Sie laufen, noch ehe die Schüsse fallend
Vor ihnen liegt der Tunnel, und sein Eingang gähnt wie ein schwarzes drohendes Loch. Eine Kugel reißt Hanu die Mütze vom Kopf. Er läuft als letzter. Ihre Schritte dröhnen im Tunnel, den zwei Lampen sehr schwach erhellen. Der eisige Atem des Todes ist nah: Sind sie noch im Tunnel, wenn sie die Verfolger erreichen, haben sie keine Chance! Sie sind die besten Zielscheiben, die man sich denken kann!
Sie wickeln die Maschinenpistolen aus. Hanu zerschießt die Lampen, die den Tunnel erhellen. Nun werden sie nicht gesehen, aber sie laufen selbst im Dunkeln. Die Schüsse dröhnen wie Kanonenböller. Nur nicht stolpern! Nur laufen, laufen...
Einhundertfünfzig Meter!
Einhundertfünfzig Meter Gefahr!
Sie haben die Hälfte der Unterführung geschafft, sie keuchen, und sie mobilisieren ihre letzten Kräfte zu einem Spurt. Sie starren nach vorn, sehen die Unterführung münden in einen hellen Fleck. Der Ausgang!
"Sie sind hinter uns!", ruft Hanu erschrocken.
Bärenbach wirbelt herum, und er feuert sein ganzes Magazin leer, und während er es gegen ein neues auswechselt, hastet er den anderen nach. Unheimlich ist der Widerhall der Schüsse. Sie laufen weiter mit tauben Ohren. Das Ohr unterscheidet nicht mehr die einzelnen Schüsse. Ein Dröhnen füllt den Tunnel.
Noch acht Meter, noch drei! Querschläger zischen über ihre Köpfe.
Wenn die Deutschen nun auch am Ausgang lauern? Wenn sie hineinlaufen in die tödlichen Geschosse?
Karel hat den Tunnelausgang erreicht.
"Lauft auf der rechten Seite", schreit er, "ich schieße auf der linken!"
Garbe auf Garbe feuert er ab. Der Ausgang!
Sie hasten auf dem Bahnkörper entlang, rennen geduckt über Schienen, kriechen unter Güterwagen hindurch, laufen in ihrem Schutz und um eine Lokomotive herum, erklettern einen Zaun und lassen sich in den Schnee fallen, ehe sie einen Moment verschnaufen. Sie sind unverletzt, alle. Aber Karabinerfeuer schlägt gegen das Holz in ihrem Rücken. Eine Lokomotive pfeift grell.