Eine Invasion. So hatte bis da noch kein SF-Autor über den Erstkontakt mit Außerirdischen geschrieben: Zum Zeitpunkt der Handlung dieses utopischen Romans von 1986 ist die Erde ein friedlicher Ort. Kriege sind längst Geschichte. Dann greifen fremde Raumschiffe an. Alles vernünftige menschliche Leben soll ausgelöscht werden.
Was können die Menschen tun? Was führen diese Fremden, die scheinbar wie Engel aussehen, im Schilde? Noch ist nicht allen der Ernst der Lage klar. So versucht Igor Walrot, die Hauptfigur, aus deren Sicht wir die ganze Geschichte miterleben, zu erklären:
Ich erläuterte behutsam: Sie hatten nie die Absicht, mit den Menschen in friedlichen Kontakt zu kommen. Welche Motive sie für den Überfall haben, wissen wir nicht. Aber dass sie nicht mit uns reden wollen, haben sie bewiesen. Und sie meinen offenbar, dass sie es nicht nötig haben. Sie brauchen nicht zu fragen, sie nehmen, was sie brauchen, uns brauchen sie dazu nicht, höchstens, wie es sich jetzt abzeichnet, als idiotisierte Handlanger. Sie haben dann uneingeschränkte Macht über uns.
Und ihr? Irene fragte leise, verzagt.
Ich winkte ab. Nicht ernst zu nehmen bislang. Schau, wir haben alles getan, dass der Kampf Mensch gegen Mensch von dieser Erde verschwindet. Es hat unsägliche Opfer gekostet, bis es endlich gelang. Mit einem Überfall solcher Art hat keiner gerechnet. Er passt nicht in die Theorie. Interstellare Raumfahrt, du kennst das, setzt einen hohen Stand der Produktivkräfte voraus. Dieser ist nur, so meinten wir bislang, bei einer durchgängigen Humanisierung der Gesellschaft erreichbar."
So sehe ich das auch!
,Ja, aber ... Sie beweisen es uns, es gibt Ausnahmen. Sieh, eine Überlegung: Als hier auf der Erde der große Umschwung stattfand, kreiste um den Planeten die riesige Raumstation der Vereinigten Staaten von Nordamerika mit einer Kapazität von fünftausend Menschen und - entsprechend dem damaligen Stand - aufs Beste eingerichtet. Fünftausend der reaktionärsten, aber auch der fähigsten Leute dieser Machtgruppierung wären in der Lage gewesen, die Station in den Raum zu steuern, sich und ihre Lebensbedingungen über Jahrhunderte zu regenerieren, doch stets vom Wunsch beseelt, die Enge des Schiffes gegen eine neue Erde, die sie sich nach ihren Vorstellungen einrichten würden, zu tauschen. Und wenn sie eine gefunden hätten, die von zwar vernünftigen, aber friedfertigen und schwachen Wesen bewohnt gewesen wäre, was, glaubst du, Irene, hätten sie getan?
Aber Igor, sie waren Menschen!