Mit einem Mal tauchte der Mond die Landschaft vor ihm in ein fahles Licht.
Und Biskupek erschrak: Er sah einen Mann! Er stand vielleicht zehn Meter vor ihm, wohl gleichfalls erschrocken, wie erstarrt. Er war groß und schlank. Es war unfassbar, aber konnte es nicht so sein: der Mörder kehrte an den Tatort zurück! Wollte er etwas holen, was er vergessen hatte?
Biskupek starrte den Mann an.
Da wandte sich der Unbekannte blitzschnell um und rannte in den Wald hinein.
Biskupek folgte ihm, er lief mit schnellen Schritten, er war ein ausdauernder Läufer.
Der Abstand blieb der gleiche. Im Licht des Mondes sah er den Rücken des Mannes. Was für ein unvorstellbares Glück! Er, der Schutzpolizist Biskupek, stellte den Mörder!
Er keuchte, und er war erstaunt, auf so einen guten Läufer zu treffen, einen Läufer, dem er einfach nicht näher kam. Sie liefen noch immer durch den Wald, parallel zum See. Aber mit einem Mal verdeckten wieder Wolken den Mond, war die Dunkelheit da.
Biskupek verharrte, hielt den Atem an und nahm so wahr, in welche Richtung der Unbekannte lief.
Er hetzte weiter, und er wusste nicht, wie lange er schon gelaufen war. Er atmete stoßweise, verharrte wieder, hörte die Schritte des Fremden, folgte ihm erneut.
Dann vernahm er kein Geräusch mehr, minutenlang, erstarrte: Hatte er die Spur verloren?
Plötzlich war das Geräusch der Schritte wieder da. Biskupek hetzte weiter, prallte mit dem Kopf gegen einen Baum, sodass er benommen zurücktaumelte.
Während er weiter hastete, spürte er etwas Feuchtes auf seiner Stirn. Auch ohne Licht wusste er, dass es Blut war. Doch er spürte den Schmerz nicht.
Der Mann vor ihm lief nun durch Gesträuch. Deutlich hörte ihn Biskupek keuchen.
Der Abstand hatte sich verringert. Als der Mond für Sekunden von den Wolken freigegeben wurde, sah Biskupek den Unbekannten näher vor sich, als er es erwartet hatte.
Der Mann blickte sich um. Sein Gesicht schien angstverzerrt.
Weiter! dachte Biskupek.
Er stürzte über eine Baumwurzel, schlug schwer mit der Stirn auf einen Stein, schnellte jedoch sofort wieder hoch. Auch der Fremde musste gestolpert sein, denn er hatte den Vorsprung nicht vergrößern können.
»Stehen bleiben!«, keuchte Biskupek.
Doch der Mann wandte sich nicht um.
Biskupek spürte leichte Stiche in der Hüfte. Er durfte nicht auf sie achten. Der Fremde vor ihm war wie ein Magnet, der ihn mit unwiderstehlicher Kraft anzog.
Und wieder Dunkelheit.
Und wieder das Licht des Mondes.
Das Keuchen der beiden Männer.
Ein Häher flog kreischend vor ihnen auf, und es schien Biskupek, als habe er den ganzen Baumgürtel des Sees mit Vogelstimmen gefüllt. Der Fremde vor ihm war nicht langsamer geworden, jedoch auch nicht schneller, obwohl ihn nur noch fünf Meter von seinem Verfolger trennten. Für diesen Mann, dachte Biskupek, steht viel auf dem Spiel, wenn man an die Verurteilung denkt und den Richterspruch, sogar sein Leben. Wenn er gefasst wurde, drohte ihm ein Leben bis zum Tode hinter Gefängnismauern.
Zweige schlugen Biskupek ins Gesicht, rissen blutige Schrammen, schlossen sein linkes Auge.