel, Adler, Schlange, Fremdarbeiter, 2. Weltkrieg, Lebensretter, Querschnittlähmung, erste Liebe, Pubertät
9 - 12 Jahre
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„Also“, wiederholte ich, „dein Ultschimund hatte eine Frau, vierzehn Kinder, ein Kamel und eine armselige Filzjurte. War es so?“

„Du hast die drei Schafe vergessen!“

Ach ja, die drei Schafe. Wer hungrig, durstig und müde ist, wie ich es war, denkt eher an drei tote Hammel als an die Schafe solch einer Geschichte.

„Diese drei Schafe sind aber sehr wichtig“, ermahnte mich Damba. „Ultschimund hat nämlich diese drei Schafe dreimal an drei verschiedene Händler verkauft.“

„Dann war dein Ultschimund ja ein Betrüger?“

„Gerade das war er nicht“, erwiderte Damba und bat mich, den Vorgang erst zu beurteilen, wenn ich ihn bis zu Ende gehört hatte. Und so erzählte er, Ultschimund hätte seinerzeit die Filzjurte an der Karawanenstraße aufgestellt, neben einer Karawanserei, in der Kaufleute, Händler und andere Reisende tranken, aßen und schliefen, bevor sie am Morgen zu den Bergen aufbrachen und die Pässe überquerten, um nach Norden zu gelangen. Einmal in der Frühe nun wäre ein Händler erschienen und wünschte, Ultschimunds drei Schafe zu kaufen. Mittags kam der zweite mit dem gleichen Ansinnen, abends der dritte. Jeder zahlte sofort, aber nur soviel für drei Schafe, wie eins allein wert gewesen wäre, und jeder versicherte, in vier Tagen bei der Rückkehr wieder vorbeizukommen und dann die drei Schafe mitzunehmen.

Ultschimund hingegen vermochte in der ersten Nacht nicht gut zu schlafen. Zwar war er überzeugt, richtig gehandelt zu haben, aber wie sollte er mit den Händlern fertig werden, wenn sie nach vier Tagen zurückkamen, die Schafe forderten? Da hätte er neun besitzen müssen. Seine Angst trieb ihn anderntags zum Besitzer der Karawanserei. Der war nicht nur reich, sondern auch für seine Schlauheit bekannt. Ihm vertraute er an, seine drei Schafe lediglich deshalb dreimal verkauft zu haben, um ihren tatsächlichen Wert bezahlt zu bekommen. „Ist das etwa Betrug?“, fragte er den Mann.

„Kein Betrug“, lautete die Antwort.

„Und was mach ich, wenn sie zurückkehren, mich verklagen, bei Euch, der Ihr gleichzeitig der Richter dieser Gegend seid?“

Der Richter blies sich gewaltig auf, stemmte die Hände in die Hüften. Groß und dick stand der reiche, schlaue Mann in seinem langen, gelben Seidengewand vor dem armen Ultschimund. „Ich muss nachdenken, um herauszufinden, wie ich dir helfen kann.“

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