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Strom ohne Brücke. Historischer RomanRoman von Otto Emersleben
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
17.11.2013
ISBN:
978-3-86394-476-6 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 392 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Action und Abenteuer, Belletristik/Geschichte
Abenteuerromane, Historischer Roman
Amazonas, Inka, Spanier, Peru, Eldorado, Gold, Indianer, Zimt
12 - 99 Jahre
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„Zurück! Zurück!“

Sanchez sah auf.

Orellana stürzte mit hochrotem Kopf nach mittschiffs. Dort quollen die Omagua durch die Luke an Deck.

„Felipillo, dräng sie sofort zurück ins Ruderdeck!“

Jetzt war alles aus ...

„Sofort zurück! Wenn sie nicht rudern, sind wir verloren.“

Felipillo stand unbeeindruckt.

„Sie fürchten sich“, sagte er. „Fürchten das zornige Brüllen des Wassergottes Napo.“

Noch einmal schrie Orellana „Zurück!“, aber die Indios blieben, drängten sich um die Stangen, die noch an Deck lagen, griffen danach.

Der Uferwald war lichter geworden jetzt. Zwischen den Stämmen schimmerten Felsbrocken, schoben sich bis ans Ufer heran.

Strudel erfassten das Schiff, drehten es wieder in seine alte Richtung. Da sah Sanchez, dass voraus auch im Wasser riesige Steine lagen.

Gischt spritzte auf. Schaum flog an Deck.

In der reißenden Strömung tanzte das Schiff, wild und Angst einflößend klang jetzt das Donnern des Flusses im Katarakt.

„Wir müssen ...“

Orellanas Worte gingen im tosenden Lärm unter.

O Santa Maria, Heilige Muttergottes!

Sanchez schaute sich um, suchte Hernando, aber er sah ihn nicht.

Da ließ plötzlich ein Krachen den Schiffsleib erzittern. Für diesen Augenblick schien sogar das Grollen des Wassers verstummt, sofort aber setzte es wieder ein. Es war jetzt nicht mehr irgendwo, sondern sie waren mittendrin. Sie und das Schiff, das aufstöhnte unter den Stößen der Felsen im Grund, das sich herumwerfen ließ von der gebündelten Kraft des Stromes.

Die Felsen im Wasser wuchsen und wuchsen, und es war nicht die Angst, die Sanchez schließlich aufschauen machte zu ihren Spitzen. Übergroß ragten sie auf neben dem Schiff.

Er sah, wie die Indios den Anprall der Plankenwände gegen die Riesensteine zu mildern suchten mit Balken und prallen Säcken. Holzsplitter flogen, wurden von gischtigen Brechern erfasst und über Bord gespült.

Zu hören war nichts als das Brüllen des Flusses.

O Santa Maria!

Heilige Muttergottes!

Sanchez griff die Stange fester, von der seine Kameraden längst abgeschüttelt waren, und tat es den Indios nach. Die Gesichter der Omagua waren verkrampft, und doch sprach aus ihnen kraftvolle Entschlossenheit.

Der nächste Anprall riss Sanchez zu Boden. Der Balken, den er zwischen Schiffswand und Felsen gehalten hatte, splitterte, aber er hörte es nicht in dem Krachen ringsum. Er spürte nur, wie es ihn wegdrückte und der Stumpf des Balkens ihn dann an der Schulter traf. Blut lief an seinem Arm herunter, tropfte herab auf das nasse Deck und war sofort weggespült von der nächsten Welle.

Sanchez sprang auf. Griff nach einem anderen Balken, den es schräg gegen das Ruderhaus geschleudert hatte. Er hielt ihn außenbords, mit stumpfer Verbissenheit umkrallten seine Arme das Holz.

Und wieder ein Anprall.

Heilige Muttergottes ...

Jetzt sah Sanchez, dass Andreas Durante zur Luke hastete.

Ein Leck? War das Schiff womöglich schon tödlich getroffen? War all ihre Mühe umsonst gewesen?

Es blieb keine Zeit, darüber nachzudenken, denn wieder und wieder warf es das Schiff herum.

Sanchez hielt seinen Platz, wehrte die Felsen ab wie die tausend Köpfe einer Hydra. Und wieder und wieder ...

 

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