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Rebell mit Kreuz und Schwert. Das Leben des Thomas Müntzer von Heinz Kruschel
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Preis E-Book:
5.99 €
Veröffentl.:
28.10.2014
ISBN:
978-3-95655-138-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 136 Seiten
Kategorien:
Kinder-und Jugendbuch/Politik und Regierung, Kinder-und Jugendbuch/Geschichte/Europa, Kinder-und Jugendbuch/Biografisch/Europäisch, Kinder-und Jugendbuch/Action und Abenteuer/Allgemein, Kinder-und Jugendbuch/Geschichte/Militär und Kriege, Kinder-und Jugendbuch/Religiös/Christlich/Geschichte, Kinder-und Jugendbuch/Religiös/Christlich/Action und Abenteuer
Kinder/Jugendliche: Action- und Abenteuergeschichten, Kinder/Jugendliche: Biografische Romane, Europa, Kinder/Jugendliche: Historische Romane, Bezug zu Christen und christlichen Gruppen
Thomas Müntzer, Martin Luther, Bauernkrieg, Bad Frankenhausen, Mühlhausen, Heldrungen, Thüringen
12 - 99 Jahre
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Lang waren die Nächte im März.

Das Kienspanlicht flackerte, im Zimmer war es kühl. Müntzer legte sich eine Decke um die Schultern und setzte sich wieder an den Tisch.

Im Johanniterhof war es ruhig. Die Feder des Predigers kratzte. Das einzige Geräusch im Zimmer. Müntzer schrieb Briefe, beantwortete Schreiben aus Franken und Schwaben, aus thüringischen Städten, aus Hessen und aus dem Mansfeldischen.

Er warnte vor dem zu frühen Losschlagen, beschwor die Freunde und Schüler: Die Sache kann nur gewinnen, wenn wir uns alle einig sind. Lasst darum die Verbindungen nicht abreißen.

Ein neues Blatt, ein neuer Brief.

Dazwischen Gedanken, quälende Überlegungen: Wird es uns gelingen?

Ottilie huschte ins Zimmer und stellte eine Mahlzeit auf den Tisch. Flüchtig aß Müntzer, seine Frau setzte sich auf einen Schemel und sah ihm zu. „Manchmal glaube ich“, sagte sie leise, „dass Pfeiffer nicht mehr unserer Meinung ist, und das macht mir Sorgen.“

Müntzer blickte überrascht auf. Nach einer Weile des Überlegens sagte er: „Ist es ein Fehler, wenn er mit den alten Feinden der Stadt Mühlhausen abrechnen will? Mit den Klöstern, mit den Grafen? Er ist nicht gegen uns, Ottilie.“

Die Frau seufzte. „Ich denke, er sieht nicht über die Mauern hinweg. Er denkt nur an die Feinde Mühlhausens.“

„Wir sind keine geborenen Bürger dieser Stadt“, sagte Müntzer, „wer will es dem Pfeiffer verübeln, wenn er zuerst an seine Heimatstadt denkt? Es wird sich zeigen, dass er auch über die Mauern Mühlhausens hinwegsehen kann.“

„Geb’s Gott“, sagte die Frau.

Müntzer überlegte. Die armen Bauern und die armen Stadtleute können weder lesen noch schreiben. Pfeiffer hält sie für ungebildet, sie beherrschen nicht das Handwerk der Waffen. Aber das ist doch nicht ihre Schuld. Und alles ist zu lernen. Pfeiffer muss einsehen, dass Mühlhausen keine Insel ist. Bliebe die Veränderung der Verhältnisse im Thüringischen nur auf Mühlhausen beschränkt, so wären wir verloren. Das müssen auch die Bürger einsehen, die Pfeiffer führt, die auf ihn hören und nach deren Wünschen er sich richtet. Ich werde mit ihm reden, in ganz Deutschland muss unser Programm verwirklicht werden.

