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Flucht über die Anden von Jan Flieger
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Preis E-Book:
3.99 €
Veröffentl.:
06.05.2014
ISBN:
978-3-86394-491-9 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 50 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Gesundheit und tägliches Leben/Krankheiten, Erkrankungen und Verletzungen, Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung
Kinder/Jugendliche: Gegenwartsliteratur, Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Persönliche und soziale Themen: Körper und Gesundheit
Chile, Allende, Pinochet, Anden, Folter, Mord, Flucht, Verräter.Mut, Vertrauen
6 - 10 Jahre
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Miguel zieht die Stirn kraus, er streicht sich Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Die Soldaten kommen jede Woche. Ihr müsst weiter. Ich habe sechs Kinder. Nimm ein Huhn mit, das kleine, zarte — gutes Fleisch —, mehr kann ich nicht tun."

Paco schiebt das Huhn unter sein Hemd und hält es fest. Was hätte er auch tun können? Oberstes Gebot ist: Keine Aufmerksamkeit erregen. Paco hört Rufe. Soldaten stoßen Menschen auf einen Lastwagen. Ein Mann geht herum, zeigt auf Gesichter, die er nicht kennt. Ich bin nicht von hier, sie nehmen mich mit, denkt Paco. Der Ring der Soldaten ist eng, und so schnell hat er sich geschlossen, dass keiner weg kann. Immer näher kommt der Mann, der auf die Menschen zeigt. Als ein Soldat vor Paco steht, taucht der Junge unter seinem Arm durch, wirft das Huhn in den Sand, läuft los, läuft und läuft. Das Blut dröhnt in seinen Ohren, etwas schlägt neben ihm in der Mauer ein. Er läuft durch Höfe, eine Straße hoch, bis es still ist. Ein Priester fragt: „Warum läufst du weg, mein Sohn?“

„Nur so“, keucht Paco, und er hört die Trillerpfeife wieder. In seinen Augen steht die Angst.

„Komm“, sagt der Priester.

Sie sitzen in einem kleinen Raum, mit einem Tisch, zwei Stühlen und einem großen Kreuz aus braunem Holz an der Wand. Paco denkt an den spanischen Priester aus ihrem Viertel, der Alcina hieß. Er hatte gegen die Generale gepredigt. Die Soldaten holten ihn ab. Später fand man ihn ermordet im Fluss Mapocho. In vielen Siedlungen hatten Priester geholfen. Priester hatten auch das Komitee gebildet. In der Siedlung erzählten sie davon. Ein Bischof leitete es. Frauen und Männer des Komitees brachten Essen in die Siedlung. Ein Priester suchte im Stadion Pacos Eltern. Von einer Nacht zur anderen verschwand er, und hinter der Hand erzählten sie in der Siedlung von seinem Tod. Das geht Paco durch den Kopf, als er alles sagt. Und der Priester sitzt da und sieht auf seine Hände.

„Ich weiß nur noch einen, der den Weg über die Anden kennt. Aber er kommt nicht in meine Kirche. Ich gehe und werde mit ihm reden.“

Paco wartet und wartet, der Priester kommt nicht zurück. Und wenn er nicht hilft, dieser Priester? Nicht alle helfen. Paco hört derbe Schritte auf der Straße. Wie in einer Falle fühlt er sich. Die Soldaten bleiben vor dem Haus stehen. Ein Kommando ertönt. Paco wagt kaum zu atmen.

 

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