Neu ist vieles für die Menschen in diesem Buch: da zieht ein siegreiches Heer ohne klingendes Spiel, in abgerissenen Uniformen, mit Pferdewagen und müde marschierenden Soldaten in eine Stadt ein, und die, die jahrelang im illegalen Kampf ihr Leben für die Sowjetunion einsetzten, müssen ebenso die deutsch-sowjetische Zusammenarbeit erst aufbauen wie die, die auf den Schlachtfeldern auch für die Befreiung der deutschen Arbeiterklasse ihr Leben wagten. Nun können Kommunisten zu dem Brotdieb nicht mehr sagen: Gebt ihm zu essen, dann wird er nicht mehr stehlen. Und Arbeiter müssen einen der ihren wieder absetzen und den alten Besitzer zurückholen; da fahren hungernde, bettelnde, schiebende Menschen einen Zug eher in die Stadt zurück, um noch abstimmen zu können. Da will Lene Nitzsche nicht Bäuerin werden, obwohl sie nicht weiß, wie sie ihr Kind satt kriegen soll; und Herbert Müller soll mit dem Mann Schulter an Schulter arbeiten, der mit seiner Frau lebte, als er in Gefangenschaft saß. Da sagen die, der Sozialismus sei jetzt nicht zu machen, die jahrelang ihr Leben für ihn riskierten; und der alte Sozialdemokrat Berthold Liebetrau lernt mit denen eine Partei bilden, mit denen er zwölf Jähre lang illegal kämpfte. Es ist eine Wiederbegegnung mit den Menschen aus dem Roman Die Zelle.
Hasso Grabner verschweigt nichts, er schlägt keine Bogen um heikle Fragen. Schwere, Leid und Irrwege dieser ersten Jahre nach dem 2. Weltkrieg begegnen uns in diesem spannenden Roman ebenso wie Humor und praktischer Sinn derer, die sie schufen. So wird lebendig, was für die meisten schon ferne Geschichte geworden ist.