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Mördermord. Dokumente und Dialoge von Hans-Ulrich Lüdemann, Günther Fuchs (Autor)
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Preis E-Book:
7.99 €
Veröffentl.:
15.12.2012
ISBN:
978-3-86394-902-0 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 204 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Thriller/Spannung, Belletristik/Thriller/Verbrechen, Belletristik/Thriller/Rechtlich, Belletristik/Thriller/Militär, Belletristik/Thriller/Politik, Belletristik/Thriller/Geschichte, Belletristik/Krieg & Militär, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Polizeiprozesse, Belletristik/Krimis & Detektivgeschichten/Internationale Krimis und Mystery-Romane
Kriminalromane und Mystery: Polizeiarbeit, Thriller / Spannung, Kriegsromane, Kriminalromane und Mystery, Politthriller/Justizthriller, Historische Kriminalromane
Genozid, Türkei, Armenien, Talaat Pascha, Solomon Teilirian, Attentat, Völkermord
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„Ich erinnere mich genau, junger Mann. Es war der Abend des 18. Juni 1915 - wir hielten uns vor dem Hause unseres bereits erwähnten Freundes Gehlsen auf. Da kam ein Gendarm, der mitgeholfen hatte, die Armenier zu treiben. Treiben - so umschrieben sie jedes Mal ihr furchtbares Tun. Dieser Polizist erzählte also, dass sie jeden Tag 10 bis 12 Männer getötet und in die Schluchten geworfen hätten. Auf dem Wege dorthin wären Frauen in jedem Dorfe neu geraubt und geschändet worden. Er habe selber aus Mitleid drei nackte Frauenleichen begraben und hoffe, dass der Allmächtige ihm diese guten Taten eines Tages zurechnen würde.“

Melikjan atmet tief durch. Dann vergewissert er sich noch einmal: „Das also haben Sie alles gehört, gnädige Frau?“

Frau von Wedel-Jarlsberg nickt. Und sie ist noch nicht am Ende mit ihrer Schilderung: „Am Morgen des 19. Juni, als die Todgeweihten vorübergetrieben wurden, sind wir mit ihnen in die Stadt gegangen. Nur zwei Männer waren in der Menge. Von den Frauen waren einige geisteskrank geworden. Eine rief andauernd: Wir wollen Moslems werden! Wir wollen Deutsche werden! Was Ihr wollt! Nur - rettet uns! Jetzt bringen sie uns nach Kemagh und dort werden sie uns die Hälse abschneiden!“ Frau von Wedel-Jarlsberg packt die Erinnerung. Sie schluchzt auf.

„Nimm es dir nicht so zu Herzen, meine Liebe.“ Frau Elvers legt einen Arm um die Weinende und reicht ihr ein Taschentuch, um die Tränen abzutrocknen.

„Es tut mir leid“, murmelt Soghomon Melikjan und er verbeugt sich schuldbewusst.

Aber Frau von Wedel-Jarlsberg fasst sich überraschend schnell. Sie streckt jetzt den Rücken durch und schaut wie von oben herab auf den jungen Mann vor ihr:

„Wir haben damals lange warten müssen, mein Herr. Um den Zug jämmerlich anzusehender Gestalten vorbeizulassen. In der Menge Todgeweihter liefen auch viele Kinder mit; einige hatten auffallend helles Haar und große blaue Augen, die uns so todernst und mit solch einer unbewußten Hoheit anblickten, als wären sie hier auf Erden schon Engel des Jüngsten Gerichts. Und ein griechischer Kutscher sagte uns noch: Die werden jetzt alle zusammengebunden und von hohen Felsen in die Fluten des Euphrat zu Tode gestürzt! Tausende Leichen flussabwärts hätte man bereits gesehen ...“

 

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