Und plötzlich sagte ich: »He! Mal alle herhören. Wenn ich die Mannschaft aufstelle, gewinnen wir!«
Ein großes Murmeln begann.
»Jetzt gibts Ärger«, sagte Anna leise. Fabians Gesicht wurde finster. Er tippte sich an die Stirn. »Du spinnst ja«, stellte er fest und kam einen Schritt auf mich zu. »Wetten?«, fragte ich und sah ihm fest in die Augen.
Fabian blieb stehen. Er überlegte. »Um dein neues Skateboard?«, fragte er lauernd.
Das verschlug mir die Sprache. Am liebsten hätte ich Fabian einen Vogel gezeigt. Aber das traute ich mich nicht. Fabian feixte mich an. »Na, Hosen voll?« Ich zuckte mit den Schultern. »Gut«, sagte ich. »Um mein Skateboard! Aber wenn ich die Wette gewinne, stelle ich in Zukunft die Mannschaft auf, okay?«
»Okay«, sagte Fabian. »Aber mach dir keine Hoffnungen. Das Skateboard bist du los.« Mein Herz klopfte ganz wild. Mein Skateboard! Mein neues, bestes, schnellstes Skateboard! Fabian war supergemein. Konnte man denn überhaupt gegen die Kinder aus der Schillerstraße gewinnen? Wir hatten gegen die bisher immer verloren. Die meisten von denen hatten sogar richtige Fußballschuhe. Und Mädchen durften bei denen auch nicht mitspielen.
»Wie willst dus denn machen, Schlaumeier?«, fragte Fabian und grinste Ich zog einen zerknüllten Zettel aus der Hosentasche und einen Bleistiftstummel. »Jeder sagt, was er spielen will«, schlug ich vor. »Ich möchte Mittelstürmer sein.« Ich kaute auf dem Bleistift herum und wartete ab.
Aber alle, außer Fabian, nickten.
Also schrieb ich meinen Namen auf. Genau in der Mitte des Zettels.
Dann prasselten die Namen auf mich ein. »Ich spiele Linksaußen«, rief Daniel. Fritzchen wollte im Tor stehen. Ayse wollte stürmen, Michael Rechtsaußen sein und Uwe Verteidiger. Julia wollte ins Mittelfeld.
»So haben wir noch nie gespielt«, meinte Fabian verächtlich. »Ihr seid ja doof! Außerdem, wo soll ich überhaupt spielen?«, fragte er mich.
»Du bist bestimmt ein guter Verteidiger«, erwiderte ich.
Und ich dachte an meine Ferien im vorigen Sommer, an die Felsen in der Brandung. Fabian könnte so ein Fels sein. Ihn rannte keiner so leicht um.
»Na gut«, maulte Fabian. »Verlieren tun wir sowieso. Dafür gehört mir dann dein Skateboard.«
Und wir trainierten jeden Tag.
Wie eine richtige Mannschaft.
Mein Papa hat uns sogar einige Tipps gegeben. Etwas flau war mir dann aber doch schon im Magen. Immer wieder dachte ich an meinen schnellen Flitzer, mein Skateboard.
Die Kinder der Schillerstraße spielten wie Profis. Die waren wirklich gut.
Nach drei Wochen bin ich in die Schillerstraße getrabt. Da stand ein Junge mit einer Dortmundmütze.
Ich stehe mehr auf Schalke. Schon immer. »Wir wollen eine Revanche«, sagte ich. Der Dortmundfan griente. »Könnt ihr haben«, sagte er.
Das klang hochnäsig. Ich ärgerte mich gewaltig.
»Diesmal gewinnen wir aber!«, sagte ich. »Ein klasse Witz«, erwiderte der Junge. Und er fing an schallend zu lachen. Er hörte gar nicht wieder auf.
»Morgen«, sagte ich kurz. »Um drei.« Ich bemühte mich verächtlich zu gucken.
Der Junge nickte gönnerhaft und lachte noch einmal hinter mir her. Als ich mich umwandte, hob er die Faust. Und ließ dabei den Daumen steil nach oben schnellen.
»Borussia Dortmund«, rief er.
»Schalke!«, rief ich trotzig zurück. Schalke hat auch die Italiener beim UEFA-Cup im Endspiel geschlagen.
In der Nacht vor dem Spiel habe ich schlecht geschlafen.
Mein Herz klopfte heftig, und in der Schule konnte ich nur an das Spiel denken. Als die letzte Stunde zu Ende war, bekam ich auch noch Bauchschmerzen.
Aber keinem habe ich davon erzählt.
»Wir machen es wie Schalke«, machte ich den anderen Mut.
Fabian hat nur gegrinst. Richtig hinterhältig. Ich habe dauernd an mein Skateboard denken müssen.