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Das Gespenst in der Ingenieurburg. Drei mörderische Geschichten aus dem Zarenreich von Aljonna Möckel
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Preis E-Book:
6.99 €
Preis:
15.80 €
Veröffentl.:
10.05.2021
ISBN:
978-3-96521-439-2, 978-3-96521-403-3 (E-Book)
Sprache:
deutsch
Umfang:
ca. 152 Seiten
Kategorien:
Belletristik/Fantasy/Geschichte, Belletristik/Fantasy/Paranormal, Belletristik/Fantasy/Dunkle Fantasie, Horror, Belletristik/Geister, Belletristik/Okkult & Übernatürlich, Belletristik/Psychologisch
Belletristik: Themen, Stoffe, Motive: Seelenleben, Klassische Horror- und Geistergeschichten, Historische Kriminalromane, Historische Fantasy, Belletristik in Übersetzung, Russland, zweite Hälfte 19. Jahrhundert (1850 bis 1899 n. Chr.), Erste Hälfte 20. Jahrhundert (1900 bis 1950 n. Chr.)
Zarenreich, Russland, Kadetten, Mord, Geistesgestört, Arzt, Gespenster, Grusel, Liebe, Petersburg
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Fedossja Iwanowna kam, den Brief in der Hand, die Brille auf der Nase, wieder ins Zimmer, setzte sich Alexej Alexejewitsch gegenüber und sagte: „Pawel Petrowitsch hat mir geschrieben …“

„Was für ein Pawel Petrowitsch, Tantchen?“

„Aber Alexis, ich bitte dich – unser Pawel Petrowitsch Fedjaschew, der Hauptmann … Er schreibt über die verschiedensten Dinge, und hier ist vielleicht etwas für dich: ,Viel Aufsehen hat bei uns in Petersburg der bekannte Graf Phönix erregt, den man auch Cagliostro nennt. Er hat der Fürstin Wolkonskaja eine kranke Perle geheilt; den Rubin im Ring des Generals Bibikow auf elf Karat vergrößert und obendrein ein Luftbläschen im Innern beseitigt, er hat Kostitsch, einem Spieler, in einem Punschglas eine außergewöhnliche Kartenfolge erscheinen lassen, worauf der schon am nächsten Tag mehr als hunderttausend Rubel gewann, dann hat er aus dem Medaillon der Kammerfrau Golowina den Geist ihres verstorbenen Ehemannes erweckt, der sie bei der Hand nahm und mit ihr sprach – seither hat die arme alte Dame endgültig den Verstand verloren. Kurz, man kann gar nicht alle Wunder aufzählen … Die Zarin war schon geneigt, ihn an den Hof zu laden, doch da geschah etwas höchst Amüsantes: Fürst Potjomkin entflammte in wilder Leidenschaft für die Frau des Grafen Phönix, eine gebürtige Tschechin. Ich selbst habe sie nicht zu Gesicht bekommen, aber man erzählt sich, sie wäre eine Schönheit. Potjomkin überhäufte den Grafen mit Geld, Teppichen und anderen wertvollen Dingen; als er jedoch erkennen musste, dass damit nichts zu erreichen war, beschloss er, die Schöne auf einem Ball zu entführen, den er geben wollte. Aber gerade an diesem Tag verschwanden Graf Phönix und seine Frau mit unbekanntem Ziel aus Petersburg, und die Polizei sucht sie noch heute ohne jeden Erfolg …“

Alexej Alexejewitsch hörte sich den Brief mit großem Interesse an und las ihn dann selbst durch. Leichte Röte hatte seine Wangen überzogen.

„All diese Wunder“, sagte er, „sind auf eine unerklärliche magnetische Kraft zurückzuführen. Ach, wenn ich doch mit diesem Mann zusammentreffen, ihm begegnen könnte!“ Unter lauten Ausrufen begann er im Zimmer hin und her zu laufen. „Ich würde die nötigen Worte finden, ihn anflehen, dass er seine Kunst auch an mir versucht … Er soll meinem Traum Gestalt verleihen, meine nächtlichen Visionen zum Leben erwecken, auch wenn sich mein Dasein danach wie Nebel verflüchtigt. Ich werde ihm nicht nachtrauern.“

Fedossja Iwanowna sah den Neffen mit ihren runden, blässlichen Augen angsterfüllt an. Und man konnte in der Tat erschrecken. Alexej Alexejewitsch hatte sich in den Sessel fallen lassen – er schaute mit einem abwesenden Lächeln durchs Fenster nach draußen, wo zwei Mädchen mit einem Korb voller Pilze näher kamen, aber er nahm weder Pilze noch Mädchen noch etwa die Felder wahr, über denen sich jetzt eine hohe Staubwolke erhob. Sie wälzte sich auf dem Rain zwischen den Getreidepflanzungen voran und scheuchte dabei die Vögel auf einer am Wegrand stehenden Birke auf.

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