„Ich möchte dich bitten, den Hans zu wecken, ich habe einen wichtigen Auftrag für ihn“, sagte er zu seiner Frau, „wir brauchen dringend Pulver für die Geschütze.“

Ottilie ging, Hans Habenicht zu wecken. Müntzer entwarf den Auftrag, schrieb ihn auf und übergab ihn dem treuen Mann. „Tut mir leid, Hans, dass du schon wieder weg musst“, sagte er, „aber du kennst ja alle Verbündeten. Wir müssen bald handeln.“ Habenicht nickte. „Ich will hier sein, wenn es losgeht.“

Müntzer lächelte. „Ich möchte auch, dass du bald zurück bist. Die Herren werden nicht länger zusehen. In Mühlhausen regieren wir, und wir regieren besser als sie, Noch sind sie sich uneins, aber das kann sich bald ändern. Uns ist hier ein Brieflein in die Hände gefallen“, er griff nach einem Blatt, „in dem die Fürsten aufgefordert werden, Mühlhausen anzugreifen. Hier, lies selbst.“

Habenicht hielt das Papier unter den Kienspan und las laut und langsam: „... sonst wird sich dort ein solcher gewaltiger Haufe von Buben zusammenrotten und dem ganzen Lande zu schaffen machen.“ Er gab Müntzer den Brief zurück. „Sie fürchten den Zusammenschluss unseres Haufens mit ganz Thüringen.“

„Die Frage ist, ob Herzog Georg jetzt schon die Stadt angreifen wird, wir sind noch nicht genug gerüstet.“

„Dazu werden die evangelischen Fürsten nicht neigen, es sei denn, Georg einigt sich mit Philipp von Hessen.“

„Das hat noch Weile, sie sind sich uneins wie Hunde, die sich um fette Bissen streiten.“ Habenicht verabschiedete sich.

 

Thomas Müntzer arbeitete die Nacht hindurch. Morgens, in aller Frühe, kontrollierte er die Geschützgießer im Barfüßerkloster und befahl, weitere Glocken einzuschmelzen. „Geschütze sind jetzt wichtiger als Glockengeläut.“

„Aber die Glocken sind heilig“, widersprach man ihm.

„Heilig ist unsere Sache“, sagte er. „Die Bauern stellten seit einem halben Jahrhundert nur die Fußknechte, sie wissen mit Armbrust, Spieß und Dreschflegel umzugehen. Auf der anderen Seite stehen uns Eisenreiter und Artillerie gegenüber. Arbeitet schneller, schmelzt ein, es ist hohe Zeit. Die Bösewichter sind verzagt wie die Hunde. Das müssen wir nutzen. Mit dem Geläut, auch wenn es noch so heilig klingt, können wir sie nicht schlagen.“

Auf den Straßen grüßten die Leute ehrfürchtig den Müntzer. Sie achteten den hageren, jungen Mann. Es hieß von ihm, dass er sich nicht bestechen lasse und dass er sich nicht bereichere.

Müntzer kümmerte sich um die Rüstung des Heeres.

Er ließ im Dominikanerkloster ein Pulverlager anlegen, Landsknechtspieße einkaufen. Erfahrene Krieger bildeten die Rotten des Mühlhäuser Haufens aus.

Müntzers Einfluss wurde größer. Er predigte vor den Plebejern und versuchte ihnen klarzumachen, dass der Kampf mit den Bürgern gemeinsam geführt werden musste. Eine Spaltung der revolutionären Partei würde die Niederlage bedeuten.

Müntzer schickte Boten in das Mansfelder Land, um die Bergknappen für ihre gerechte Sache zu gewinnen.

Das Volksheer wurde stärker. Aber warum zögerten die Bergknappen? Müntzers Boten berichteten, dass sich der Graf Albrecht von Mansfeld unter den Berggesellen aufhalte, dass die Knappen unruhig seien und sich zusammenrotteten. Der Graf verspreche und bitte, aber mit wenig Erfolg.

 

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