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Die rasende Luftratte und Rosinen im Kopf von Jurij Koch
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Preis E-Book:
4.99 €
Veröffentl.:
30.06.2014
ISBN:
978-3-86394-684-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 57 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Science Fiction, Kinder-und Jugendbuch/Wissenschaft und Technik, Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Humorvolle Geschichten, Kinder-und Jugendbuch/Verkehrswesen/Luftfahrt, Kinder-und Jugendbuch/Verkehrswesen/Motorräder
Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Lustige Romane, Kinder/Jugendliche: Fantasy und magischer Realismus
Erfinder, Bastler, Luftkampf, Mäusemotor, Motorrad, Flieger, Autorennen
6 - 12 Jahre
Zahlungspflichtig bestellen

Das Mäuseauto tauchte in der Ferne auf. Die Gärtner und Gärtnerinnen bewunderten, wie es sich absolut geräuschlos näherte. Vor dem Tor blieb es stehen. Stephan und der Vater nahmen einen großen Blumenstrauß in Empfang. Lobreden und ähnliche unnütze Fisimatenten wurden unterlassen. Die Männer und Frauen gingen an die Arbeit. Gebündelte Möhren, Kohlköpfe, weiß und rot, Rettiche und verschiedene Kräuter, darunter Dill und Bohnenkraut zur Verfeinerung, wurden isn Auto gereicht. Stephan nahm den modernen Treibstoff entgegen und notierte Menge, Maß und Sorte.

Schon wollten die Fahrer in ihr Mäuseauto einsteigen, um die zweite Hälfte der Teststrecke unter die Räder zu nehmen, da miaute vom Treibhaus her eine Katze. Es musste sich um einen gefährlichen wilden Kater handeln, der seit Wochen keine Maus mehr gesehen hatte. Stephan warf einen Blick auf den Drehzahlmesser und stellte fest, dass die Mäuse vor Schreck den Betrieb eingestellt hatten. Das Miauen des wilden Katers hinter dem Treibhaus wurde heftiger, und Stephan musste einsehen, dass sie keinen Meter vom Fleck kommen würden, solange das Geschrei des Mäusefeindes zu hören war.

Die Gärtner wunderten sich. Unter ihren Katern war kein solcher Radaubruder. Einer sagte: »Dass man das nicht der Mann ist!« Sofort stürzten sie hinter das Treibhaus, um dem zweibeinigen Kater Beine zu machen. Stephan und der Vater rannten mit. Als sie hinter das Glashaus kamen, sahen sie niemanden. Auch das Auto war dort nicht. Sie schauten sich verdutzt an.

Die Zeit hatte der Onkel genutzt, um sich an das Testfahrzeug heranzuschleichen und heimlich etwas in den Auspuff zu stecken. Einen Kater. Der in Wirklichkeit keiner war. Es handelte sich um ein kleines Tonbandgerät. Mit der Stimme eines Katers. Das Gerät konnte sich in regelmäßigen Abständen selbstständig ein- und ausschalten. Da bekanntlich bei Autos, die mit Mäusemotoren ausgerüstet sind, aus Auspuffen nichts pufft, konnte der Onkel sicher sein, dass sein Streich nicht wirkungslos verpuffen würde.

Als Stephan, der Vater und die Gärtner zurückkamen, hatte der Onkel seine hinterhältige Arbeit schon abgeschlossen und sich wieder versteckt. Gespannt beobachtete er den Fortgang der Dinge und malte sich ein Fiasko der Testfahrt aus, wie es beim Untergang der Welt nicht größer sein könnte.

Der Auspuffkater schwieg noch. Die Mäuse trampelten kräftig in die Speichen. Stephan stellte befriedigt fest, dass der Drehzahlmesser Werte anzeigte, mit denen sie Weltmeisterschaftsgeschwindigkeiten im Autorennen erreichen konnten. Stephan versorgte seine Schützlinge durch ein Rohr mit frischer Nahrung. Wie bei der Post die Rohrpost rutschten die Möhren zum Ziel. Die Fahrt ging weiter. Die Gärtner und Gärtnerinnen winkten noch einmal und gingen dann an ihre Arbeit.

Der durchtriebene Nieselpriem von Onkel holte sein Auto aus dem Versteck und verfolgte die beiden. Er schaute auf die Uhr. In wenigen Minuten würde sich sein Katertonband zum ersten Mal einschalten.

Stephan freute sich derweil, dass alles wie am Schnürchen lief. Er sagte zum Vater: »Die Störung war nützlich. Den Faktor Katze haben wir nicht bedacht. Es geht doch nicht, dass unsere Fahrzeuge vor jeder ...« Er stutzte, denn die Leistung des Motors fiel ab. Das Auto rollte immer langsamer. Sie hörten das Miauen und wussten sofort, dass der Widersacher mit ihnen fuhr. Der Vater bremste. Sie stiegen aus und schauten in den Kofferraum. Die Mäuse waren noch im Behälter, aber aus dem Häuschen. Es war kein System in ihrer Arbeit. Sie trampelten in die Speichen, die einen rechts, die anderen links, sodass die erzeugte Kraft sich gegenseitig aufhob. Zunächst war nicht festzustellen, woher das gedämpfte Miauen kam. Dann aber legte der Vater das Ohr an den Auspuff. »Hier!«, sagte er. »Im Auspuff ist er drin.«

Tatsächlich! Auch Stephan überzeugte sich, dass die Störung von dort kam. Das hatte die Welt noch nicht gesehen: ein Kater im Auspuff. Als sie überlegten, wie sie ihn aus dem Rohr locken könnten, fuhr der Onkel vor. »Is was?«, fragte er scheinheilig.

»Eine Katze im Auspuff«, antwortete Stephan.

»So ein Pech«, heuchelte der Onkel. »Soll ich euch abschleppen?«

Der Vater hob die Schultern und sagte, dass wohl nichts anderes übrig bleiben würde.

Stephan war dagegen. Er fürchtete die Blamage, wenn sie am Schleppseil des Onkels ins Dorf zurückkämen. Er wollte nicht aufgeben. Man müsste ... In dem Augenblick verstummte der Auspuffkater. Die Mäuse beruhigten sich. Sie ordneten sich, Schnäuzchen nach vorn, Schwänzchen nach hinten. Die Fahrt konnte fortgesetzt werden. Der Onkel wusste, dass sie nicht weit kommen würden. Er sagte: »Wollen wir nicht ein Wettrennen veranstalten?«

»Einverstanden«, antwortete Stephan.

Auf los ging’s los. Wer als erster vor Bäckermeister Semmelbrauns Laden sein würde, sollte als Sieger gelten. Der Onkel nahm sich Zeit und ließ dem Mäuseauto großzügig einen beträchtlichen Vorsprung, wie es oft Filmhelden tun, damit ihnen am Ende um so mehr zugejubelt wird.

 

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