Armin Meier sprang auf den Steg, streckte sich, sah sich um, erkannte den frischen Morgen, er befand, dass er gesund sei und fit, er lächelte.
Er sah das Aufgebot an Polizeiwagen am Ufer und ging forsch darauf zu. Der Kommissar kam ihm entgegen. Man kannte sich.
Der Kommissar informierte ihn kurz. In der Nacht sei in das Büro der Marina eingebrochen worden, die Einrichtung demoliert, ein wenig Geld gefunden, die Automaten der Duschkabinen geöffnet, die aber funktionierten mit Chips. Ob er etwas gehört habe.
Armin Meier sah jetzt die Staatsanwältin, sein Blick kalt, sah dann dem Krankenwagen hinterher, der jetzt abfuhr. Er möchte noch eins nicht: zurückgewiesen werden.
Der Kommissar sagte: Die Frau muss sie überrascht haben, versehentlich. Wir haben sie zu spät gefunden.
Armin Meier nickte.
Gegen halb drei etwa?
Sie haben was gehört?
Nicht direkt.
Einen Schrei?
Eher Gelächter. Aber wir hatten auch etwas Wind.
Immerhin: gegen halb drei, sagte der Kommissar.
Tut mir leid.
Armin Meier nickte noch einmal bedeutend und ging zu seinem Wagen.
Katharina, die Staatsanwältin, war um vier Uhr aus dem Schlaf gerissen worden, hatte sich in ihr eigenes, heiles Auto gesetzt und war hier heraus gefahren in diese wunderschöne Anlage, in der die neuen Reichen ihre Boote hatten und in der einer Frau die Kehle durchgeschnitten worden war.
Sie kennen ihn? sagte der Kommissar.
Kennen ist zu viel gesagt. Aber mögen, wenn Sie schon fragen, mögen mag ich ihn nicht.
Sie war ihm einmal begegnet, das hatte ihr gereicht.
Das war am Ende einer Gerichtsverhandlung gewesen. Der Saal leerte sich, sie legte ihre Papiere zusammen, schob sie in die Tasche, da kam er auf sie zu, groß, breit, mit watscheligem Gang, nichts konnte ihn aufhalten. Er war ihr sofort unsympathisch.
Ich bin heute Gast im Landgericht, sagte er. Ich bin Armin Meier. Er streckte ihr die Hand hin.
Sie blickte auf, übersah die Hand, und sah ihn wartend an.
Mir ist Ihr Name bekannt, Herr Meier.
Sie machen das gut, sehr gut, sagte er.
Sie schaute ihm aufmerksam in sein rundes, fettes, grinsendes Gesicht und erwiderte nichts.
Darf ich Sie einladen?
Wozu?
Immer noch selbstsicher: Wozu Sie wollen.
Katharina wartete einen Augenblick, dann sagte sie: Ich glaube, ich will nicht.
Sein Gesicht geriet zum Staunen. Das war ihm lange nicht passiert, er wurde abgewiesen, einfach so? Er konnte es nicht glauben. Wer war sie denn! Diese kleine Staatsanwältin, was bildete sie sich ein? Er musste sich überwinden, und seine Niederlage wurde vollständig. Er fragte: Und warum nicht?
Und Katharina antwortete ruhig: Sie fragen das, als ob meine Antwort Ihr Leben verändern würde.
Da war das Grinsen weg, und er drehte sich auf dem Absatz um und ging, und er war noch nicht fertig mit diesem Gespräch.
Sie sah ihn noch öfter, aber irgendwie immer nur von weitem. Und das war ihr recht so.