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Wolfgang Amadés Erben. Roman von Renate Krüger
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Preis E-Book:
8.99 €
Veröffentl.:
22.08.2013
ISBN:
978-3-86394-337-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 469 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Belletristik/Geschichte, Belletristik/Familienleben, Biografie & Autobiografie / Komponisten und Musiker
Biografien: Kunst und Unterhaltung, Komponisten und Songwriter, Musiker, Sänger, Bands und Gruppen, Historischer Roman, Biografischer Roman, Familienleben
Mozart, Köchel, Breitkopf & Härtel, Wien, Salzburg, Prag, Autograf
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Constanze sagt Ja zur Schiffsreise. Und sie sagt auch endlich Ja zur Heirat. Nissen sieht diese beiden Ereignisse in harmonischer Einheit. Lange hat sich Constanze gesträubt. Vielleicht nicht so sehr gegen das Heiraten oder gar gegen ihren langjährigen treuen Freund und Helfer, wie sie ihn nennt, gegen ihren pedantischen Gratissekretär, wie ihn andere nennen. Es wird ihr jedoch schwer, von ihrem Namen Abschied zu nehmen. Jetzt bedeutet es etwas, Mozart zu heißen. Sie ist die Witwe des großen Wolfgang Amadé. Sogar ihr Hausmädchen ist davon beeindruckt. Und gerade jetzt soll sie den Namen Nissen annehmen?

»Du könntest hinter meinen Namen deinen alten setzen«, wirbt Nissen beharrlich. »Constanze Nissen, gewesene Witwe Mozart …«

»Stört dich das nicht? Endlich trage ich deinen Namen und schleppe den meinen dennoch weiter. Soll ich einen Teil meines Witwengewandes weiter tragen? Stört dich das nicht?«

»Nein, liebe Constanze! Ich bin es durch so lange Jahre gewöhnt, mit dem Namen Mozart zu leben.«

Einen kräftigen Anstoß zur Heirat gibt Nissens neue Uniform mit dem Danebrog-Orden. Schade, dass Wolfgang ihr das niemals bieten konnte. Er war erst nach seinem Tode berühmt geworden. Nun hat sie also zwei berühmte Männer. Soll der Nissen sie jetzt in Gottes Namen heiraten! Doch nun gibt es ein neues Hindernis, die Franzosen, die teuren Zeiten …

»Die stören uns nicht, mein liebes Kind! Wir gehen außer Landes. Das heißt, wir gehen für kurze Zeit aus Wien fort. Wir fliehen. Und wenn wir zurückkommen, sind wir verheiratet. So kommen wir um eine große Hochzeit herum und können viel Geld und Aufwand sparen. Jedermann wird wohl einsehen, dass wir eine ganz stille Hochzeit halten wollen.«

Constanze lacht so unbeschwert und fröhlich wie vor ihrer ersten Hochzeit. Dieser Nissen! Wo hatte er diese fast weibliche Raffinesse solange versteckt? An einer großen Hochzeit liegt auch ihr nichts. Das so ersparte Geld kann man besser anwenden. Aber heiraten möchte sie, je länger sie darüber nachdenkt, umso lieber. Nicht wegen des Leutegeredes, das ist ihr gleichgültig. Auch nicht nur wegen Nissens Uniform und Orden. Aber es muss jetzt etwas Neues in ihr Leben kommen, sonst wird sie vom Leben der anderen einfach aufgesaugt, mitgerissen, überspült. Ihre Schwester Sophie hat nach Ungarn geheiratet, ist fortgezogen. Wolfgang ist in Galizien, er schreibt noch seltener als der Karl aus Mailand. Ami, der kleine drollige Hund, ist gestorben.

»Wir werden eine schöne und sicher auch lustige Fahrt haben. Es wird fast wie bei einer Entführung sein. Wie bei einem Frauenraub.«

Was ist in Nissen gefahren, in diesen ernsten und vernünftigen, allzu vernünftigen Mann? Auf der Flucht sein, um Spaß zu haben, entführt zu werden, zu heiraten.

»Was kümmern uns die Franzosen? Wir fahren auf einem Segelschiff die Donau hinunter, und in Pressburg heiraten wir …«

So mir nichts, dir nichts ... Für Frau Constanze wird alles ganz leicht. So wie früher, so wie an der Seite Wolfgangs, wenn sie viele Sorgen und manchmal nichts zu essen hatten und wenn dem Wolferl dann etwas ganz Verrücktes einfiel. Krallerballer, Spitzignas … Auch Karoline Pichler hat wieder von Wolfgangs närrischem Wesen erzählt, und Constanze musste dabei ihre Augen tupfen. Auf einer Gesellschaft hatte Mozart mit der jungen Karoline musiziert. Alles lauschte mit angehaltenem Atem. Plötzlich wurde ihm das Spielen zuwider, er sprang über Tisch und Sessel, miaute wie eine Katze und schlug Purzelbäume. Ob auch Nissen Purzelbäume schlagen kann?

Die Schiffsleute blicken mit scheelen Augen auf das ältliche Liebespaar. Die wollen auf der Flucht sein? Starren verliebt auf die Landschaft zu beiden Seiten der Donau, als sei das etwas Besonderes.

 

Wolfgang Amadés Erben. Roman von Renate Krüger: TextAuszug