Aus den Funden am zweiten Ort der Gräuel schloss die Gruppe um José Valairo, insbesondere durch die Begutachtung der Ärztin, dass mindestens zehn Personen ihr Leben gelassen hatten. Allerdings gab es untrügliche Anzeichen: Der Platz war bereits von irgendwelchen Leuten aufgefunden und geplündert worden; denn es fand sich kaum etwas von Belang: In den Kleiderresten kein Geld, keine Papiere; es lagen keine wertvollen Werkzeuge umher, zum Beispiel Motorsägen, und selbst, das war das sicherste Zeichen, aus dem Fahrerhaus des Bulldozers hatte man Armaturen ausgebaut - unmittelbar neben den sterblichen Überresten vermutlich des Fahrers. Es mussten danach ziemlich abgebrühte Burschen am Werke gewesen sein. Ines Kamen konnte nur nach den zahlreichen Knochenfunden schätzen, wie viele Holzarbeiter auf dieser Lichtung ihr Leben gelassen hatten, schließlich hat jedes Skelett nur eine bestimmte Anzahl von Einzelteilen. Allerdings ließ die Vollständigkeit sehr zu wünschen übrig. Die Teilnehmer der Expedition gingen davon aus, dass die ermittelte Zahl der Toten wahrscheinlich ein Minimum darstellte.
Inspektor Valairo verständigte die Zentrale über den erneuten grausigen Fund, und er bat dringend um Unterstützung dahingehend, dass man nichts unversucht lassen solle, herauszufinden, wer für die Plünderung des Schlachtfeldes in Frage käme; denn es müsse sich wohl um eine Gruppe handeln. Davon auszugehen sei, dass mindestens fünf oder sechs Motorsägen erbeutet worden waren, die legal nur auf Bezugsschein zu erhalten sind. Außerdem wäre zu vermuten, dass jene mit einem Wasserfahrzeug unterwegs gewesen waren; das könnte schon aufgefallen sein. Und, für den Ansatz ganz wichtig, Valairo konnte Rahmen- und Motornummer des Bulldozers durchgeben. Ein polizeiliches Kennzeichen hatte die Maschine natürlich nicht. Schließlich bat er darum, alles, was bei Ermittlungen in irgendeiner Weise merkwürdig erscheinen, den alltäglichen Rahmen sprengen mochte, sorgfältig aufzunehmen, und sei es das Kleinste. Der Inspektor empfahl außerdem, zur näheren Untersuchung der beiden Tatorte, eine gesonderte Gruppe der IBAMA einzusetzen. Man könne mit einem Schwimmer-Hubschrauber gewiss auf dem Fluss landen, die Strömung sei minimal.
Am Flussufer fand sich abermals die Stätte - die ehemalige Verladung auch hier -, die sich als Lagerplatz gut eignete. Die Lichtung selbst hätte dafür zwar auch Voraussetzungen geboten, aber natürlich verspürte niemand Lust, am Ort des Massakers und angesichts des Grabes für die grausigen Reste zu biwakieren.
In gewisser Weise hatte sich das Unternehmen totgelaufen. Der wahnwitzige Mörder war mit seiner Strahlenkanone offenbar vom jetzt vorgefundenen Holzeinschlag zu jenem zweiten dort flussabwärts gewandert und zurückgekommen. Man mutmaßte, dass die Maschine vielleicht auf dem Fluss transportiert, hier aus- und eingesetzt und so dann, nach Verrichtung des bestialischen Werkes, wieder eingeschifft wurde. Wenn dem so war, wo sollte da für die weitere Untersuchung angesetzt werden?
Für die Behörde aber wäre die Expedition nicht gänzlich erfolglos gewesen; denn immerhin schien es möglich, gleich zwei große Waldfrevler dingfest machen zu können und zu bestrafen, ein, wie Valairo betonte, äußerst zufriedenstellendes Ergebnis. Nur, die Massaker ... Wo würde der Irre das nächste Mal zuschlagen? Und wie viel Blut sollte noch fließen?