Wieder waren Eier aus den Nestern gestohlen.
Frau Bohndiek kniete auf dem Fußboden vor der Hühnerstalltür. "Es muss ein Tier sein", sage sie. "Hier sind Spuren von einem Tier."
Kai und Ricardo rannten hin. Manuel sah aus dem Fenster zu.
"Hier auch!", rief Kai. "Und hier! Und hier! Und hier!"
Auf einem Maulwurfshügel war eine Tatze ganz deutlich abgedrückt. Sogar die Krallen und die glatten Vertiefungen der Ballen.
"Welches Tier macht so eine Spur?", fragte die Frau die beiden Jungen.
Ricardo zuckte die Schultern.
Kai ließ sich wie Frau Bohndiek auf die Knie nieder und verfolgte die Spur. Dabei senkte er den Kopf bis dicht an den Boden. So sah er aus wie ein Polizeihund, der den Fluchtweg eines Verbrechers verfolgt.
"Es war ein Luchs, Frau Bohndiek", sagte er mit sicherer Stimme. Neulich hatten sie von Frau Rehfeld eine spannende Jagdgeschichte gehört. Da kam ein Luchs drin vor. Ein tapferes und sehr kluges Tier.
Frau Rehfeld hatte die Abbildung hochgezeigt. Ein lauerndes Tier auf einem Ast. Das hatte Kai sehr gefallen. Seitdem wünschte er sich, einem Luchs zu begegnen.
"Gibt es denn bei uns Luchse?", fragte Frau Bohndiek unsicher.
"Luchse gibt es überall", erklärte Kai.
"Und kriegen sie die Klappe vom Hühnerstall auf?"
Kai hatte sich erhoben und untersuchte die Tür.
"Diese Klappe kriegen sie immer auf. Luchse kommen noch ganz woanders rein."
"Das geht aber nicht", sagte Frau Bohndiek.
Sie nahm den Eierkorb und ging ins Haus. Sie hielt ihn ganz fest, als könnte das diebische Tier noch in der Nähe sein.
"Wir haben beim Kinderheim einen Luchs", sagte Kai zu Manuel. "Er stiehlt Eier. Er macht sich allein die Hühnerklappe auf."
Manuel ärgerte sich über Kai. Er wusste gar nicht, warum. Aber es hatte ihn schon gestört, als dieser wie ein Fährtenhund auf dem Boden entlangkroch.