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Der träumerische Rebell Heinrich Heine. Anekdoten von Volker Ebersbach
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
28.12.2021
ISBN:
978-3-96521-588-7 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 241 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Literarisch, Belletristik/Biografisch, Belletristik/Humorvoll, Belletristik/Kurzgeschichten, Belletristik/Satire
Biografien: Literatur, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories, Belletristik: Humor
Heinrich Heine, Anekdoten, Humor, Satire, Robert schumann, Ludwig Börne, Friedrich Hebbel, Giacomo Meyerbeer, Ferdinand Lassalle, Karl Marx, Honoré de Balzac, Paris, Göttingen, Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Lüneburg, Liebe, Krankheit, Tod, Humor, Satire, Biografie
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66. Reisegründe

Als Heinrich Heine im Mai 1831 Deutschland verließ und nach Paris reiste, sagte er, nach dem Grund gefragt: „In Spandau gibt es zwar Ketten, aber keine Austern.“ Einer der Freunde verstand ihn nicht. Da lachte Heine. „Nach Italien bin ich ja auch nur gereist, weil ich in München einen Schneider bei dem bloßen Namen ‚Italien’ vor Vergnügen krähen hörte.“

67. Landsleute

In Paris fühlte sich Heine bald wohl. Sowohl die Boulevards als auch die geschmackvoll gekleideten, höflichen Leute gefielen ihm sehr. „Gab mir jemand unversehens einen Stoß, ohne nicht gleich um Verzeihung zu bitten“, schrieb er in den „Geständnissen“, „so konnte ich darauf wetten, dass es ein Landsmann war; und wenn irgendeine Schöne etwas allzu säuerlich aussah, so hatte sie entweder Sauerkraut gegessen, oder sie konnte Klopstock im Original lesen.“

68. Sehenswürdig

In einem Pariser Salon stieß Heine bei der Konversation auf Verwunderung, dass er es wochenlang auf der öden Insel Helgoland ausgehalten habe. „Da bekommt man Anschauungen“, sagte er mit großer Geste. – „Weiter nichts?“ – „O doch! Man zeigt Ihnen das Haus, in dem ich gewohnt habe.“

69. Unglück

Kaum hatte sich Heine in Paris eingelebt, fand er auch einen jungen Franzosen, der anfing, seine „Reisebilder“ recht geschickt ins Französische zu übersetzen. Doch der talentierte Sprachmittler war ein Nachtwandler und stürzte bei einer nächtlichen Wanderung tödlich ab. Als man dem Dichter das erzählte, sagte er betroffen: „Ich habe viel Unglück!“

70. Rücksichtnahme

Heine erholte sich in Boulogne. Schlechtes Wetter trieb ein paar Engländerinnen, denen auch der Saal des Hotels zu unbehaglich war, ins Lesezimmer. Es entspann sich eine lebhafte, laute Unterhaltung zwischen den Damen. Eine Weile las Heine weiter. Doch dann stand er auf und sagte im Gehen mit viel Anstand: „I hope Ladys conversation will not be troubled by my reading papers.“

71. Entschuldigung

Ludwig Börne verzog keine Miene, als Heine freudig zu ihm hereinstürzte, ihm beide Hände reichte und mit ihm plaudern wollte. Seit acht Tagen, bemerkte Börne, erwarte er ihn zu einem verabredeten Gespräch. „Ich war in Boulogne“, erwiderte Heine, „und bin dort krank geworden.“ Was für ein Fieber es denn gewesen sei, erkundigte sich Börne besorgt. Heine antwortete: „Ich hatte mich in eine Engländerin verliebt.“

72. Kompliment

Heine, Friedrich List und Börne unterhielten sich köstlich bei Tisch, und mal drohte der eine, mal der andere vor Lachen zu ersticken. „Börne!“, sagte Heine schließlich. „Sie sind schuld, wenn man mich überall für einen Narren hält. Denn wenn ich etwas Witziges aus Ihren Werken zitiere, muss ich immer selber so lachen, dass man mich für verrückt hält.“

73. Laster

Ohne alle Erfahrung begab sich Heine in einen Pariser Spielsalon. Es dauerte nicht lange, und er hatte alles verloren. Ein Freund sagte dazu kopfschüttelnd, er habe ihm ja immer von diesem Laster abgeraten. Heine wandte ein: „Ja, wenn man verliert, dann ist das Spielen ein Laster.“

74. Ahnungen

„Sie wollen mit mir ein Geschäft machen“, sagte Heine ahnungsvoll zu einem lästigen Besucher, „zu einem Geschäft gehören zwei: Ein Schlauer und ein Dummer.“

75. Gutachten

Heine schlenderte gern, die Hände in den Taschen, mit erhobenem Kinn und einer Brille auf der Nase durch die Passage des Panoramas, die man zu meiden hatte, wenn man eine Dame ausführte, und musterte alle die auf und ab gehenden Desiréen, Clarissen und Amélien. Anfangs fand er die Französinnen zu klein. „Wenn man die langen deutschen Glieder gewöhnt ist“, sagte er, „ist es schwer, sich hier einzurichten.“ Das änderte sich aber allmählich. Als ihn Börne tadelnd fragte, was er denn dort schon wieder wolle, antwortete er: „Schauen, ob nicht diese oder jene ein neues Kleid anhat.“

76. Handwerkliches 1

Der Komponist Ferdinand Hiller fand Heine bei einem Besuch vor einem Blatt Papier brüten, auf dem kaum eine Zeile nicht durchgestrichen war. Heute fehle es ihm wohl an Eingebung und Schwung, bemerkte Hiller verständnisvoll. „Was stellen Sie sich darunter vor!“, knurrte Heine. „Ich arbeite wie ein Goldschmied, wenn er eine Kette anfertigt – ein Ringelchen nach dem andern – eines in das andere.“

77. Handwerkliches 2

Bei einem Besuch in Hamburg musste sich Heine von seinem Onkel Salomon wegen einiger Angriffe auf König Ludwig I. von Bayern den Kopf zurechtsetzen lassen: „Hör mal, du! Wie kannst du dir so was rausnehmen gegen einen König. Was bist du denn gegen den? Ein Lump bist du!“

„Recht hast du, Onkel“, antwortete der Dichter ganz ruhig. „Aber sieh mal, das Versemachen ist nun mal mein Geschäft, und Ludwig ist König. Ich brauche es nicht zu dulden, dass er mir ins Handwerk pfuscht.“

78. Christi Tränen

Da Heine sich in Paris den Ruf eines geistreichen Unterhalters erworben hatte, lud ihn auch der reiche Bankier Rothschild gern zu Tisch. „Herr Doktor“, rief Rothschild, das Weinglas in der Hand, seinem Gast einmal zu, „Sie sind doch ein Gelehrter. Sagen Sie mir, warum dieser Wein ‚Lacrymae Christi’ heißt.“

„Sie brauchen den Namen nur zu übersetzen“, antwortete Heine. „Christus weint, wenn Reiche solchen Wein trinken, während so viele arme Menschen Hunger und Durst leiden.“

79. Rothschilds neue „Hütte“

Als Rothschild sich in der Rue Lafitte für ein paar Millionen einen neuen Palast hatte erbauen lassen, fragte er jeden, der ihn besuchte: „Comment trouvez-vous mon chenil?“

Heine flüsterte ihm zu: „Wissen Sie denn nicht, dass ‚chenil’ nicht bloß eine Hütte, sondern eine Hundehütte ist?“

„Na und?“, fragte der Bankier, „was ist dabei?“

„Immerhin sind Sie der Bewohner!“, antwortete Heine.

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