Marko wartete auf Thomas vor dem Klassenzimmer.
Schweigsam trotteten sie eine Weile nebeneinander her.
Kommen die wieder zu euch?, brach Marko das Schweigen.
Genau, sie kommen.
Ich würde glatt durchdrehen.
Thomas zuckte mit den Schultern.
Du kannst doch gar nicht klarkommen mit der Schwarzen. Geht überhaupt nicht.
Wie willst du das wissen?
Aber ständig diese Maske um einen herum.
Du hast vielleicht eine Ansicht.
Thomas wurde wütend.
Ich denke doch nicht allein so, sagte Marko.
Die Maske steckt alle Weiber in unserer Klasse glatt in den Sack.
Sag das bloß nicht zu laut. Die kratzen dir die Augen aus.
Von dir hätte ich eigentlich was anderes erwartet.
Du hast sie ja mir nicht gezeigt. Bist vorbeigelaufen.
Hab sie ja selber nicht gekannt damals. Zwei Stunden vielleicht.
Musst ja wissen, wen du eintauscht gegen mich, sagte Marko finster.
Quatsch, ich will niemanden eintauschen, erwiderte Thomas heftig.
Eine Weile liefen sie schweigend, mit gesenkten Köpfen. Als sie den Zeitungskiosk erreichten, wo sich ihre Wege trennten, blieb Thomas stehen.
Tschüs, sagte er und hob die Hand.
Sehen wir uns in der Woche?, fragte Marko.
Vielleicht.
Dann bring sie mit, die Schwarze.
Franziska heißt sie, sagte Thomas.
Am frühen Nachmittag, Thomas räumte sein Zimmer auf, läutete die Türglocke. Zunächst dachte Thomas an Marko. Doch er kannte den Freund, der kroch nicht zu Kreuze.
Er hatte ja gesagt, Thomas solle ihm Franziska vorstellen.
Das musste erst einmal passieren.
Vor der Tür stand Großvater Georg und erklärte dem Enkel, dass er in der Nähe zu tun hatte und die Gelegenheit benutze, mal vorbeizuschauen.
Machst klar Schiff, sagte er und blickte sich im Zimmer des Jungen um, der Besuch, wie?
Muss ja immer mal gemacht werden.
Du bist sehr selbstständig geworden. Na ja, wenn die Frau im Hause fehlt, sagte Georg Ammon.
Der Junge spürte, Großvater bedrückte etwas, und er ahnte, es war das Zerwürfnis zwischen Mutter und Sohn.
Ist schade, dass unsere Woche draußen futsch ist, sagte Opa Georg.
Aber du weißt doch warum, Opa.
Ja, ich weiß es, sagte Großvater seufzend, ich seh's ja auch ein. Aber es schmerzt. Und deiner Großmutter ganz schlimm.
Thomas sah sich mit Marko und den Großeltern in der Veranda sitzen. Cola und Limonade stehen griffbereit im schattigen Schuppen. Und Opa Georg erzählt von seinen Fahrten in ferne Länder, die spannend und aufregend gewesen waren, und bestimmt würde er ein wenig aufschneiden
Später komme ich ja zu euch, sagte Thomas.
Großvater ließ die Katze aus dem Sack.
Wärs nicht möglich, mal einen Nachmittag zu uns rauszukommen? Vater, du, und der Besuch, fragte er.
Was meint Oma dazu?
Sie wird schon einverstanden sein. Sie wird sogar froh sein, glaube ich.
Da wusste Thomas, Großvater handelt auf eigene Faust. Ob das gut geht?
Ich weiß nicht, was Papa in der Woche vorhat.
Aber einen Nachmittag werdet ihr doch frei haben, bat Großvater Georg.
Der Junge sah in das erwartungsvolle Gesicht des Großvaters, und er tat ihm leid.
Ich frage Papa, sagte er.
Das wird schon werden, sagte Großvater freudig.