Was weiß man denn wirklich von dem Dichter Titus Petronius Arbiter, der sich im Jahre 66 selbst die Adern öffnet, um damit einem Todesurteil durch Nero zuvorzukommen, dessen Erzieher und Berater in Fragen feinen Geschmacks er ist und damit zum Kreis der engsten Vertrauten Neros gehört - solange dieser nichts anderes für schön und genussreich ansah als das, was Petronius ihm empfohlen hatte.
Viel ist es also nicht, was an Zeugnissen über sein Leben und Schreiben überliefert ist geblieben sind lediglich eine Stelle bei Tacitus und ein paar Fragmente seiner Satyrgeschichten. Reicht das aus für einen Roman über diesen antiken Schriftsteller?
In einer Nachbemerkung, Argumentum an den Leser genannt, deutet Volker Ebersbach, mit Bezug auf Tacitus sein künstlerisches Verfahren an: Wir wissen nicht, wie zuverlässig er selbst unterrichtet war, spüren aber, dass die moralisierenden Tugendlehren der Stoa seine Sicht einengen. Wer solche Berichte verwendet, darf sich von ihrem eigentümlichen Reiz nicht beirren lassen. Wo der Gelehrte immer vorsichtiger wird und seinen Ertrag schwinden sieht, fühlt sich der Literat zum Erfinden aufgerufen. Der Verfasser dieses Romans gesteht, dass er die Biografie des Petronius, die das Gerüst bildet, erfunden hat. Dass sich sehr vieles, wenn nicht das meiste, ganz anders zutrug, ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich. Aber niemand wird es je erfahren. Das gab dem Erfinder freie Hand. Dem Leser, der sich jetzt betrogen fühlt, sei versichert: So frei, wie er denkt, ist die Erfindung nicht. Über die Personen, mit denen es Petronius zu tun gehabt haben muss, besonders über das julisch-claudische Kaiserhaus, ist weit mehr bekannt als über ihn selbst. Über die Welt, in der er sich bewegt hat, wissen wir nicht nur durch Tacitus, sondern auch durch Sueton und Cassius. Dio, durch Ausgrabungen und Inschriften, zeitgenössische literarische Werke und nicht zuletzt durch die Satyrgeschichten selbst genug, um auch zwischen den Zeilen lesen zu können. So lassen sich die Herkunft des Petronius, die Schauplätze seines Lebens, sein Lebenswandel, seine Sinnesart und das Bild, das er von seiner eigenen Zeit hatte, mit einiger Wahrscheinlichkeit erschließen. Soweit Verbürgtes vorhanden ist, ließ sich die Erfindung immer davon leiten.