Erst jetzt begriff Eulchen, was es sich eingebrockt hatte: Es musste allein zu Hause bleiben, und das fand es eigentlich noch grusliger als das Ausfliegen zur Nachtzeit. Das Nest erschien ihm groß und kalt, keiner war da, an den es sich ein bisschen ankuscheln konnte, und wenn es an die weichen Federn seiner Mama Eulalia dachte, die jetzt irgendwo da draußen umherflog, hätte es am liebsten geweint.
Aber schließlich war es ja ein Eulchen und keine Heulsuse, und es sagte sich, man müsse vielleicht das Beste daraus machen. Der große Eichbaum war voller Leben. Eulchen beschloss, die Nachbarn zu besuchen. Das war ein angenehmer Zeitvertreib, und man war nicht mehr einsam. So dachte Eulchen jedenfalls.
Es flog auch gleich ein Stockwerk tiefer, wo in der Höhlung des uralten Stammes der große Schwarm der wilden Bienen sein Haus hatte, und klopfte an. Erst war es still, aber dann erhob sich im Stock ein vielfältiges Summen und Brummen, und aus dem Gesurre heraus vernahm Eulchen viele Stimmen, die sagten: Wer ist da so spät am Abend, wer stört unsre wohlverdiente Ruhe?"
Ich bin's", rief Eulchen, und komme zu Besuch, liebe Nachbarinnen, Honigfrauen, ihr fleißigen, freundlichen!"
Die Bienen summten noch lauter und fragten: Wer? Wer ist's, der da draußen steht und klopft, dass unsre Waben beben? Wer?"
Na ich doch!", rief Eulchen, schon ein bisschen ungeduldig, dass man ihm nicht gleich freundlich die Türen auftat. Ich, Eulchen, euer Nachbarskind!"
Da kam es aber schlecht an, denn nun hörte sich das Summen an, als sei der ganze Stock erwacht, und es klang alles andere als gastlich, was man da hörte. Nachbarskind? Ja, schöne Nachbarschaft! Räuberskind! Räuberskind! Was willst du uns antun? Unsern Honig rauben? Unsre Kleinen, die hilflosen Larven, mit scharfem Schnabel zerfleischen? Oder gehst du gar ans Leben unsrer schönen Majestät, der Königin?"