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Paradiesgaertlein. Ein Tagebuch von Renate Krüger
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Preis E-Book:
6.99 €
Veröffentl.:
13.12.2015
ISBN:
978-3-95655-572-5 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 138 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Biografisch, Belletristik/Psychologisch
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Seelenleben, Belletristik: Erzählungen, Kurzgeschichten, Short Stories
Garten, Natur, Harmonie, Schönheit, Erinnerungen, Tagebuch
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Die Landvermesser haben sich angesagt, der Garten soll vermessen werden, sobald der Frost vorüber ist. Auch Bodenproben sollen entnommen werden. Und man wolle bereits jetzt schwere Technik zur Untersuchung des Baugrundes einsetzen.

Zufall ist das, was mir zufällt. Ich lebe von dem, was mir zufällt, seien es Informationen oder Impulse. Echte Zufälle oder Impulse nehmen auf die Umgebung keine Rücksicht. Kreative Gedanken überfluten mich unabhängig von der Beleuchtung, sei es gleich nach dem Aufwachen, sei es beim Spazierengehen.

Wer Heimat nicht besitzt, ist arm. Wer sie niemals verlässt, wird nicht reich. Aus dem Bewusstsein von Heimat erwachsen neue Kräfte. In der Verabsolutierung von Heimat werden sie zerstört. Heimat konnte zum Blut- und Bodenmythos verkommen und zum Reservoir des Verbrechens werden. Am Heimatbegriff haben sich schon ungezählte kräfteverzehrende Tümeleien hochgerankt, schwarze, braune, rote, grüne. Wer den Heimatbegriff nicht verinnerlichen kann, wird nie aus seinen Wurzeln leben. Um die Lebensmitte, spätestens aber mit dem 50. Lebensjahr beginnt eine neue Beziehung zu den eigenen Wurzeln.

Welche Gärten habe ich schon verinnerlicht? Die Vorgärten meiner Kindheit. Sie garantierten Distanz zwischen dem diskret zurückliegenden Haus und der öffentlichen Straße. Man verbarg sich hinter Tulpen, Jasmin und Tränenden Herzen und zeigte seine Gefühle nicht in der Öffentlichkeit. Als nach Kriegsende in den Vorgärten Kohl und Kartoffeln angebaut werden mussten, schien eine Welt zusammenzubrechen.

Der Nachbargarten war nicht zum Beobachten und Träumen geeignet, sondern nur die Fortsetzung des gebohnerten Hausinneren, man durfte nicht von den abgezirkelten Wegen abweichen und ja nicht auf die rechtwinkligen Beete treten. Als Kind fand ich es schrecklich, nur in einem sauber gehaltenen Gehege zu spielen und machte meinem Unmut über die ganze wohl gepflegte Langeweile dadurch Luft, dass ich die niedlich aufgeputzte Tochter des Hauses in ein winziges, niedlich gemauertes Wasserbecken stieß.

Der Garten meiner Großeltern hatte nicht einmal mit der untersten Stufe der grünen Kunst etwas zu tun. Er bestand aus einigen Quadratmetern Erde von magerster Bodenbeschaffenheit. Einige Kartoffeln und Mohrrüben quälten sich zur Mindestgröße empor, und der Biss in einen Apfel zwang zu sauren Grimassen. Aber die aus weißen Latten gezimmerte Laube war mit Feuerbohnen berankt, und dieser Farbendreiklang - weiß, grün, rot - klingt mir noch heute nach.

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