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Das zweite Leben, 1. Teil von Alexander Kröger
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
27.03.2016
ISBN:
978-3-95655-656-2 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 241 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Science Fiction /Action und Abenteuer, Belletristik/Science Fiction /Apokalyptisch und postapokalyptisch, Belletristik/Science Fiction /Gentechnik, Belletristik/Science Fiction /Zeitreise
Klassische Science-Fiction-Literatur, Science-Fiction: Apokalypse/Postapokalypse, Science-Fiction: Zeitreisen
Science Fiction, Spannung, Liebe, Sabotage, Technik, Gentechnik, Zeitreise, Apokalypse
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Der Fund hinter der Samenbank hatte die Gemüter naturgemäß erregt, und sie hatten am Abend noch eine gute Weile das Für und Wider des Klonens diskutiert. Sylvia und eigenartigerweise Elisabeth waren dafür, Larry - von ihm ein kommentarloses Nein - und Ann dagegen, Frank für einen Kompromiss.

Elisabeth vertrat eine Horrorvision, die einen heftigen Disput auslöste und sogar Sylvias Protest hervorrief. Aber es wurde bald erkennbar, dass Elisabeths Ansicht von Angst und Eigennutz geprägt war. Sie meinte, ein Mensch solle die Möglichkeit haben - ärztlich kontrolliert, schränkte sie ein -, seinen Klon als Ersatzteilspender zu züchten, dann, wenn kranke Organe gegen gesunde auszuwechseln seien. Es gäbe sicher eine Methode, nur das Körperliche sich entwickeln zu lassen, nicht die Seele, den Geist, wie Elisabeth das nannte. Solche Organe wären in jedem Falle passfähig und verträglich, medikamentöse Nachbehandlungen überflüssig.

»Da wirst du keinen Klon brauchen«, hatte Sylvia eingeworfen. »Soweit ich weiß, können einzelne Organe separat gezüchtet werden. Deine zerfressene Leber zum Beispiel. Ein verlorenes Glied kann man am Körper nachwachsen lassen. Das hat im Tierversuch schon funktioniert. Irgendwo in der Erbmasse sitzt dafür der Auslösebefehl. Man braucht ihn nur zu finden und zu aktivieren - fertig! Also, kein Horror! Ausschlachten sein Double, so was!« Sie schüttelte den Kopf.

»Wenn es denn anders geht ...«, hatte Elisabeth, offensichtlich der zerfressenen Leber wegen etwas brüskiert, eingelenkt.

Das Thema Milan war an dem Abend, als hätten sie es verabredet, ausgespart worden, obwohl es, bei Frank zum Beispiel, gedanklich festsaß. Es musste also - konnte man den Angaben am Inkubator glauben, und warum sollte man nicht? - für Milan einen Doppelgänger geben, nein, zwei Milans! Und welcher von beiden war mit Helen unterwegs? Weswegen überhaupt der zweite, die vielen Zweiten in den Gefäßen? Das Motiv? Und da Frank von seiner These, es kann sich nur um Verbrecherisches handeln, nicht abging: welche Art von Verbrechen war da im Gange, und welche Rolle spielte der zweite Milan? Denn noch war Frank der Meinung, dass sie den ersten, den Original-Milan, im Team hatten. Aber was hatte dieser Interessantes an sich, um Zielscheibe eines so langfristig angelegten Anschlags zu sein? Frank war gedanklich durchgegangen, was er von Milan wusste. Er stellte fest: herzlich wenig, und nichts, das einen Anhaltspunkt bot. Aber - da saß der Zweifel: Wenn es nun der zweite Milan war, mit welchem Ziel wurde er ins Leben gesetzt, worauf vorbereitet? Aus einem Inkubator kam er, in einem Heim hat er gelebt. Das klingt im Nachhinein nicht gerade vertrauensfördernd.

>Müßig zu spekulieren<, hatte Frank sich dann gesagt und war nach dem ereignisreichen Tag eingeschlafen.

Aber jetzt, während der Arbeit, hatte Sylvia das Thema Milan wie beiläufig angeschnitten. Sie hatte die Frage gestellt, welchen der beiden Ann und Elisabeth für das Original hielten. Und sie hatten sich beide für den vorhandenen entschieden.

»Warum traust du ihm nicht?«, fragte Elisabeth zurück. Sie hielt und schob einen der Holme, sodass Larry die Bolzen bequemer setzen konnte.

Sylvia zuckte mit den Schultern. Mit den Füßen rollte sie verstreute Sprossen in Larrys Reichweite. »Weiß nicht, so’n Gefühl. Er bestimmt mir zuviel, was gemacht werden soll. Zum Beispiel, dass er Helen mitgenommen hat, die wäre hier besser aufgehoben. Die hat so was ... Und überhaupt, ich denke, er sagt uns nicht alles, was draußen ist.«

»Wer hätte an Helens Stelle gehen sollen?«, fragte Ann. Sie sägte mit stumpfem Blatt die letzten Sprossen, setzte ab und wischte den Schweiß von der Stirn. »Ich doch wohl nicht. Wenn ich an den Schacht denke, der mir bevorsteht, wird es mir schlecht. Elisabeth? Und Larry vielleicht? Blieben Frank und du. Na, dich haben sie schon einmal hergeschleppt. Und einen der Kerle sollten wir schon hier behalten. Außerdem«, sie wandte sich an alle, »habt ihr nicht bemerkt, dass sich zwischen den beiden ...« Sie brach ab.

»Er hätte auch allein ...« Sylvia setzte nicht fort, und es klang kleinlaut, als spüre sie ihr Abseits.

»Was bei Alleingängen herauskommen kann, siehst du an dem da.« Ann wies mit der Säge auf den am Boden sitzenden Larry.

 

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